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Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Titel: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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und er viel Fleisch besorgen konnte.»
      «Warum geht sie nicht von ihm weg?»
      «Weil er droht, daß er dann die ganze Familie umbringen will.»
      «Hat sie dir das alles erzählt?»
      «Ja.»
      «Lieber Gott», sage ich. «Und du glaubst das!»
      Georg bläst einen kunstvollen Rauchring. «Wenn du stolzer Zyniker einmal so alt bist wie ich, wirst du hoffentlich auch her ausgefunden haben, daß Glauben nicht nur bequem ist, sondern of sogar stimmt.»
      «Gut», sage ich. «Wie ist es dabei aber mit dem Schlachtmesser Watzeks? Und mit den Augen der Witwe Konersmann?»
      «Betrüblich», erwidert er. «Und Watzek ist ein Idiot. Er hat augenblicklich ein besseres Leben als je zuvor – weil Lisa ihn betrügt und ihn deshalb besser behandelt. Warte ab, wie er schreien wird, wenn sie ihm wieder treu ist und ihre Wut darüber an ihm ausläßt. Und nun komm essen! Nachdenken können wir über den Fall immer noch.»

    Eduard trif fast der Schlag, als er uns sieht. Der Dollar ist nahe an die Billion herangeklettert, und wir scheinen immer noch eine unerschöpfliche Menge von Essenmarken zu haben. «Ihr druckt sie!» behauptet er. «Ihr seid Falschmünzer! Ihr druckt sie geheim!»
      «Wir möchten eine Flasche Forster Jesuitengarten nach dem Essen», sagt Georg würdig.
      «Wieso nach dem Essen?» fragt Eduard mißtrauisch. «Was heißt das schon wieder?»
      «Der Wein ist zu gut für das, was du als Essen in den letzten Wochen servierst», erkläre ich.
      Eduard schwillt an. «Auf Eßmarken vom vorigen Winter zu essen, für sechstausend lumpige Mark die Mahlzeit, und dann noch das Essen kritisieren – das geht zu weit! Man sollte die Polizei holen!»
      «Hole sie! Noch ein Wort, und wir essen nur hier und trinken den Wein im Hotel Hohenzollern!»
      Eduard wirkt, als müsse er platzen; aber er beherrscht sich, des Weines wegen. «Magengeschwüre», murmelt er und entfernt sich eiligst. «Magengeschwüre habe ich gekriegt, euretwegen! Nur noch Milch darf ich trinken!»
      Wir lassen uns nieder und sehen uns um. Ich spähe verstohlen und mit schlechtem Gewissen nach Gerda aus, sehe sie aber nicht. Dafür gewahre ich, munter und grinsend, eine vertraute Figur, die mitten durch den Saal auf uns los steuert. «Siehst du, was ich sehe?» frage ich Georg.
      «Riesenfeld! Schon wieder hier! Nur wer die Sehnsucht kennt–»
      Riesenfeld begrüßt uns. «Sie kommen gerade zur rechten Zeit, sich zu bedanken», sagt Georg zu ihm. «Unser junger Idealist dort hat sich gestern für Sie duelliert. Amerikanisches Duell, Messer gegen Marmorbrocken.»
      «Was?» Riesenfeld setzt sich und ruf nach einem Glas Bier. «Wieso?»
      «Herr Watzek, der Mann der Dame Lisa, die Sie mit Blumen und Pralines verfolgen, hat angenommen, daß diese Sachen von meinem Kameraden drüben kämen, und ihm dafür mit einem langen Messer aufgelauert.»
      «Verletzt?» fragt Riesenfeld kurz und mustert mich.
      «Nur seine Schuhsohle», sagt Georg. «Watzek ist leicht verletzt.»
      «Lügt ihr wieder einmal?»
      «Dieses Mal nicht.»
      Ich sehe Georg mit Bewunderung an. Seine Frechheit geht weit. Aber Riesenfeld ist nicht leicht zu schlagen.
      «Er muß weg!» entscheidet er, wie ein römischer Kaiser.
      «Wer?» frage ich. «Watzek?»
      «Sie!»
      «Ich? Warum nicht Sie? Oder Sie beide?»
      «Watzek wird wieder kämpfen. Sie sind ein natürliches Opfer. Auf uns verfällt er nicht. Wir haben Glatzen. Also müssen Sie weg. Verstanden?»
    «Nein», sage ich.
    «Wollten Sie nicht sowieso weg?»
    «Nicht Lisas wegen.»
      «Ich habe gesagt sowieso», erklärt Riesenfeld. «Wollten Sie nicht ins wilde Leben einer großen Stadt?»
      «Als was? Man wird in großen Städten nicht umsonst gefüttert.»
      «Als Zeitungsangestellter in Berlin. Sie werden da im Anfang nicht viel verdienen, aber genug, daß Sie knapp leben können. Dann können Sie weitersehen.»
      «Was?» sage ich atemlos.
      «Sie haben mich doch ein paarmal gefragt, ob ich nichts wüßte für Sie! Nun, Riesenfeld hat seine Beziehungen. Ich weiß etwas für Sie. Kam deswegen vorbei. Am ersten Januar vierundzwanzig können Sie anfangen. Ein kleiner Posten, aber in Berlin. Gemacht?»
      «Halt!» sagt Georg. «Er hat fünfährige Kündigung.»
      «Dann läuf er eben weg, ohne zu kündigen. Erledigt?»
      «Wieviel verdient er?» fragt Georg.
      «Zweihundert Mark», erwidert Riesenfeld ruhig.
      «Ich

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