Der schwarze Magier
geht.«
Rupert senkte ernst den Kopf, aber insgeheim frohlockte er. Besser konnte sein Plan nicht in Erfüllung gehen.
Die Nacht senkte sich schnell herab, die Dämmerung war kurz, als er, nur begleitet von einer kleinen Eskorte, auf Richards Pferd zum vereinbarten Treffpunkt ritt. Feuer loderten am Strand und ein Zelt war aufgebaut. Rupert misstraute diesen Vorbereitungen und blieb demonstrativ draußen stehen. Seine Eskorte wartete in angemessener Entfernung, er selbst war nur in Begleitung Onfroys von Toron, der als Dolmetscher fungierte. Hinter dem Zelt, ebenfalls in einiger Entfernung, erkannte er mehrere sarazenische Reiter.
Nach einigen Augenblicken wurde der Vorhang zum Eingang des Zeltes zurückgeschlagen und ein hoch gewachsener Mann mit einer gebogenen Nase und einem kurzen, schwarzen Bart trat heraus. Für einen Augenblick fixierten sich die beiden Männer mit ihren schwarzen Augen. Dann verbeugten sie sich nach orientalischer Sitte voreinander. Sie setzten sich auf zwei lederne Hocker gegenüber, unmittelbar wo die Wellen des Meeres sanft auf den Strand aufliefen.
Wieder taxierten sich die beiden Männer, dann winkte der Sultan einen Diener heran, der auf einem silbernen Tablett drei Becher mit heißem grünem Tee hielt. Er bot zuerst Rupert und Onfroy einen Becher an, dann dem Sultan. Beide tranken einen Schluck und beobachteten sich wieder über den Rand des Bechers hinweg. Rupert ^bemerkte die schönen, feingliedrigen Hände des Sultans. So hatte er sich den Herrscher nicht vorgestellt und mit einem Mal wurde es ihm klar: Das war nicht Sultan Saladin!
»Ihr seid nicht König Richard von England«, sagte der Sultan unvermittelt.
Rupert lächelte. »Und Ihr seid nicht Salah Al-Din Jussuf«, erwiderte er. Er wählte bewusst den arabischen Namen des Sultans.
Sein Gegenüber hob erstaunt die Augenbrauen und verbeugte sich wieder, seine rechte Hand auf seinem Herzen platziert. »Ihr habt Recht, ich bin sein Bruder, Malik el-Adil Saif ad-Din.«
»Es erfreut mein Herz, Euch kennen zu lernen, edler Herr. Seid meiner aufrichtigen Bewunderung für die Kriegskunst Eures Bruders versichert.«
»Ihr seid kein Krieger, kein Ritter, wenngleich von edler Geburt.«
»Euer Auge ist scharf wie das Auge des Falken und Euer Verstand schnell wie das sprudelnde Wasser eines Quells. Ich bin ein Gelehrter, Malik, Arzt und Philosoph.«
»Eure Sprache ist blumig wie die des arabischen Volkes. Sagt mir, wie das kommt.«
»Ich bewundere seit langer Zeit Eure Kultur, habe in Büchern darüber gelesen und war begierig, Eure traditionsreiche Welt kennen zu lernen.«
»In Büchern gelesen?«, staunte el-Adil. »Die Franken können doch gar nicht lesen und schreiben.«
»Mit Verlaub, Herr, ich bin kein Franke.«
»Stammt Ihr etwa aus dem Morgenland? Eure Haut ist von kupferner Farbe und Eure Augen schwarz wie die meiner Landsleute. Und auch Eure Hände…«
»Mein Name ist Rupert de Cazeville. Mein Aussehen verwirrt Euch, Herr, doch ich bin ein Untertan des englischen Königs. Und als dieser komme ich, um die Übergabe der Gefangenen und des Wahren Kreuzes zu verhandeln.«
Damit hatte Rupert den Kreis der Höflichkeiten geschlossen und war auf den Punkt seines Anliegens gekommen. El-Adil neigte zum Einverständnis den Kopf und sie handelten die Einzelheiten der Übergabe aus.
»Zeigt mir das Wahre Kreuz«, verlangte Rupert. El-Adil erhob sich und wies mit einer Handbewegung zum Zelt. Rupert jedoch blieb vorsichtig. »Bringt es heraus«, forderte er. Einen Augenblick blickte ihn el-Adil scharf an, dann lächelte er und holte ein halb zerbrochenes hölzernes Kreuz aus dem Zelt. Rupert warf nur einen kurzen Blick darauf und nickte.
El-Adil wunderte sich. »Wollt Ihr ihm nicht Ehre und Andacht erweisen und niederknien?«
Rupert schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich? Es reicht mir, wenn ich es sehe.«
Verblüfft starrte el-Adil ihn an und schwieg.
Rupert grinste. »Ich bin kein Christ.«
Als Rupert ihn verließ und zu seiner Eskorte zurückkehrte, blickte el-Adil ihm lange nach. Es gab etwas an diesem Mann, das ihn beunruhigte und gleichzeitig interessierte. Was suchte so ein Mann bei diesem Christenkönig?
Die Vereinbarung sah vor, dass die Zahlung des Kapitulationsgeldes in drei Raten erfolgen sollte. Nach der ersten Zahlung sollten die Gefangenen ausgetauscht werden. Richard war mit dieser Verfahrensweise einverstanden, um dem Sultan die Möglichkeit zu geben, auch die gesamte geforderte Summe von
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