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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Spiegel!«
    Richard machte eine kurze Kopfbewegung und der Raum leerte sich. »Ich bleibe hier«, sagte er entschieden.
    »Wie Ihr wünscht«, knurrte Rupert und kümmerte sich nicht mehr um seinen hohen Gast. Mit schnellen, präzisen Handgriffen bereiteten er und Clemens alles zur Operation vor. Clemens flößte dem Mann die bewährte Mischung aus Mohnsaft und dem Extrakt der Tollkirsche ein, bis sich dieser in einem tiefen Rauschzustand befand.
    Richard hatte sich auf einen Schemel in die Ecke des Raumes zurückgezogen und blieb ruhig sitzen. Er wusste, dass auch er nicht von Strafe verschont blieb, wenn er die Amputation gestattete, aber die Sorge um Cunningham ließ ihn diesen Gedanken für nebensächlich erscheinen.
    Was dann vor seinen Augen geschah, würde er wohl zeit seines Lebens nicht vergessen. Mit winzigen Instrumenten und gebogenen Nadeln, feiner als sie die Frauen für ihre Stickarbeiten benutzten, vernähte der Arzt die durchtrennten Sehnen und größeren Blutgefäße. Den Knochen richtete er vorsichtig und schiente den Arm mit einem schalenförmig ausgehöhlten Holz.
    Richard beobachtete erstaunt die Hände des Mannes, die zu so einer feinen Arbeit befähigt waren, ohne zu zittern, ohne einen falschen Griff zu machen. Er hatte Muße, das konzentrierte Profil des Arztes zu studieren, sein langes, schmales Gesicht mit den hoch angesetzten Wangenknochen, die scharf geschnittene Nase und die stechenden schwarzen Augen. Sein Haar war ebenso schwarz wie seine Augen und entgegen der allgemeinen Mode sehr kurz geschnitten. Alles in allem wirkte er unheimlich und exotisch, und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er ein Engländer sein sollte. Vielleicht Normanne, vielleicht auch… Richard wagte nicht weiterzudenken. Er gab sich einen Ruck und richtete seine Aufmerksamkeit auf Cunningham.
    Clemens wechselte die Lichter aus, verbrauchte Unmengen von Leinen, schleppte Wasser heran, flößte Cunningham immer wieder einige Tropfen des Rauschmittels ein. Der Patient wimmerte leise vor sich hin, doch er blieb halbwegs ruhig auf dem Tisch liegen.
    Stück für Stück lockerte Rupert die Abschnürung und kontrollierte das Einfließen des Blutes in den Arm. Er hoffte, dass die Hand noch nicht abgestorben war.
    Irgendwann nach einer Zeit, die Richard fast unendlich erschien, richtete sich der Arzt auf. Er ging zu einer Schüssel, um sich lange und ausgiebig die Hände zu waschen. Während er sich abtrocknete, warf er einen Blick auf Cunningham. Dann ging er mit wenigen Schritten auf Richard zu.
    Der König erhob sich. »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte…«, sagte er mit rauer Stimme.
    Rupert hob die Schultern. »Ich kann es nicht garantieren, aber wenn das Blut in der Hand wieder fließt und die Wunde sich nicht entzündet, wird er es überleben und nicht wie ein Verbrecher mit abgeschlagener Hand herumlaufen.«
    »Wer seid Ihr?«, fragte Richard ergriffen.
    »Mein Name ist Rupert de Cazeville, Sire.«
    »Ihr seid Normanne?«
    »Ja. Meine Vorfahren kamen nach England. Ich bin in Cornwall geboren.«
    »Es ist wirklich unglaublich… Ich würde mich Euch gern erkenntlich zeigen. Fordert von mir, was Ihr wollt!«
    Ruperts Augen blitzten spöttisch auf. »Kann man Menschenleben mit Geld bezahlen? Zerstört ist es oft mit einem Schwertstreich.«
    Richard hob erstaunt die Augenbrauen. »Ihr führt wirklich seltsame Reden. Cunningham ist es mir wert.«
    »Ein Menschenleben ist so viel wert wie das andere. Egal, ob einer adlig ist, ein König oder ein… Hafenarbeiter.«
    Tiefe Röte flog über Richards Gesicht. »Ich verzeihe Euch, weil Ihr das Leben meines Freundes gerettet habt«, erwiderte er und unterdrückte seinen Zorn.
    »Ihr verzeiht mir?«, fragte Rupert mit leiser Ironie. »Dabei müsstet Ihr selbst am besten wissen, dass vor Gott alle gleich sind. Denn wenn es ans Sterben geht, macht er keinen Unterschied.« Er streckte seine Hände vor. »Ich pfusche ihm ins Handwerk. Und Gott scheint mir zu verzeihen, denn ich lebe immer noch.«
    Richard wich einen Schritt zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich fasse es nicht«, murmelte er. »Seid Ihr ein Teufel oder ein Genie?«
    Jetzt lachte Rupert spöttisch auf. »Vielleicht beides, aber ich fühle mich in dieser Rolle nicht unbedingt wohl. Die Menschen machen mir zu schaffen.« Der König warf ihm einen schnellen, prüfenden Blick zu.
    »Können wir ihn wieder mitnehmen?«, fragte Richard und zeigte auf den

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