Der schwarze Magier
eine Demonstration meiner Macht und ich denke, ich habe den Sultan damit beeindruckt.«
»Und drittens wird der Krieg wieder aufflammen, und zwar mit wesentlich größerer Härte als vorher«, setzte Rupert unbeirrt fort.
»Was soll’s? Ich fürchte mich nicht vor ihm. Gott ist mit uns!«
Rupert warf ihm einen scharfen Blick hinüber. »Wenn Ihr Euch da nur nicht irrt.«
Richards Heer war geschrumpft. Nicht nur die Scharmützel und Krankheiten hatten die Armee der Kreuzfahrer geschwächt. Konrad und viele der ansässigen Barone wollten ihm die Gefolgschaft verweigern, auch die restlichen Franzosen unter Führung des Herzogs von Burgund folgten ihm nur widerwillig. Keiner der Krieger hatte die Stadt Akkon freiwillig verlassen wollen, wo man in den letzten Monaten so bequem gelebt und wo es Nahrung und liederliches Weibsvolk zur Befriedigung diverser Lüste in Fülle gegeben hatte. Doch Richard griff mit harter Hand durch, erlaubte nur, dass Waschweiber als einzige Frauen den Tross begleiteten.
Sie zogen die Küste entlang zunächst in Richtung Jaffa, wo ihre Flanke durch das Meer geschützt wurde. In geringer Entfernung segelte Richards Flotte. Sie sicherte Nachschub und Rückzug.
Saladins Armee folgte dem Tross wie ein Schatten. An den Hängen des Bergs Karmel schlug der Sultan das Lager auf und ritt aus, um einen geeigneten Platz für eine Schlacht auszuwählen.
Das Heer Richards zog an Haifa vorbei, welches Saladin kurz vor dem Fall Akkons bereits verwüstet hatte. Er wollte nichts, keine Burg, keine Moschee, keinen Weinstock und keinen Apfelbaum in die Hände der Christen fallen lassen.
Der Tross kam nur langsam vorwärts, aber das war von Richard so beabsichtigt. Er gönnte seinen Soldaten nahezu jeden zweiten Tag eine Ruhepause, außerdem musste die Flotte mit ihnen Schritt halten. Der Wind kam von Westen, die Schiffe hatten Schwierigkeiten, um die Landspitze von Haifa herumzusegeln. Auf der Landseite des Heeres marschierten die Fußsoldaten. In ihren Kettenpanzern, Lederwämsern und Leibern aus dickem Filz waren sie vor den Pfeilen angreifender Sarazenen gut geschützt.
Von Zeit zu Zeit fegten Einheiten von Saladins Reiterei vom Berg Karmel auf das marschierende Heer herab und attackierten Nachzügler. Diese wurden gefangen genommen, dem Sultan zum Verhör vorgeführt und anschließend als Vergeltung für das Blutbad in Akkon niedergemetzelt.
Aber Richard führte sein Heer zäh und verbissen weiter.
Jetzt zeigte er sich von seiner besten Seite, indem er bei der Nachhut kämpfte, aber auch den ganzen Heereszug entlangritt, seine Leute aufmunterte und sie vorwärts drängte.
Rupert musste zugeben, dass Richard alle seine hervorragenden Fähigkeiten als Heerführer an den Tag legte. Diese Marschordnung war ein Meisterstück. Mit sicherer Hand hielt er die Armee zusammen. Unbeirrbar marschierten sie an Haifa vorbei, lagerten bei Caesarea und hielten Kurs auf Arsuf.
Es war glühend heiß. Die starke Sonne nicht gewohnt, kippten die schwer bewaffneten Soldaten reihenweise um und starben an Hitzschlag. Diejenigen, die ohnmächtig liegen blieben, wurden von den Soldaten Saladins umgebracht. Beinahe wären die französischen Truppen unter Führung des Herzogs von Burgund, die hinter den Versorgungswagen hertrotteten, von Saladins Leuten vernichtet worden. Nur mit Mühe konnten sie sich freikämpfen und sich Richards Leuten wieder anschließen. In regelmäßigen Abständen erbaten sich die ziehenden Ritter lautstark himmlische Unterstützung: »Hilf uns, Heiliges Grab! Hilf uns, Gott!«
Während die ganze Heerschar müde und entkräftet, doch langsam und unaufhaltsam dahintrottete, hatte Saladin den Platz für die Schlacht bereits gewählt. Er lag etwas nördlich von Arsuf, wo die Küstenebene breit genug war für die Verwendung von Reitertruppen, aber trotzdem gut geschützt durch Waldungen, die bis auf zwei Meilen zum Meer hinabreichten.
Richards Instinkt als Krieger verriet ihm, dass Gefahr drohte. Er bereitete sich auf den Kampf vor, indem er seine Leute in die vorbereitete Kampfordnung aufstellte. Der Gepäckzug wurde entlang der Küste verteilt und Henry de Champagne und ein Teil seines Fußvolkes zu seiner Bewachung bestellt. Die Bogenschützen standen in der vordersten Reihe und die Ritter hinter ihnen. Die Tempelritter standen auf der Rechten, am südlichen Ende der Schlachtlinie. Ihnen zunächst befanden sich die Bretonen und die Männer aus Anjou, neben ihnen die Truppen von Guyenne unter Guy
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