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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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glaubte dem jungen Krieger jedoch nicht und unterzog ihn allerlei Prüfungen. Und da geschah, dass Lug in der ersten Nacht ein Schlaflied spielte, und alle, der König, seine Soldaten und Gäste fielen in einen tiefen Schlaf. Dann spielte er ein Lied der Freude und alle lachten und waren guter Dinge. Schließlich spielte er ein Lied der Trauer und alle weinten und jammerten.«
    »Wie hat er das gemacht?«
    »Er beherrschte die Kunst aller Künste, er war Herr über die Seelen der Menschen. Er konnte sie lachen, weinen, schlafen oder wach sein lassen. Er besaß mehr Macht als jeder König. Und so geschah es, dass König Nuada einsah, dass es einen gab, der mehr Macht besaß als der König selbst, und Lug bestieg den Königssitz, während Nuada dreizehn Tage aufrecht vor ihm stehen musste.«
    »So einen Menschen gibt es gar nicht«, murmelte Rupert. »Aber die Geschichte war schön. Ich möchte auch mehr Macht haben als ein König. Dann würde ich mich für alles rächen, was man mir angetan hat.« Er schloss ermattet die Augen.
    Rigana beugte sich wieder zu ihm herab und strich sanft über seine Stirn. »Wenn du es nur willst, dann wirst du diese Macht besitzen.« Doch Rupert war schon eingeschlafen.
     
     
    Mit jedem Tag kehrten seine Kräfte etwas mehr zurück und bald konnte Rupert das erste Mal das Lager verlassen. Rigana lebte allein in einem Häuschen, das auf einer großen Lichtung stand. Einen Teil der Lichtung hatte sie umgebrochen und als Garten angelegt, wo sie ein wenig Getreide, Rüben, Gemüse und Kräuter anbaute. Zwei Ziegen standen in einem Verschlag, es gab einige Hühner, die ihre Eier stets irgendwo in den Wald legten und nach denen Rigana stundenlang suchen musste.
    Neben dem Häuschen stand eine aus Reisig geflochtene Hütte, deren Sinn Rupert zunächst unklar war. Rigana schleppte Holz und Reisig in die Hütte und entfachte ein Feuer. Im großen Kupferkessel darüber erhitzte sie Wasser. Keuchend schöpfte sie das heiße Wasser in einen Zuber um.
    »Komm her!«, rief sie ihm zu, als er vor dem Haus hockte und in die Sonne blinzelte. Er erhob sich und wankte mit kraftlosen Beinen zur Hütte hinüber. Neugierig lugte er hinein. Vor lauter Dampf konnte er kaum etwas erkennen. Das Wasser gluckerte in dem hölzernen Zuber und Rigana prüfte die Temperatur mit ihrer Hand. Dann warf sie frische Kräuter hinein und ein betörender Duft verbreitete sich in der kleinen Hütte.
    »Leg deine Sachen ab«, sagte sie und rührte das Wasser um.
    »Was?« Rupert zuckte zurück.
    »Sei nicht albern und kleide dich aus. Du musst baden.«
    Rupert entkleidete sich zögernd. Er warf einen scheelen Seitenblick auf Rigana, die ihn unverhohlen betrachtete. Rupert hatte eine schöne, schlanke Figur, noch knabenhaft, doch mit deutlich beginnender Männlichkeit. Seidiges, schwarzes Haar schmiegte sich an seine Beine, sein handlanges Glied wurde von einer Wolke dunklen Haars umkränzt, das sich zum Nabel hin verdünnte. Ein wenig verlegen wandte er sich ab.
    Rigana lächelte. »Sei nicht so verschämt. Ein menschlicher Körper ist etwas ganz Natürliches und etwas sehr Schönes.« Rupert dachte an das fahle, schwabbelige Fleisch von Bruder Hieronymus und verzog angewidert das Gesicht.
    »Das hat man euch im Kloster natürlich nicht gesagt«, meinte sie abfällig.
    Er senkte den Kopf, um Rigana nicht in die Augen blicken zu müssen. Am liebsten hätte er ihr erzählt, was im Kloster geschehen war, doch er wagte es nicht. Sie würde es sicher nicht verstehen. Außerdem schämte er sich, dass sie sich so völlig gegensätzlich verhielt als alles, was er bislang erlebt und gelehrt bekommen hatte.
    Sie deutete sein Schweigen anders. »Du musst deinen Körper lieben lernen.«
    »Lieben?« Nun hob er doch den Kopf und starrte sie entsetzt an, aber Rigana schob ihn sanft zum Bottich.
    »Alles zu seiner Zeit. Ich denke, du hast keine angenehmen Erinnerungen an das Kloster, nicht wahr? Du musst den Schock überwinden, das dauert eine Weile. Vergessen wirst du es wohl nie.«
    Er schüttelte stumm den Kopf. Vorsichtig stieg er in das warme Wasser und ließ sich mit einem tiefen Seufzer hineingleiten.
    »Wasser ist das wichtigste Element im Leben«, sagte Rigana und schöpfte den duftenden Sud mit ihren Händen unablässig über seine Schultern. Sie hockte hinter ihm, ihr Gesicht ganz nah an seinem. Er fand es angenehm, die Wärme des Wassers, die seine Muskeln lockerte, ihre sanften Hände, ihre Stimme, ihre Nähe… Er schloss die
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