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Der schwarze Magier

Der schwarze Magier

Titel: Der schwarze Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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benutzte. Dies überließ er den Badern oder Ordensbrüdern. Rupert schlenderte in einigem Abstand hinter der Gruppe her und lauschte, was der Arzt zu sagen hatte.
    Der medicus beugte sich zu einem Kranken herunter, der im Gesicht fürchterlich entstellt war. »Es sollte dir gefallen, krank zu sein«, sagte er zu dem Bedauernswerten. »Wenn du Gott liebst, dann liebst du auch seine Heimsuchungen. Die Krankheit ist ein Geschenk Gottes. Die Schwäche des Körpers bringt die Gesundheit der Seele hervor. Demzufolge ist die Krankheit eine geistliche Arznei. Du solltest beten, die Ordensbrüder werden dir dabei Beistand leisten.« Damit ging er zum nächsten Bett.
    Rupert folgte ihm weiter und warf einen Blick auf den Kranken, dem der Arzt diesen völlig untauglichen Rat gegeben hatte. Er hatte Lepra im Endstadium.
    Behandelt wurden nur Verletzungen, die durch Kampf hervorgerufen worden waren, aber auch davon gab es nach der schrecklichen Schlacht und dem Sturm der Stadt genug. Hieb- und Stichverletzungen, Pfeilschüsse, abgetrennte Gliedmaßen, eiternde Wunden…
    Ein Verwundeter wand sich in Schmerzen. Seine infizierte Wunde war gerade ausgebrannt worden. Der Arzt besah sich das versengte Fleisch und nickte zufrieden. Für Rupert war klar, dass dieser Mann in den nächsten Tagen an Wundbrand sterben würde.
    »Warum schneidet Ihr nicht die Wunde mit dem Messer aus, statt sie mit Eisen auszubrennen?«, fragte er den Arzt.
    Der Weißbärtige fuhr herum und sein Gesicht verdunkelte sich.
    »Wer seid Ihr, dass Ihr Euch solche Ratschläge anmaßt?«, fragte er erzürnt.
    Rupert grinste, ohne dem Älteren die Ehre zu erweisen. »Ein Arzt«, antwortete er nur.
    Der Alte schnaufte verächtlich. »Jeder Scharlatan nennt sich Arzt.« Er wollte sich wieder zum Gehen wenden. Die ihn umringenden Ordensbrüder verfolgten mit angehaltenem Atem den Wortwechsel.
    »Aber nicht Leibarzt des englischen Königs«, erwiderte Rupert ruhig.
    Der Arzt stutzte und wandte sich wieder zu Rupert um. »Ihr seid Leibarzt des englischen Königs?« Er maß Rupert mit einem ungläubigen Blick.
    »Ja«, sagte er nur und beugte sich über den Verletzten. »Seht Ihr, das Ausbrennen hat den Eiterherd nicht beseitigt, sondern die Wunde nur vergrößert. Das offen liegende Fleisch ist jedoch nicht gesund, es fault weiter.«
    »Deshalb beten wir ja für ein Wunder«, entgegnete der Arzt hochmütig.
    Rupert nickte. »Unter diesen Umständen wäre eine Heilung wirklich ein Wunder.«
    Der Mann auf der Liege hatte sich aufgerichtet und blickte Rupert flehend an. »Ich gebe Euch Geld, viel Geld«, keuchte er. »Ich bin ein venezianischer Kaufmann, ich kann Euch bezahlen, wenn Ihr mir mein Leben rettet.«
    Rupert zuckte zurück. »Dann bezahlt diesen Arzt hier dafür, dass er Euch richtig behandelt. Und lasst Euch ein Narkotikum geben, wenn er die Wunde ausschneidet.«
    »Ich denke gar nicht daran, wie ein Fleischer an diesem Mann herumzuschnippeln!«, empörte sich der Arzt und warf einen angeekelten Blick auf den Patienten. »Für kein Geld der Welt!«
    »Da hört Ihr es, Herr. Mit der Dienstwilligkeit nimmt man es hier offensichtlich nicht sehr genau. Den Papst wird es interessieren.«
    Fast augenblicklich lenkte der alte Arzt ein. »So habe ich das nicht gemeint. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr den Patienten behandeln. Sollte er sterben, mache ich Euch verantwortlich.«
    Rupert zuckte ungerührt die Schultern. »Hier sterben so viele, die nicht zu sterben brauchten. Ihr seid dafür offensichtlich nicht verantwortlich.«
    »Nein, denn es ist Gottes Wille!«
    Rupert musste sich beherrschen, um dem überheblichen Arzt nicht an die Kehle zu gehen. Er winkte einen der Ordensbrüder heran.
    »Bring mir heißes Wasser, ein scharfes Messer, frisches Leinentuch, einen Schwamm und Mohnsaft.«
    »Mohnsaft?«, fragte der junge Mann, der kaum dem Kindesalter entwachsen war.
    »Ja, Mohnsaft und heißen Wein. Und spute dich!«
    Unter den neugierigen Blicken der Brüder und dem skeptisch-ablehnenden des Arztes begann Rupert seine Operation. Sein Patient war narkotisiert, er brabbelte unverständliches Zeug, doch er blieb halbwegs ruhig liegen, sodass er weder festgebunden noch festgehalten werden musste. Nach zwanzig Minuten war alles vorbei. Die ausgeschnittene und frisch blutende Wunde war abgedrückt und sauber verbunden. Rupert wusch sich ausgiebig die Hände.
    »Der Verband muss jeden Tag gewechselt werden. Und alle sollten sich gründlich die Hände waschen, bevor sie einen

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