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Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Titel: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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dachte, du wärest mit Eduard.»
      «Ist das ein Grund, wegzubleiben?»
      «Ist es keiner?»
      «Nein, du Dummkopf», sagt Gerda. «Das sind zwei verschiedene Dinge.»
      «Das ist mir zu schwierig», erwidere ich.
      Gerda antwortet nicht. Sie streckt sich und nimmt einen Schluck Bier. Ich sehe mich um. «Es ist schön hier», sage ich. «Als wären wir im Oberstock einer Südseekneipe. Und du bist braun wie eine Eingeborene.»
      «Bist du dann der weiße Händler mit Kattun, Glasperlen, Bibeln und Schnaps?»
      «Richtig», erwidere ich überrascht. «Genau das habe ich immer geträumt, als ich sechzehn Jahre alt war.»
      «Nachher nicht mehr?»
      «Nachher nicht mehr.»
      Ich liege ruhig und entspannt neben ihr. Blau steht der späte
    Nachmittag im Fenster zwischen den Dachfirsten. Ich denke an nichts, ich will nichts, und ich hüte mich, irgend etwas zu fragen. Der Friede der gestillten Haut ist da, das Leben ist einfach, die Zeit steht still, und wir sind in der Nähe irgendeines Gottes und trinken kaltes, würziges Bier.
      Gerda gibt mir ihr Glas zurück. «Glaubst du, daß Renée ihren Pelzmantel kriegt?» fragt sie träge.
      «Warum nicht? Willy ist jetzt Billionär.»
      «Ich hätte sie fragen sollen, was für einen sie haben will. Wahrscheinlich Bisam oder Biber.»
      «Fuchs», sage ich interesselos. «Oder Leopard meinetwegen.»
      «Leopard ist zu dünn für den Winter. Seal macht zu alt. Und Silberfuchs macht dick. Der Traum ist natürlich Nerz.»
      «So?»
      «Ja. Der ist fürs Leben. Aber mächtig teuer. Sündhaf teuer.»
      Ich stelle meine Flasche zu Boden. Das Gespräch beginnt etwas unbequem zu werden. «Das geht über meinen Horizont», sage ich. «Ich kann nicht einmal einen Kaninchenkragen bezahlen.»
      «Du?» erwidert Gerda überrascht. «Wer spricht denn von dir?»
      «Ich. Jeder Mann mit etwas Zartgefühl bezieht in einer Situation wie der unseren das Gespräch auf sich. Und ich habe bedeutend zuviel Zartgefühl für ein Leben in unserer Zeit.»
      Gerda lacht. «Hast du das, mein Kleiner? Aber ich rede wirklich nicht von dir.»
      «Von wem denn?»
      «Von Eduard. Von wem sonst?»
      Ich richte mich auf. «Du denkst daran, dir von Eduard einen Pelzmantel schenken zu lassen?»
      «Natürlich, Schäfchen. Wenn ich ihn nur soweit kriegen könnte! Aber vielleicht, wenn Renée einen kriegt – Männer sind so –»
      «Und das erzählst du mir hier, während wir noch zusammen
    im Bett liegen?»
      «Warum nicht? Ich habe dann immer besonders gute Gedanken.»
      Ich erwidere nichts. Ich bin verblüf. Gerda dreht ihren Kopf zu mir herüber. «Bist du etwa beleidigt?»
      «Ich bin zumindest verdutzt.»
      «Warum? Du solltest nur beleidigt sein, wenn ich einen Mantel von dir haben wollte.»
      «Soll ich stolz drauf sein, wenn du ihn von Eduard haben willst?»
      «Natürlich! Das zeigt dir doch, daß du kein Freier bist.»
      Ich kenne den Ausdruck nicht. «Was sind Freier?» frage ich.
      «Leute mit Geld. Leute, die einem helfen können. Eduard.»
      «Ist Willy ein Freier?»
      Gerda lacht. «Ein halber. Für Renée.»
      Ich schweige und komme mir ziemlich dumm vor. «Habe ich nicht recht?» fragt Gerda.
      «Recht? Was hat Recht damit zu tun?»
      Gerda lacht wieder. «Ich glaube, du bist wirklich eingeschnappt. Was für ein Kind du noch bist!»
      «Darin möchte ich auch ganz gerne eins bleiben», sage ich. «Sonst –»
      «Sonst?» fragt Gerda.
      «Sonst –» Ich überlege. Mir ist nicht ganz klar, was ich meine, aber ich versuche es trotzdem. «Sonst käme ich mir wie ein halber Zuhälter vor.»
      Gerda lacht jetzt schallend. «Dazu fehlt dir aber noch vieles mein Kleiner.»
      «Ich hoffe, das bleibt auch so.»
      Gerda wendet mir ihr Gesicht zu. Ihr beschlagenes Glas steht zwischen ihren Brüsten. Sie hält es mit einer Hand fest und ge nießt die Kälte auf ihrer Brust. «Mein armer Kleiner», sagt sie immer noch lachend, mit fatalem, halb mütterlichem Mitleid. «Du wirst noch of betrogen werden!»
      Verflucht, denke ich, wo ist der Friede des tropischen Eilands geblieben? Ich komme mir auf einmal vor, als wäre ich nackt und würde von Affen mit stacheligen Kakteen beworfen. Wer hört schon gerne, daß er ein zukünfiger Hahnrei ist? «Das werden wir sehen», sage ich.
      «Meinst du, es sei so einfach, ein Zuhälter zu sein?»
      «Das weiß ich nicht. Aber es ist

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