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Der Schwarze Mandarin

Der Schwarze Mandarin

Titel: Der Schwarze Mandarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Elefantendurst.«
    Wieder erklang Liyuns Lachen. »Elefantendurst!« rief sie und hüpfte aus dem Wagen. »Das habe ich noch nie gehört. Wir können hier Limonade, Wasser und Coca-Cola trinken.«
    »Hier gibt es Cola? Hier?« Rathenow stieg ebenfalls aus. »Man sagt immer, die größten Eroberer waren Alexander der Große, Dschingis-Khan und die Türken. Welch eine Geschichtsfälschung! Der größte Eroberer ist Coca-Cola!«
    Liyun war an einen Obststand getreten und kaufte einen großen Beutel Mandarinen und zwei große Stücke Melone. Ying schlenderte hinüber zu einer dampfenden Garküche. Sie bot Nudeln, Reis und Gemüse in einer scharfen Soße an. Es roch köstlich. Rathenow hob schnuppernd die Nase.
    »Jetzt bekomme ich auch Hunger!« sagte er. »Eine kräftige Nudelsuppe, die würde ich gern essen.«
    »Ich möchte Ihnen abraten, bei einer Garküche zu essen. Es ist nichts für Europäer.« Liyun schüttelte den Kopf. »Essen wir lieber Obst. Am Abend sind wir ja in Dali. In einem sehr schönen Familienrestaurant.«
    »Liyun, ich habe in Hongkong schon ein paarmal in einer Garküche gegessen.«
    »Hongkong! Das sind doch Garküchen für Touristen! Sehen Sie die Fleischstückchen neben dem Kessel? Das könnte Hund sein.«
    »Danke! So viel Hunger habe ich nun auch nicht.«
    »Wenn Sie ganz großen Hunger haben – wir kommen noch in eine Kleinstadt, ungefähr auf der Hälfte des Weges nach Dali. Sie heißt Chu Xiong. Dort gibt es ein Hotel mit guter Küche. Und Bier! Sogar Tsingtao-Bier, das beste in China.«
    »Diesmal nicht aus Yunnan!« sagte Rathenow, nur, um Liyun ein wenig zu reizen. Aber auf diese Provokation ging sie nicht ein. Sie kaufte an einem Stand Gebäck – Plätzchen, Reismehl-Fladen und eine Tüte mit bunten Zuckerbonbons.
    Ying stand unterdessen an der Garküche, schlürfte eine Reissuppe mit Gemüse und Fleisch und trank zwei Dosen Cola. Sie waren nicht gekühlt, denn Kühlschränke waren nicht üblich hier. Es gab zwar elektrisches Licht über Leitungen, die an langen Holzmasten hingen, und auf vielen Hausdächern sah man Fernsehantennen – ein seltsames Zusammentreffen von Urzeit und Neuzeit –, aber nur wenige besaßen einen Kühlschrank, meist nur der Bürgermeister, der Parteibeauftragte und die Dorfapotheke.
    »Setzen wir uns in den Wagen, da ist Schatten«, sagte Liyun und ging Rathenow voran. »Wollen Sie eine Cola … sie ist aber nicht gekühlt.«
    »Nein! Entsetzlich! Die Wassermelone genügt.«
    Sie setzten sich nach hinten nebeneinander, Liyun packte die Mandarinen und die Reisfladen aus und begann, die Mandarinen zu schälen. Sie zerteilte sie und reichte Rathenow die einzelnen Stücke.
    »Danke«, sagte er. »Ich hätte sie auch selber schälen können.«
    »Warum? Ich bin dafür da, für Sie zu sorgen.«
    Sie reichte ihm auch das Melonenstück und legte ein Stück Papier darunter, damit der Saft nicht auf seine Hose tropfte. Dann brach sie die Reisfladen in zwei Teile und steckte sie in das Melonenfleisch.
    »Guten Appetit.«
    Rathenow biß in die Melone und dann in den Reisfladen. »Es erfrischt wunderbar.« Liyun schälte die zweite Mandarine und legte sie zerteilt auf die Tüte. Aber sie aß sie nicht. »Warum essen Sie nicht?« fragte er.
    »Zuerst sollen Sie zufrieden sein.«
    »Ich bin mehr als zufrieden! Und Sie hatten doch den größten Hunger.«
    Sie zögerte, aß dann die Mandarine und zwei Plätzchen, die offenbar sehr süß waren, denn sie hatten eine rosa Zuckerglasur, aber Rathenow wußte, daß die Chinesen sehr süßes Gebäck schätzen.
    Ying kam von der Garküche zurück, zufrieden und satt. Er rülpste laut, schnaufte auf und spuckte einen ordentlichen Brocken neben das Vorderrad. Rathenow verzog sein Gesicht. »Kann er das nicht irgendwo anders tun?« fragte er. »Appetitanregend ist das nicht.«
    »Was soll man tun?«
    »Ihm das sagen.«
    »Er würde das nicht verstehen, und außerdem wäre er beleidigt. Es beeinträchtigt seine Individualität.«
    »Du lieber Himmel, seit wann gibt es im Reich Maos Individualität?«
    »Herr Rathenow, vergessen Sie doch bitte Mao! Es gibt ein neues China.«
    »Und wodurch unterscheidet es sich vom alten China?«
    »Schon dadurch, daß Sie zu den Mosuo dürfen.«
    Das war ein Argument. Rathenow konnte ihm nicht widersprechen, aß sein Melonenstück, den Rest des Reisfladens und noch eine Mandarine, die Liyun für ihn schälte. Wen Ying war hinter sein Lenkrad geklettert, aber vorher hatte er seinen großen schwarzen

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