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Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend

Titel: Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Poeten. Sie sehen mich an. Irre ich mich, oder sehe ich in einigen Augen etwas wie Angst vor einer Entdeckung? «Du meinst das wirklich?» fragt Hungermann.
      «Ich meine es wirklich.»
      «Gut. Wir nehmen deinen Austritt an und ernennen dich hiermit zum Ehrenmitglied des Klubs.»
      Hungermann blickt sich um. Er erhält rauschenden Beifall. Die Gesichter entspannen sich. «Einstimmig angenommen!» sagt der Dichter des Casanova.
      «Ich danke euch», erwidere ich. «Es ist ein stolzer Moment. Aber ich kann das nicht annehmen. Es wäre so, wie sich in seine eigene Statue zu verwandeln. Ich will nicht als Ehrenmitglied von irgend etwas in die Welt gehen, nicht einmal als das von unserem Etablissement in der Bahnstraße.»
      «Das ist kein schöner Vergleich», erklärt Sommerfeld, der Poet des Todes.
      «Es sei ihm gestattet», erwidert Hungermann. «Als was willst du dann in die Welt gehen?»
      Ich lache. «Als kleiner Funke Leben, der versuchen wird, nicht zu erlöschen.»
      «Du lieber Gott», sagt Bambuss. «Steht das nicht ähnlich schon bei Euripides?»
      «Möglich, Otto. Dann muß etwas daran sein. Ich will auch nicht darüber schreiben; ich will versuchen, es zu sein.»
      «Es steht nicht bei Euripides», erklärt Hungermann, der Akademiker, mit freudigem Blick auf den Dorfschulmeister Bambuss. «Du willst also –» fragt er mich.
      «Ich habe gestern abend ein Feuer gemacht», sage ich. «Es brannte gut. Ihr kennt die alte Marschregel: leichtes Gepäck.»
      Sie nicken alle eifrig. Sie kennen sie «nicht» mehr, das weiß ich plötzlich. «Also dann», sage ich. «Eduard, ich habe hier noch zwölf Eßmarken. Die Deflation hat sie überholt; aber ich glaube, ich hätte noch ein legales Recht, wenn ich es vor Gericht durchfechten müßte, dafür mein Essen zu verlangen. Willst du sie in zwei Flaschen Johannisberger umtauschen? Wir wollen sie jetzt trinken.»
      Eduard kalkuliert blitzschnell. Er kalkuliert auch Valentin ein und das Gedicht über ihn in meiner Tasche. «In drei», sagt er. Willy sitzt in einem kleinen Zimmer. Er hat es gegen seine elegante Wohnung getauscht. Es ist ein mächtiger Sprung in die Armut, aber Willy erträgt ihn gut. Er hat seine Anzüge gerettet, etwas Schmuck, und er wird dadurch noch lange Zeit ein eleganter Kavalier sein. Das rote Auto hat er verkaufen müssen. Er hatte zu waghalsig nach unten spekuliert. Die Wände seines Zimmers hat er selbst tapeziert – mit Geldscheinen und wertlosen Aktien der Inflation. «Es war billiger als eine Tapete», erklärt er. «Und unterhaltender.»
      «Und sonst?»
      «Ich werde wahrscheinlich einen kleinen Posten bei der Werdenbrücker Bank bekommen.» Willy grinst. «Renée ist in Magdeburg. Großer Erfolg im ,Grünen Kakadu‘, schreibt sie.»
      «Schön, daß sie wenigstens noch schreibt.»
      Willy macht eine großzügige Geste. «Macht alles nichts, Ludwig. Weg ist weg und hin ist hin! Außerdem – in den letzten Monaten konnte ich Renée nie mehr dazu bringen, nachts einen General zu markieren. So war es nur noch halb der Spaß. Das erstemal, daß sie wieder kommandiert hat, war in der denkwürdigen Schlacht am Pissoir auf dem Neumarkt. Leb wohl, mein Junge! Als Abschiedsgeschenk –» Er öffnet einen Koffer mit Aktien und Papiergeld. «Nimm, was du willst! Millionen, Milliarden – es war ein Traum, was?»
      «Ja», sage ich.
      Willy begleitete mich bis zur Straße. «Ich habe ein paar hundert Mark gerettet», flüstert er. «Noch ist das Vaterland nicht verloren! Der französische Franc ist dran. Werde da auf Baisse spekulieren. Hast du Lust, mit einer kleinen Einlage mitzugehen?»
      «Nein, Willy. Ich spekuliere nur noch auf Hausse.»
      «Hausse», sagt er, als sage er: Popokatepetl.
      Ich sitze allein im Büro. Es ist der letzte Tag. Nachts werde ich
    fahren. Ich blättere in einem der Kataloge und überlege, ob ich zum Abschied noch den Namen Watzeks auf einem der von mir gezeichneten Grabsteine unterbringen soll– da klingelt das Telefon.
      «Bist du der, der Ludwig heißt?» fragt eine rauhe Stimme. «Der, der die Frösche und Blindschleichen gesammelt hat?»
      «Kann sein», erwidere ich. «Kommt darauf an, wozu. Wer ist denn da?»
      «Fritzi.»
      «Fritzi! Natürlich bin ich es. Was ist los? Hat Otto Bambuss –»
      «Das Eiserne Pferd ist tot.»
      «Was?»
      «Ja. Gestern abend. Herzschlag. Bei der Arbeit.»
      «Ein schöner Tod», sage

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