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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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blickte mit Bedauern auf das Ferkel. »Es ist doch noch viel zu klein und zu mager, kaum eine Speckschicht drauf. Es lohnt sich nicht, Herr. Außerdem hat es so liebe Augen, fast menschlich.«
    Der Blick, den Rupert seinem Gehilfen zuwarf, drang diesem durch Mark und Bein, doch Clemens grinste tapfer. Zu viel hatte er mit diesem Mann schon erlebt, und obwohl er immer noch eine gesunde Scheu vor ihm empfand, hatte er doch keine Angst, ließ sich nicht von ihm einschüchtern. Kopfschüttelnd wandte Rupert sich ab und blickte in den schwarzen Kessel, in dem das Essen brodelte. Clemens hatte eine kräftige Knochenbrühe gekocht mit Gemüse und kleinen Teigröllchen als Einlage. Es duftete verlockend. Auch das Schwein hob mit leisem Grunzen seinen rosa Rüssel.
    »Ich will essen«, knurrte Rupert und wusch sich ausgiebig die Hände und das Gesicht in der Schüssel, die stets neben dem Herd stand. Dann setzte er sich an den Tisch. Clemens gegenüber blieb er ruhig, doch in seinem Inneren stand alles unter Spannung. Das war knapp und mit der Heiligen Inquisition war nicht zu spaßen. Wenn der Bischof herausbekam, dass er lediglich hypnotisiert worden war, würde Rupert sich nicht noch einmal von der Anklage der Hexerei befreien können.
    Clemens deckte den Tisch mit zwei flachen Holzschüsseln, hölzernen Löffeln, Brot und Käse. Ein Krug mit frischem Wasser stand immer bereit. Schweigend aßen sie die Suppe.
    Niemals hatte Rupert Clemens gelobt, aber solange er ihn nicht grollend anfuhr, war Clemens zufrieden. Die Tatsache, dass der Arzt die Suppe aß, war Lob genug.
    Plötzlich ließ Rupert den Löffel fallen und sprang auf. Er musste weg von hier, er konnte nicht länger bleiben, ohne sich in Gefahr zu begeben. Sein zweites Gesicht, seine Weissagungsfähigkeit, seine Visionen versagten, wenn es um ihn selbst ging.
    Clemens spürte, dass sein Herr aufgeregt war. Der Mann war seltsam genug. Andererseits hatte Clemens so viel von ihm gelernt, und das nicht nur in der Medizin, wie er es nirgendwo anders hätte lernen können, nicht einmal auf einer Universität. Clemens war arm, hatte niemals Schreiben und Lesen gelernt. Trotz de Cazevilles seltsamen Verhaltens ging es Clemens gut bei ihm. Sein Herr sorgte für gutes Essen, warme und trockene Kleidung, ein frisches Strohlager in der Kammer. Niemals züchtigte er den Jungen, auch wenn de Cazeville oft übellaunig und kurz angebunden war. Clemens fürchtete seinen durchdringenden, allwissenden Blick, die Schärfe seines Verstandes und die seltsamen Riten, die er beging. Aber bislang hatte er dadurch keinen Schaden genommen. Um nichts in der Welt würde er diesen Mann freiwillig verlassen.
    »Herr, was ist mit Euch? Ihr seid doch von der Anklage freigesprochen worden. Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nichts ist in Ordnung!«, schnaubte Rupert. Dann blickte er Clemens durchdringend an. »Der Wind weht«, sagte er leise. »Der Wind weht und bringt einen Duft von Freiheit.«
    Clemens wich vor ihm zurück. Jetzt war der Meister doch noch verrückt geworden! Wer weiß, was sie im Folterkeller alles mit ihm angestellt haben. Er musste unbedingt für ihn und sein Seelenheil beten!
     
     
    Im Hafen von Genua herrschte reger Betrieb. Mehrere große Schiffe voller gepanzerter Ritter, mit Pferden, Kriegsgerät und Soldaten beladen, lagen am Kai. An manchen wurden Reparaturen vorgenommen, andere mit Lebensmitteln und Wasser beladen.
    Auf einem der Schiffe befand sich ein besonderer Passagier. Er war nicht so ohne weiteres von den anderen Rittern zu unterscheiden, denn auch er trug ein Kettenhemd und eine Tunika darüber. Drei goldene Löwen auf seinem Waffenrock wiesen ihn jedoch als einen Mann aus dem Hause Plantagenet aus. Es war der englische König Richard.
    Ungehalten über den unfreiwilligen Aufenthalt, stapfte er über die Planken und ließ sich dann auf einem Berg Taue nieder. Seine wachen Augen unter den dichten rotblonden Brauen beobachteten aufmerksam das Treiben.
    Der grässliche Schrei gellte über das Deck und alle Männer erstarrten zur Salzsäule. Mit entsetzten Augen starrten sie auf den Mann, der mit seltsam verrenktem Körper neben dem Lastenaufzug kniete. Seine Hand klemmte zwischen Seil und Rolle. Das Seil hatte sich wie ein Messer ins Fleisch geschnitten. Mitten aus der entsetzlichen Wunde ragte hell der Knochen.
    »Bei allen Heiligen«, ächzte der Kapitän. Er stützte den Mann, der das Bewusstsein zu verlieren drohte. »Wo ist der Wundarzt?«
    Richard war

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