Der schwarze Magier
Kranken behandeln, und auch, nachdem sie ihn berührt haben.«
»Nun ist es aber genug!«, protestierte der völlig beleidigte Arzt. »Ihr mögt vielleicht ein geschickter Bader sein, aber was die Krankenpflege betrifft, so ist das doch Sache der Ordensbrüder.«
Der Disput wurde unterbrochen durch einen heftigen Streit. Ein Tempelritter war mit einem Ordensbruder der Johanniter aneinander geraten und der Templer zog erzürnt das Schwert.
»So geht das hier jeden Tag«, flüsterte der junge Ordensbruder, der Rupert bei der Operation assistiert hatte. »Die Templer bekämpfen die Johanniter, die Genueser die Pisaner. Und vor den Mauern stehen die Sarazenen.«
Rupert hielt die Zeit für gekommen, sich aus dem Staub zu machen. Er hatte genug gesehen. Hier würde er keinesfalls etwas Neues lernen können. Er schlenderte vorbei am lang gestreckten Speisesaal für die Verköstigung der Pilger, die im Hospiz eine Bleibe für die Nacht fanden, vermied die dunklen Lagergewölbe und nahm aus den Augenwinkeln das kleine Gefängnis nahe des Eingangspostens wahr. Diese grandiose Anlage war Hospital und Festung in einem. Rupert war sich sicher, dass in den riesigen Gewölben im untersten Stockwerk neben Unmengen von Lebensmitteln auch ausreichend Waffen gelagert wurden.
Ein jüdischer Händler stand mit seinem exotisch bunten Karren mitten auf dem turbulenten Hof und pries lautstark seine Wundermedizin an, die in kleinen Tonkrügen am Dach seines Karrens hing.
»Was ist das für Wundermedizin?«, fragte ihn Rupert auf Hebräisch. Erfreut wandte der Jude sich ihm zu und die bunten Quasten an seinem Hut wackelten heftig hin und her.
»Oh, gegen alles, edler Herr! Verdorbener Magen, Furunkel, schweißige Füße, Lahmheit der Lenden…«
»Erzähl nicht solch einen Unsinn, du Quacksalber! Es gibt keine Medizin gegen alle Krankheiten. Jede Krankheit muss gezielt behandelt werden.«
»Ihr irrt Euch, Herr, es gibt sie doch. Ihr habt Recht, was hier hängt, taugt nicht viel. Aber das«, er machte eine verschwörerische Geste, »ist wirklich eine besondere Medizin. Sie hilft gegen die Schlafkrankheit, gegen Fieber des Geistes und gegen Schlangenbisse.«
Skeptisch nahm Rupert den kleinen Krug in die Hand, öffnete ihn und roch daran. Der Saft war bitter. »Was ist das?«
»Man nennt es Chinin. Händler aus dem Osten haben es mitgebracht. Man gewinnt es aus der Rinde eines Baumes, der in einem Land wächst, das sich jenseits des Reiches des großen Alexanders befindet.«
»Du willst doch nur den Preis hochtreiben«, knurrte Rupert ihn an.
Der Jude verbeugte sich untertänig und schlug immer wieder mit der Hand gegen die linke Seite seiner Brust. »Bei meinem Leben und dem Schlagen meines Herzens, edler Herr, glaubt mir, es ist die reine Wahrheit.«
Rupert nahm die Flasche und warf dem Juden eine Münze hin. Er würde diesen Saft in Ruhe untersuchen und seine Wirkung ausprobieren.
»Auch wenn Ihr Euch noch im Glanz Eures Sieges sonnt, Sire«, sagte Rupert am Ende dieses Tages zu Richard, »ist der Untergang der Kreuzritter besiegelt.«
Richard lachte ungläubig. »Wie kommt Ihr darauf?«
»Die Engstirnigkeit dieser Blechköpfe ist zu offensichtlich, lieber schlagen sie sich gegenseitig den Schädel ein, als dass sie es schaffen würden, gemeinsam gegen einen Feind stark zu sein.«
»Ist das Eure Prophezeiung, de Cazeville, oder Eure eigene Meinung?«
»Beides, Sire.«
Richard drängte es, Akkon zu verlassen und gegen Jerusalem zu ziehen, deshalb wollte er die Erfüllung des Vertrages forcieren. Saladin und Richard sollten die Einzelheiten der Übergabe persönlich aushandeln. Treffpunkt war ein einsamer Strand in der Nähe von Akkon.
Rupert sah seine Chance gekommen. »Sire, wollt Ihr Euch wirklich der Gefahr aussetzen? Ihr seid dort ohne Schutz, es könnte ein Hinterhalt sein.«
»Der Sultan ist ein Ehrenmann. Ich will nicht länger warten, die vielen Gefangenen kosten mich ein Vermögen und fressen mir meine restlichen Haare vom Kopf. Außerdem«, fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu, »bin ich begierig, diesen geheimnisvollen Heiden kennen zu lernen.«
»Ich verstehe Euch, Sire. Aber bedenkt, dass noch die Eroberung Jerusalems bevorsteht. Ihr seid der einzige Befehlshaber, nachdem Philipp Euch feige verlassen hat.« Seine bewusst gewählten Worte verfehlten nicht ihre Wirkung.
»Na gut«, gab Richard nach einigem Zögern zu. »Aber nur unter der Bedingung, dass Ihr an meiner statt
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