Der Schwarze Orden
schlagkräftige Truppe, der Tweed schwerlich etwas entgegenzusetzen hätte. Rudge hatte ihn eben aus Zürich angerufen.
»Wir sind jetzt am Flughafen, Chef. Dachten nämlich, Sie wollen vielleicht, daß wir irgendwo hinfliegen.«
»Ganz richtig gedacht, Rudge. Nehmen Sie die erste Maschine nach Wien. Dort stehen bereits zwei Mietwagen für Sie bereit. Fahren Sie in ein kleines Hotel nicht weit vom Sacher. Dort melden Sie sich bei Big Ben. Er führt das Kommando.«
»In Ordnung…«
Rudge war ein auffallend dicker Mann, der nicht viel Worte machte. Er hatte unordentliches braunes Haar und einen buschigen Schnurrbart. Er grinste fast immer und war wegen seiner humorvollen Art bei den Frauen sehr beliebt. An der Oberfläche wirkte er wie ein umgänglicher Mensch, der das Leben genoß. Nur jemandem wie Newman wäre der harte Ausdruck seiner Augen aufgefallen.
Seine fünf Kollegen waren weniger gut gekleidet als er selbst. Deshalb hatte Rudge Plätze in der Economy Class gebucht. Er persönlich wäre lieber Business geflogen.
Dort war man unter besser situierten Leuten.
»Geht es Ihnen wieder besser?« fragte Tweed, nachdem er Paulas Zimmer im Sacher betreten hatte. »Sie waren während der Fahrt hierher so still.«
»Das hatte zwei Gründe. Der erste: Haben Sie nicht gemerkt, wie heiß es war, als wir das Flughafengebäude verlassen haben? Langsam gewöhne ich mich allerdings an die Hitze. Zweitens war es ein etwas eigenartiges Gefühl für mich, wieder in Schwechat anzukommen. Ich mußte an mein Erlebnis mit dem Kerl denken, der mich in die Slowakei bringen sollte und dem ich erst meine Nagelfeile in den Hals rammen mußte, um ihn zum Umkehren zu bewegen.«
»Wir werden schon dafür sorgen, daß das nicht noch einmal passiert.«
»Es hat mich etwas überrascht, daß Sie Ihren Namen genannt haben, als Sie vorhin Harry anriefen. Das Gespräch hätte doch jemand mithören können.«
»Das hat sogar ganz sicher jemand getan. Und der Betreffende hat es sicher umgehend Hassan gemeldet. Die Nachricht hat ihn bestimmt verunsichert. Und genau das wollte ich damit erreichen. Wer verunsichert ist, macht Fehler.«
»Was haben Sie als nächstes vor?«
»Wir warten hier, bis Marler mit den Waffen eintrifft. Ich möchte nicht, daß Bob diesen Waffenhändler aufsucht. Es ist nicht auszuschließen, daß er auch mit Hassan Geschäfte macht. Damit haben wir vorerst einmal vierundzwanzig Stunden Zeit, um ein wenig auszuspannen. Unsere Batterien aufzuladen sozusagen.«
»Wir bleiben so lange im Hotel?«
»Auf jeden Fall. Ich habe Newman und Nield bereits entsprechende Anweisungen erteilt. In der Zwischenzeit trommelt Hassan wahrscheinlich seine Leute zusammen, um mit uns abzurechnen. Da sie uns zahlenmäßig überlegen sein dürften, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Marler hat angerufen. Er ist bereits unterwegs hierher.
Müßte morgen früh eintreffen. Erst dann laufen wir in Hassans Falle, die allerdings – wenn alles gut geht – über ihm selbst zuschnappen wird.«
»Könnten wir vielleicht nach unten gehen? Ich glaube, ich brauche was zu trinken.« So kannte Tweed sie sonst gar nicht.
Als sie kurz darauf im Erdgeschoß aus dem Lift traten, wäre Paula fast mit einer auffallend attraktiven Frau mit kastanienbraunem Haar zusammengestoßen.
Tina Langley drehte sich um, blieb wie angewurzelt stehen und starrte Paula an.
»Ich bin es nicht gewohnt, daß mir jemand folgt«, fuhr sie Paula an.
»Es sei denn, es ist ein Mann«, erwiderte Paula freundlich. »Werden Sie bloß nicht frech.«
»Sie müssen gerade reden«, konterte Paula, immer noch freundlich.
In Tina Langleys Augen leuchtete ein wildes Flackern auf, das Tweed verblüffte. Sie wirbelte herum und rauschte in die Bar ab.
»Weiter so«, flüsterte Tweed Paula zu. »Folgen Sie ihr.«
Als sie die luxuriös eingerichtete Bar betraten, saß Tina Langley bereits mit übereinandergeschlagenen Beinen an einem Ecktisch. Paula ging mit Tweed auf den Tisch daneben zu und setzte sich so, daß sie Tina gegenübersaß. Tweed nahm ebenfalls Platz und winkte Tina kurz zu. Sie hatte gerade einen großen Martini bestellt und sagte, an Tweed gerichtet:
»Wenigstens freut es mich,
Sie
hier zu sehen. Bleiben Sie länger in Wien? Ich bin ganz allein hier.«
»Das kann ich auf keinen Fall dulden«, erwiderte Tweed lächelnd. »Möchten Sie vielleicht mit uns zu Abend essen?«
»Mit Ihnen beiden?«
»Ich kann Paula schwerlich im Regen stehen lassen. Das kann doch
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