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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wachen Augen der kommunistischen Partei. Der Aufbau eines Konsummarktes hatte begonnen, und das in einem atemberaubenden Tempo. Fremde Investoren pumpten Milliarden Dollar in den neu entdeckten Markt. Ein gigantischer Aufschwung zeichnete sich ab.
    Trotzdem hatte Rathenow bei der chinesischen Botschaft in Bonn vorsichtshalber angefragt, ob es möglich sei, für ihn als Einzelreisenden einen individuellen Reiseplan aufzustellen, der vor allem einen Besuch in den Gebieten der Minderheiten vorsehen sollte. Er nannte auch die Namen der Gebiete und Städte, die ihn besonders interessierten, darunter Chengdu, Kunming, Dali und Lijiang bis hinauf zum Hengduan Shan an der Grenze zu Tibet.
    Die Antwort aus Bonn kam erstaunlich schnell. Genehmigt. Ein genauer Reiseplan wird in Peking von der Zentrale der CITS ausgearbeitet und an das staatliche Reisebüro in Kunming weitergegeben. Es beständen für dieses Gebiet keine Einreisebeschränkungen. Einzig ein Besuch der Provinz Xizang (Tibet) war nur mit einer Sondergenehmigung von Peking möglich. Aber nach Tibet wollte Rathenow auch gar nicht. Ihn interessierten vor allem die Kulturen der Bai und Naxi.
    Schon kurz, nachdem er die Anträge eingereicht hatte, konnte Rathenow von München nach Frankfurt und dann weiter mit der L UFTHANSA nach Hongkong fliegen.
    »Paß auf dich auf, Hänschen!« sagte Dr. Freiburg, als sich Rathenow von ihm verabschiedete. Dr. Freiburg war Facharzt für Innere Medizin und seit dem Studium mit Rathenow befreundet. Sie hatten dieselbe Universität besucht … Freiburg wurde eine Kapazität auf dem Gebiet der Kreislauferkrankungen, Rathenow entwickelte sich zu einem anerkannten Anthropologen und Ethnologen. Er hatte einige Bücher geschrieben, hauptsächlich Reiseberichte und -erzählungen, die – da er spannend zu schreiben wußte – überall mit Begeisterung aufgenommen wurden, da sie den Lesern das jeweilige Land, das beschrieben wurde, so lebendig nahebrachten. Die Ideen holte er sich auf seinen vielen Forschungsreisen, die er als Ethnologe immer wieder unternahm, und nicht nur sein Buch ›Das Geheimnis der philippinischen Wunderheiler‹ wurde zu einem Bestseller. Von seiner Tante hatte er eine prunkvoll eingerichtete Villa und auch ein wenig Bargeld geerbt, so daß er sich, zusammen mit dem Honorar, das er für seine Bücher bekam, ganz seinen Forschungen widmen konnte. Sein neuer Plan, an dem er seit vier Jahren intensiv arbeitete, war die Erforschung der chinesischen Minderheiten in Yunnan, einer südlichen Provinz, in der allein 24 verschiedene Völkerschaften mit noch erhaltenen eigenen Kulturen leben. Der Mittelpunkt dieser ethnischen Vielfalt war die Provinzhauptstadt Kunming, etwa doppelt so groß wie Berlin und doch im Westen kaum bekannt.
    »Ich lege es dir ans Herz«, fuhr Dr. Freiburg fort, »verliebe dich nicht in eine der kleinen, süßen Chinesinnen! Ich weiß, daß die meisten europäischen Männer davon träumen, eine Asiatin im Bett zu haben …«
    »Und davor warnst du mich?« Rathenow sah seinen Freund belustigt an. »Du gönnst mir auch gar nichts.«
    »Erstens«, Dr. Freiburg hob den Finger, »hast du Durchblutungsstörungen, jede außergewöhnliche Belastung des Herzens ist schädlich. Zweitens bist du jetzt 58 Jahre alt, also kein junger Hüpfer mehr. Drittens wirst du kaum den erotischen Anforderungen einer jungen Chinesin gewachsen sein.«
    »Oha! Ich protestiere!«
    »Und viertens wäre es eine Sensation für die Öffentlichkeit, wenn der berühmte Hans Rathenow mit einer Chinesin nach München zurückkommt. Die Presse wird sich überschlagen.«
    »Darauf pfeife ich! Das wäre schließlich meine Privatsache. Wäre, sage ich.«
    »Barbara ist seit zwölf Jahren tot. Hans, du bist gefährdet.«
    Barbara, Rathenows Frau, war vor zwölf Jahren nach einer simplen Gallenblasen-Operation gestorben. Es war ein Schicksalsschlag gewesen, von dem sich Rathenow nie erholt hatte. In den vergangenen zwölf Jahren hatte es für ihn keinerlei Affären mit anderen Frauen gegeben, und Dr. Freiburg, der Spötter, hatte einmal gesagt: »Wenn das mit dir so weitergeht, wirst du eines Tages heiliggesprochen: der keusche, Heilige Hans.«
    »Hast du kein anderes Thema?« fragte Rathenow jetzt etwas ärgerlich.
    Dr. Freiburg lachte kurz auf und schenkte dann für sich und Rathenow einen zwanzig Jahre alten Kognak ein. »Prost, Alter! Auf dich und deine wilden Völker!«
    »Du hast ja keine Ahnung! Es gibt keine Wilden mehr!« Rathenow leerte

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