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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bitte mit dem Paket. Sein Mißtrauen. Warum schickt er es nicht mit der Post? Was soll ich da aus China hinausschmuggeln? Will er mich zum Handlanger einer verbotenen Tat machen, mich, den Ahnungslosen, die gutgläubige ›Langnase‹, wie man uns in China nennt? Man liest so viel in den Zeitungen, daß Ausländer mißbraucht werden, weil man sie weniger streng kontrolliert als die Inländer. Und dann hatte er geantwortet: »Reden wir morgen darüber. Ich überlege es mir über Nacht.« Und dann war der vornehme Herr Cheng gegangen, nachdem sie noch einen Kognak getrunken hatten. Einen chinesischen Kognak aus Sichuan, der etwas süßlich schmeckte, aber angenehm in der Kehle brannte.
    »Aber Sie haben nicht überlegt«, sagte Kewei. In seiner Stimme lag leichter Tadel. »Sie haben sofort die Polizei gerufen, und am nächsten Morgen hatten Sie eine Besprechung mit dem Kommissar Herrn Ding Zhitong.«
    »Ja.«
    »Er hat Ihnen bestimmt gesagt, daß in dem Paket, das Sie nach Hongkong bringen sollten, Heroin wäre. Sie mußten ihm Herrn Cheng beschreiben … und wir mußten Herrn Cheng darauf sofort nach Shanghai schicken.«
    »Sie?« Evans schluckte mehrmals. Sein Hals war jetzt so trocken, daß jedes Wort nur noch wie ein Krächzen klang. Er wollte zurückweichen, aber da war in seinem Rücken Sha Zhenxing, der die Pistole fester gegen seinen Körper drückte. »Ich … ich hielt es für meine Pflicht …«
    »Sie sprechen von Pflicht, das bringt uns näher. Meine Pflicht ist es, diesen Verrat zu sühnen. Wir haben Ihnen vertraut. Sie haben Cheng gesehen, Sie haben ihn und seine Bitte an Sie der Polizei verraten. Ich sagte es schon: Der Verräter trägt sein Haupt in den Händen. Mr. Evans, Sie müssen sterben …«
    »Aber das ist doch Wahnsinn!« Evans heulte plötzlich auf wie ein getretener Hund. Er faltete die Hände und hielt sie Kewei entgegen. Es war nicht nur ein Flehen … es war nackte Verzweiflung. »Ich wollte in diesem Land in keine Verwicklungen geraten. Ich bin ein Gast des 3. Maschinenbau-Ministeriums. Ich werde einen Auftrag Ihrer Regierung über 5 Millionen Dollar bekommen. Maschinen zum Ziehen nahtloser Röhren. Und das soll nur der Anfang sein, hat man mir zugesichert. Der Minister persönlich.«
    »Wen interessiert das?« sagte Kewei wie angeekelt. »Sie haben uns verraten, das allein geht mich etwas an!«
    »Man wird mich suchen!« schrie Evans verzweifelt.
    »Aber nicht finden. In unserem riesigen Land kann man spurlos verschwinden.«
    »Herr Kewei …«
    »Sie können gar nicht mehr weiterleben, Mr. Evans. Sie haben mein Gesicht gesehen, es gibt nur wenige Auserwählte, die es gesehen haben. Ich würde mein Gesicht verlieren, wenn ich Sie nicht töte. Und Sie kennen meinen Namen, den richtigen. Warum sollte ich ihn vor einem bereits toten Mann verstecken? Der Hohe Rat hat Ihren Tod beschlossen.«
    »Wer … wer ist der Hohe Rat?« stotterte Evans. Er wollte vor Kewei auf die Knie fallen und um sein Leben betteln. Aber er wußte, daß es vergeblich sein würde.
    »Haben Sie schon von den Triaden gehört?«
    »Triaden? Nein. Was ist das?«
    »Das ist eine Bruderschaft tapferer Männer, über die ganze Welt verstreut, deren Ziel es ist, diese Welt heimlich zu beherrschen. Wir haben überall unsere Kader, Büros und Niederlassungen, ob in Amerika oder Europa, Asien oder Australien, und jede Gruppe hat ihren Statthalter. Auch in Birmingham, Mr. Evans. Ich bin der Triadenchef von Kunming und der Provinz Yunnan. Und nun kennen Sie mich … ist das nicht Grund genug, Sie zu töten?«
    »Ich … ich … Herr Kewei, ich schwöre, Sie nie gesehen zu haben. Ich schwöre es! Bei allem, was mir heilig ist …« Nun sank Evans doch auf den felsigen Boden, kniete vor Kewei Tuo und hob flehend beide Hände. Er zitterte wie Espenlaub. »Glauben Sie mir doch: Ich habe Sie nie gesehen! Ich werde kein Wort sagen! Ich schwöre es … bei Gott, haben Sie doch ein Einsehen … Ich will alles vergessen … ich habe schon alles vergessen … Bitte …«
    »Meine Ehre kennt keine Kompromisse.« Kewei nickte Sha Zhenxing zu. Evans hörte, wie hinter seinem Rücken ein leises Knacken ertönte. Die Pistole war entsichert und schußbereit. »Sie haben uns verraten. Wir mußten Herrn Cheng in Shanghai verstecken. Sie haben uns großen Schaden zugefügt. Kommissar Ding ist von Ihnen alarmiert worden. Er ist eine große Gefahr für uns. Sie glauben doch an Gott?«
    »Ja! Ja!« brüllte Evans, und sein Körper wand sich, als

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