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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vorbereitungen der Russen. Ein Insider? Eine Zufallsentdeckung? Auf jeden Fall – es war kein Bluff.
    »Wie heißen Sie?« fragte PP gewohnheitsmäßig. Er hatte es kaum ausgesprochen, da erkannte er den Blödsinn dieser Frage.
    »Später …«
    »Natürlich.«
    »Und ich rufe aus dem Ausland an. Eine Fangschaltung hat also keinen Sinn.«
    »Sie sind ein Fachmann?«
    »Halb und halb – mehr Dilettant.«
    »Was haben Sie anzubieten?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn Sie mich besuchen. Das vorweg: Es ist eine umfassende Dokumentation über die Münchner Triaden. Sie erlaubt Ihnen, den ganzen Bund oder die Brüderschaft – wie sie sich nennen – zu eliminieren. Die Triaden zu vernichten ist unmöglich – von Amsterdam aus wird eine neue Familie kommen. Aber Sie haben eine Zeitlang Ruhe in München.«
    PP starrte seine Beamten an. Er ist bestens informiert. Amsterdam, die Europa-Zentrale. Wer weiß das schon außer Eingeweihten? »Wo sind Sie jetzt?«
    »In der Schweiz. Wir können uns hier treffen. Bitte, denken Sie jetzt nicht fahndungsmäßig! Ich möchte Sie allein sprechen, nicht mit unauffällig-auffälligen Männern im Hintergrund. Ich glaube, mein Angebot ist so ehrlich, daß Sie mir Vertrauen entgegenbringen können. Ich versichere Ihnen: Es ist keine Falle! Ich bin ein unbescholtener Bürger und Wissenschaftler.«
    »Woher haben Sie die intimen Kenntnisse?«
    »Später …«
    »Warum wollen Sie Ihre Dokumentation uns übergeben?«
    »Auch später. Alle Fragen können wir von Mann zu Mann klären. Ich möchte Ihnen vorschlagen, daß Sie in die Schweiz, nach Thun, kommen. Wir können uns dann im See-Hotel treffen.«
    »Einverstanden.« PP machte sich Notizen. »Wie kann ich Sie erreichen, wegen der Terminabsprache?«
    »Sie halten mich doch für einen Strohkopf! Herr Probst, ich brauche jetzt möglichst schnell einen Termin. Es eilt wirklich. Die Russen stehen gewissermaßen Gewehr bei Fuß! Sie müssen vor ihnen zuschlagen. Ist der Krieg erst mal ausgebrochen, kommt die deutsche Polizei wieder mal zu spät. Es ist dringend, Herr Probst.«
    PP zog seinen Terminkalender zu sich heran und sah auf das Wochenblatt.
    »Ich könnte übermorgen zu Ihnen kommen! Zu spät?«
    »Gerade noch zu verantworten! Also bis übermorgen in Thun. See-Hotel. Woran erkenne ich Sie?«
    »Ich werde die Abendzeitung in der Hand halten. Noch eine Frage!« Peter Probst wollte Klarheit. »Sind Sie der anonyme Informant, der uns vor einiger Zeit …«
    »Ich glaube, ich habe die Frage schon beantwortet: ja!«
    Rathenow legte auf. PP ließ den Hörer auf die Gabel fallen.
    »Er ist es, Leute! Es muß der silberhaarige Hinker sein, den unsere Zeugen beim Harlachinger Mord gesehen haben. Nein! Keine Einwände!« Er hob abwehrend beide Arme. »Und ich fahre wirklich allein in die Schweiz!« Er stockte und unterbrach sich selbst. »Verdammt! Ich habe etwas vergessen! Hat er eine Zeit genannt, wann er im See-Hotel ist? Ich glaube nicht.«
    Man spulte das Tonband zurück und hörte sich noch einmal die Schlußsätze an. PP schüttelte den Kopf.
    »Keine Zeit! Wie kann ich ihn jetzt fragen – wir haben seine Telefonnummer doch nicht.«
    »Wir sollten so früh wie möglich in Thun sein«, sagte PPs Stellvertreter.
    »Ich … nicht wir!«
    »Wir machen uns Sorgen um dich … Solche Aktionen soll man nicht im Alleingang durchziehen.«
    PP war sichtlich gerührt. »Jungs«, sagte er, »ich verspreche euch, das See-Hotel nicht zu verlassen und nur im Speisesaal oder sonstwo, wo Menschen sind, mit ihm zu reden. Nie allein! Er wird mich ja nicht vor allen Menschen abknallen. Das könnten die Triaden hier in München einfacher haben, dazu brauchten sie nicht in die Schweiz zu fahren. Bornemann, erkundige dich, ob es eine Frühmaschine München-Zürich gibt. Wenn ja, sofort buchen. Von Zürich aus nehme ich einen Mietwagen und fahre nach Thun. Soll eine hübsche Stadt sein.« Er stieß sich von der Schreibtischkante ab und zog seine Krawatte wieder zum Kragen hinauf. »Und jetzt gehe ich zum Chef und berichte und lasse mir die Spesen für den Ausflug in die Schweiz bestätigen.«
    In Adelboden war Rathenow nachdenklich geworden. Er spielte in Gedanken noch einmal alle möglichen Situationen durch. Ihm wurde klar, daß – wie man es auch inszenierte – eine Begegnung mit dem Leiter des 13. Dezernates ein gewagtes Spiel war. Er brauchte gar keine Begleitung, er kam wirklich allein … aber im Hintergrund, unter den Gästen des Hotels, saßen drei oder vier

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