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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier
Autoren: Susan Hastings
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Gesicht lang erschien und etwas herb. Sein Kinn war energisch, doch die schön geformten Lippen milderten den strengen Schnitt. Das dichte, dunkle Haar hing wirr in seine Stirn und klebte an der feuchten Haut. Kleine Schweißtropfen rannen von seiner Schläfe herab.
    Rigana beendete ihre Massage, indem ihre Hände wieder seinen Körper aufwärts wanderten. Rupert öffnete die Augen und sie glühten wie schwarze Kohlestückchen. »Mach weiter«, stöhnte er.
    »Nein«, sagte sie leise, aber bestimmt. »Und hier setzt mein Wille ein. Sei nicht so voreilig. Du hast noch viel, viel Zeit.«
    Seine Augen funkelten immer noch und schienen in seiner unterdrückten Lust noch schwärzer zu werden, als sie ohnehin schon waren. Sie blickte ihm fest in diese wunderschönen Augen und wusste, dass er einmal ein faszinierender Mann werden würde. Noch war er ein Jüngling, kein Knabe mehr, aber auch noch kein Mann. Sie würde sehr behutsam vorgehen müssen.
    Mit einem Lächeln strich sie mit ihren feuchten Händen über sein Gesicht. »Tauch ab, jetzt werde ich dich einseifen und deinen Körper so schrubben, dass du mich anflehst, dass ich aufhören soll.«
    Sie griff nach einem seltsamen Knäuel aus dünnen Birkenzweigen und fuchtelte damit vor seiner Nase herum. »Steh auf, damit ich deinen Körper mit Seife einreihen kann!«
    Er erhob sich, nun gänzlich ohne Scham, und sie rieb ihn von oben bis unten mit einer Paste ein, die etwas nach Honig und etwas nach Kalk roch.
    »Das kratzt so«, protestierte er.
    »Gewiss, denn da ist feiner Sand und Kleie aus gebrochenen Mandeln und Hafer darin. Es schmirgelt deine Haut seidenweich. Zum Schluss bist du wieder glatt wie ein Säugling.«
    »Um Himmels willen, Rigana!«
    »Halt den Mund jetzt, es kommt noch schlimmer.« Sie nahm das Knäuel aus Birkenzweigen und rubbelte damit auf seiner Haut herum, bis er schmerzhaft das Gesicht verzog. »Mein Körper sagt mir, dass er das nicht mag!«, rief er.
    »Und mein Wille sagt deinem Körper, dass er das, verdammt noch mal, auszuhalten hat!«
    Rupert stöhnte erleichtert auf, als Rigana endlich mit dieser Tortur aufhörte und er sich wieder ins Wasser fallen ließ. Sorgfältig spülte sie ihm die Paste vom Körper.
    »Und nun raus aus dem Bottich!«, kommandierte sie und er sprang freiwillig heraus. »Halt! Nicht so schnell!« Sie hielt einen Eimer in der Hand, und ehe er sich versah, hatte sie ihm das eiskalte Wasser über den Kopf gekippt.
    Er rang nach Luft und verdrehte entsetzt die Augen. »So, nun kannst du dich abtrocknen, und zwar genauso gründlich, wie du gewaschen wurdest.« Schnell griff er nach dem dicken Leinentuch und rieb über seine Haut. Er sog scharf die Luft zwischen den Zähnen durch. Sein ganzer Körper war krebsrot und brannte wie Feuer.
    »Abtrocknen!«, herrschte Rigana ihn an. »Auch wenn es wehtut.«
    »Wozu soll das alles gut sein?«, fragte er. »Glaubst du wirklich, dass mein Körper das will?«
    »Aber ja! Nicht jeden Tag, doch ab und zu gewiss. Du wirst sehen, bald schon wirst du dich danach sehnen.«
    »Niemals!« Entschieden schüttelte er den Kopf.
     
     
    Er tauchte in eine völlig andere Welt ein. Alles, was in seinem Leben bisher Gültigkeit zu haben schien, warf Rigana über den Haufen. Er wunderte sich darüber so sehr, dass er nicht bemerkte, wie geschickt und sanft sie seine verwundete Seele heilte.
    Diese Kräuterfrau, die allein mitten im Wald lebte, wurde für ihn zu einer Bezugsperson, die so vieles in einem war, Göttin, Mutter, Freundin, Geliebte… Alles, was er über Frauen bislang gehört und gesehen hatte stellte sie auf den Kopf. Er lernte, eine Frau mit anderen Augen zu sehen.
     
     
    Sie betrat die kleine Hütte und er stand verlegen neben dem Bottich mit dem dampfenden Wasser. Er schaute nicht hin, als sie die Schnalle ihres Gürtels öffnete. Ihre Augen glitten prüfend über die Dinge, die er bereitgelegt hatte: trockene Tücher, den Korb mit Öl und Seife, die frischen Kräuter, neue Kleidung. Sie nickte zufrieden und lächelte. Sorgsam legte sie den Gürtel auf den Hocker.
    »Komm her und entkleide mich«, sagte sie.
    Rupert schluckte schwer. Er bemühte sich, seine zitternden Finger zu beherrschen, die an der Fibel nestelten, die ihr schlichtes Kleid auf der Schulter zusammenhielt. Sie stand so verdammt nah vor ihm, er spürte ihren Atem, die Wärme ihres Körpers, den Duft ihrer Haut.
    Sie blieb geduldig stehen, bis er den Verschluss geöffnet hatte und vorsichtig den Stoff über ihre
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