Der schwarze Magier
Leuten?«
»Natürlich!«
»Bitte, tretet zu mir her, ehrwürdiger Bischof, damit Ihr zuerst erfahrt, was ich dann allen anderen Leuten auch sagen werde.«
Der Bischof wechselte einen fragenden Blick mit den Klerikern, doch die zuckten nur mit den Schultern oder nickten. Ächzend erhob sich der Bischof und kam von seinem Podest herunter. Einige Schritte vor Rupert blieb er stehen. Rupert trat einen Schritt auf den Bischof zu, doch der wich zurück.
»Ehrwürdiger Bischof«, flüsterte Rupert. »Warum ängstigt Ihr Euch? Ich bin gefesselt, überall stehen Wachen. Ich möchte Euch nur etwas sagen.« Wieder trat Rupert vor und diesmal blieb der Bischof stehen.
Rupert atmete tief durch und blickte konzentriert in die hellen Fischaugen. Seine Augen fixierten sein Gegenüber, machten ihn willenlos. Der Bischof starrte Rupert an, der leise die Lippen bewegte. Für alle Anwesenden sah es aus, als lausche er erstaunt dem, was Rupert ihm leise zuflüsterte.
Irische Worte waren es, die über Ruperts Lippen kamen, Zauberformeln, leise Gesänge, die dem Bischof den Willen raubten, in sein Gehirn krochen und darin herumspukten. »Ich bin unschuldig, ich bin unschuldig«, wisperte es. Gleichzeitig stieg Todesangst in ihm auf, doch er stand wie gelähmt, die glühenden schwarzen Augen nahe an seinem Gesicht. »Wenn du mir nicht glaubst, dass ich unschuldig bin, werden dich schwarze Würmer bei lebendigem Leib zerfressen und deine Seele wird sich in eine Fledermaus verwandeln. Denn der wahrhaft Schuldige bist du! Du begehst Völlerei, du verurteilst Unschuldige, du lädst Schuld auf dich, indem du Lügen glaubst und Leben nimmst. Dein Magen ist von Säure zerfressen, deine Leber vom Wein getränkt. Deine Galle ist zu Stein geworden und dein Herz wird von Fett erdrückt. Dein Gehirn weicht auf wie Brot in der Suppe und die Knochen biegen sich unter der Last deines Körpers, bis sie brechen. Und deine Eitelkeit ist wie schwarze Galle, die sich in dein Blut mischt. Nur ich kann dich heilen von dem Gift in deinem Körper. Wenn du mich verurteilst, wirst auch du sterben. Verkünde jetzt laut, dass ich unschuldig bin!«
Rupert wandte sich an das Konzil. »Hiermit sage ich es laut vor allen ehrenwerten Herren dieses Tribunals: Ich bin unschuldig, denn ich sage die Wahrheit.«
Steif wie eine Puppe wandte sich der Bischof ebenfalls um. »Er ist unschuldig«, sagte er. »Er ist unschuldig.«
Die Kleriker redeten aufgeregt durcheinander. »Ist das möglich? Was hat er gesagt? Ist er wirklich unschuldig?«
»Er sagt die Wahrheit, er ist unschuldig, er ist unschuldig, er ist unschuldig«, wiederholte der Bischof monoton.
»Aber er spricht so eigenartig, was ist mit dem Bischof? Ihr habt ihn verhext!«
»Ehrenwerte Herren!« Rupert breitete die Arme aus. »Der Bischof ist wie immer, nur seine letzte Mahlzeit war wohl etwas zu… üppig.«
Der Bischof hielt die Hand auf seinen Bauch gedrückt, seine Augen traten noch weiter vor, als er einen der Kirchenmänner anstarrte, der zu ihm geeilt war und ihm verwirrt ins Gesicht blickte. Der sprang ganz schnell beiseite, als sich der Bischof in hohem Bogen übergab.
»Quot erat demonstrandum«, schloss Rupert mit einem fröhlichen Lächeln.
»Was ist denn das?«, fragte Rupert entsetzt und blieb an der Tür stehen. Seine Augen hefteten sich auf das halbwüchsige Schwein, das sich im Behandlungszimmer recht wohl zu fühlen schien.
»Ein Schwein«, antwortete Clemens und grinste breit.
Rupert warf ärgerlich seinen Mantel ab. »Das sehe ich selbst. Wo hast du es her?«
»Pontefozzi hat es gebracht. Als Bezahlung für Eure… Hilfe.«
»Was?« Rupert fuhr herum und Clemens wich sicherheitshalber zurück. Aus Ruperts Augen sprühten drohende schwarze Blitze. »Ein Schweineleben für zwei Menschenleben? Ich drehe dem Kerl den Hals herum!«
»Er wagte nicht, Euch Geld zu geben, nachdem Ihr… nachdem die Heilige Kirche Euch dafür strafen wollte. Er hat Angst.«
»Du brauchst diesen Schwächling nicht noch zu verteidigen«, knurrte Rupert ungehalten. »Erst winselt er um das Leben seiner Frau und jetzt um sein eigenes. Was sind das für rechtschaffene Christen? Pfui Teufel!« Er spuckte verächtlich aus und stieß das Schwein beiseite. Es protestierte unter lautstarkem Quieken und flüchtete sich unter den Tisch.
»Soll ich es in den Garten lassen?«, fragte Clemens.
»Nein, auf keinen Fall! Es ackert meine Kräuterbeete um. Am besten, wir machen einen Schinken daraus.«
Clemens
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