Der schwarze Magier
sechshundert Goldstücken heranzuschaffen.
Zum vereinbarten Termin schickte der Sultan zweihundert Goldstücke und einen Teil der Gefangenen ins christliche Lager. Die Namen der Gefangenen wurden mit einer Liste verglichen. Die Zahl der Gefangenen stimmte, aber nicht alle ihre Namen.
»Wenn der Sultan sich nicht an die Abmachungen hält, kann ich ihm seine Gefangenen nicht ausliefern. De Cazeville, überbringt dem Sultan mein Wort. Ich stelle ihm ein neues Ultimatum. In zwei Tagen erwarte ich die anderen Gefangenen.«
Saladin ließ über seinen Bruder el-Adil ausrichten, dass er Richard bitte, entweder eine Teillieferung mit Geiseln für die fehlenden Edlen anzunehmen oder aber eine entsprechende Anzahl seiner Leute zu schicken. Er könne auch die Lieferung annehmen und ihm als Sicherheit für die Freilassung der Gefangenen Geiseln stellen.
»Was bildet sich dieser Kameltreiber eigentlich ein?«, wütete Richard. »Will er mich zum Narren halten? Er will verhindern, dass wir nach Jerusalem ziehen. Er spielt seine Spielchen mit mir!«
»Sire, ich habe den Eindruck, dass der Sultan wirklich in Schwierigkeiten steckt.«
»Was für Schwierigkeiten? Wo sind die Leute, die fehlen?
Vielleicht hat er sie umgebracht und versucht nun, es auf diese Weise zu vertuschen.«
»Wir sollten Vorsicht walten lassen, Sire«, gab Rupert zu bedenken. »Auch wir haben nicht alle muslimischen Gefangenen. Diejenigen, die unter Konrad von Montferrats Bewachung stehen, hat er nicht herausgegeben.«
»Konrad fühlt sich stark, seit er sich auf Philipps Seite geschlagen hat. Doch es ändert nichts daran, dass ich nicht auf die Winkelzüge des Sultans eingehe.« Richard hieb mit der Faust auf den Tisch.
Rupert erhob sich. »Dann lehne ich eine weitere Vermittlung ab.«
»De Cazeville, das könnt Ihr nicht machen!«
»Natürlich kann ich das. Ihr vergesst, dass ich freiwillig an Eurer Seite geblieben bin. Ich werde Euch nicht weiter in Eurem unbedachten Tun unterstützen.«
»Dann belagere ich Tyrus und zwinge Konrad, die Gefangenen herauszugeben.«
»Sire, Ihr vergesst, was Euch noch an Rittern und Soldaten geblieben ist. Wie wollt Ihr noch Jerusalem erobern, wenn Ihr Eure Leute so sinnlos opfert?«
Erregt lief Richard hin und her. »Ich werde sie nicht opfern. Nicht meine Leute! Lasst die gefangenen Sarazenen bringen. Soll er sie haben. Alle!«
Es waren zweitausendsiebenhundert muslimische Geiseln, die unter Richards Bewachung standen. Richard ließ sie zwischen beide Armeen am Tell Kaisan führen, der König stand bebend an der Grenzlinie.
»Könnt Ihr Eure Leute sehen, ehrwürdiger Sultan?«, höhnte er zur anderen Seite hinüber. Die Gefangenen standen so, dass die Sarazenen sie gut sehen konnten.
Richard streckte den Arm aus. »Ihr habt Euren Teil der Vereinbarung nicht eingehalten, Saladin. Hier habt Ihr Eure Leute zurück!« Zu seinen Soldaten rief er: »Schlagt ihnen die Köpfe ab. Allen!«
Die Soldaten widmeten sich mit Feuereifer der Schlächterarbeit und dankten dabei Gott für diese Gelegenheit, ihre Kameraden zu rächen, die vor der Stadt gefallen waren. Sie beließen es nicht dabei, die Geiseln zu köpfen, sie schlitzten ihnen die Bäuche auf und hackten ihre Leichen in Stücke. Und sie verschonten dabei auch nicht Frauen und Kinder der Gefangenen, die Seite an Seite mit ihnen niedergemacht wurden. Das Schreien und Wehklagen der Opfer ließ den König ebenso kalt wie der blutgetränkte Boden.
Als das Gemetzel vorüber war, verließen die Ritter die grausige Stätte mit ihren verstümmelten Leichen. Mochten doch die Muselmanen kommen und ihre geopferten Landsleute zusammenklauben.
Zwei Tage später führte Richard das Heer aus der Stadt nach Süden.
Ruperts Entsetzen über Richards Bluttat verbarg er hinter eisigem Schweigen.
»Ich weiß, dass Ihr mir nicht zugestimmt hättet«, begann Richard von sich aus ein Gespräch. »Ihr müsst mich deshalb nicht mit Verachtung strafen. Nach der Schlacht bei Hattin ist Saladin mit den christlichen Gefangenen ebenso verfahren. Er hat die Templer eigenhändig geköpft.«
»Das entschuldigt nicht Eure Barbarei«, entgegnete Rupert kühl. »Es war töricht und sehr kurzsichtig von Euch. Erstens wird Saladin nun seine christlichen Gefangenen ebenso hinmetzeln und Ihr werdet sie nicht Wiedersehen. Und zweitens sind nun alle Verhandlungen zunichte gemacht.«
Richard zuckte ungerührt mit den Schultern. »Saladin soll sehen, dass ich nicht mit mir spielen lasse. Es war
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