Der Schwarze Orden
einen erst mal eine Weile außer Gefecht setzen.«
»Ich finde, Sie sollten vorsichtiger sein. Deshalb bin ich hier. Sie befinden sich in großer Gefahr. Immerhin ist Simone Carnot in diesem Hotel – und Tina Langley nur wenige Kilometer entfernt im Chateau d’Avignon.«
»Jetzt übertreiben Sie aber.«
»Jede der beiden Frauen könnte sich einen Nachschlüssel besorgen und sich Zutritt zu Ihrem Zimmer verschaffen, während Sie schlafen. Vielleicht sollten Marler oder Newman im anderen Bett schlafen.«
»Sie würden mich nur beim Nachdenken stören. Was mich vor allem beschäftigt, ist ein Punkt, den wir bisher nicht berücksichtigt haben. Zweifellos haben wir es mit einer absolut professionellen Organisation zu tun, die auf jeden Fall mehr als nur einen Stützpunkt haben dürfte. Die Slowakei liegt sehr weit im Osten. Und wie wir wissen, haben sie inzwischen auch schon in England eine Reihe von Anschlägen verübt.«
Er erzählte ihr von seinem Telefonat mit Howard. Dabei wies er sie vor allem darauf hin, daß die Autobomben zu weit von den Kraftwerken entfernt gezündet worden waren, um irgendwelchen Schaden anzurichten. Paula fragte stirnrunzelnd:
»Wie kommen Sie überhaupt darauf, diese Anschläge könnten auf das Konto des Ordens gehen?«
»Es ist ein Ablenkungsmanöver, das dem Zweck dient, die Sicherheitskräfte zu Hause in England von einem anderen Ziel abzulenken. Im Augenblick wird dort für jedes Kraftwerk ein um fangreiches Sicherheitsaufgebot bereitgestellt. Das Ganze ist ein uralter Trick, den sie schon einmal angewendet haben.« »Wann?«
»Als sie an dem Abend, an dem Lodge seine Rede halten sollte, mit Hilfe der Bombendrohung dafür gesorgt haben, daß fast die ganze Züricher Polizei für die Bewachung des Kongreßhauses abgestellt wurde. Das sollte sie nur vom Ermitage in Küsnacht fernhalten, wo ich mit Karin Berg zu Abend gegessen habe.«
»Aber diesen Anschlag hat doch die Monceau-Bande verübt.«
»Ich weiß. Aber die raffinierte Planung trug eindeutig die Handschrift des Engländers, der, davon bin ich inzwischen fest überzeugt, der Kopf des Ordens ist.«
»Womit wir wieder bei Arnos Lodge und Willie wären.«
»Ich denke fast die ganze Zeit nur an diese beiden. Erinnern Sie sich noch an den Kurier, von dem uns Vitorelli erzählt hat, daß er jemandem in Dorset heimlich einen Koffer voll Geld brachte.«
»Und Arnos wird irgendwann im Lauf des Tages hier eintreffen.«
»Ich freue mich schon, ihn zu sehen. Aber in erster Linie will ich herausfinden, wo sich das Hauptquartier des Ordens befindet.«
Am Morgen frühstückten Butler und Nield im Chateau d’Avignon. Nield, der ein englisches Frühstück bevorzugte, mußte mit sechs Croissants, dick mit Butter bestrichen, vorliebnehmen. Als sie nach draußen zu ihrem Wagen gingen, pflanzte sich Big Ben vor ihnen auf.
»Bleiben Sie noch ein paar Tage?« wollte er wissen.
»Aber sicher«, antwortete Nield freundlich. »Das Essen und der Service lassen nichts zu wünschen übrig. Wir haben in letzter Zeit praktisch nonstop geschuftet – wir haben in London einen Kurierdienst. Da brauchen wir dringend mal ein bißchen Ruhe. Und Sie tun ja wirklich alles, daß man sich hier so richtig wohl fühlt.«
»Hast du da nicht etwas arg dick aufgetragen?« bemerkte Butler, als sie in ihren Wagen gestiegen waren.
»Er ist doch aber auch so ein reizender Kerl, findest du nicht?«
»Nein, ganz und gar nicht«, knurrte Butler und fuhr los. Das Tor war inzwischen wieder offen, und er bog nach rechts ab, in Richtung Chateau des Avenieres.
Die Straße war auf beiden Seiten so dicht von hohen Bäumen gesäumt, daß sie selbst bei Tag düster, fast unheimlich wirkte. Butler sah immer wieder in den Rückspiegel, aber niemand folgte ihnen. Als er in die Einfahrt des Hotels bog, warf Nield einen Blick nach rechts.
»Ist ja vielleicht riesig dieser Baum, der da gegenüber der Einfahrt steht.«
»Sieht aus wie eine Douglasfichte, obwohl ich nicht weiß, ob es die hier überhaupt gibt.«
Der Soldat in der Schweizer Uniform war sehr früh aufgestanden. Nachdem er etwas von seiner Marschverpflegung gegessen und aus einer Feldflasche lauwarmen Kaffee getrunken hatte, war er, das auseinandergenommene Armalite-Gewehr unter seinen Kleidern versteckt, die einsame Straße entlanggegangen.
Anschließend war er auf die riesige Fichte geklettert, hatte auf dem Ast Platz genommen, das Armalite sorgfältig zusammengebaut und es geladen. Als er Butlers Wagen
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