Der Schwarze Orden
befand sich in Begleitung Paulas. Vitorelli begrüßte sie höflich, fast überschwenglich.
»Es gibt nichts Schöneres als die Gesellschaft einer intelligenten Frau. Sich mit Ihnen zu unterhalten war immer schon ein ausgesprochenes Vergnügen.«
»Danke. Was führt Sie nach Wien?« fragte Paula.
»Dringende Geschäfte. Mario kennen Sie ja bereits. Bitte nehmen Sie doch Platz.«
»Ich kenne Mario«, bemerkte Tweed. »Er kam mit demselben Flugzeug nach Wien wie wir. Aber ich muß Sie leider bitten, uns zu entschuldigen. Wir haben einen langen Tag hinter uns.«
»Und morgen wird vielleicht der längste Tag«, entgegnete Vitorelli mit einem geheimnisvollen Lächeln.
»Durchaus möglich«, sagte Tweed. »Ihnen beiden noch einen angenehmen Abend.«
»Was meinte er mit dieser letzten Bemerkung?« fragte Paula im Lift.
»Das werden wir morgen herausfinden. Aber jetzt gehen Sie auf Ihr Zimmer und sehen zu, daß Sie ein bißchen schlafen.«
Kurz vor Tagesanbruch wurde Tweed durch ein leises Klopfen geweckt. Nachdem er in seinen Morgenmantel geschlüpft war, ging er vorsichtig zur Tür. Er drückte sich seitlich davon an die Wand. »Wer ist da?«
»Ihr Lieblingsadjutant«, antwortete eine vertraute Stimme. »Möchten Sie Tee, Sir?«
»Marler!« rief Tweed aus, nachdem er die Tür geöffnet hatte. »Das ging aber schnell!«
»Ich habe die Autobahn von München nach Salzburg genommen. Keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich wecke gleich mal die anderen und verteile die Geschenke.«
»Damit werden Sie sich zwar nicht unbedingt beliebt machen, aber ich glaube, es kann auf keinen Fall schaden. Mein Gefühl sagt mir, daß wir früh aufbrechen müssen. Sie wollen sich doch sicher noch ein wenig hinlegen.«
»Reine Zeitverschwendung. Ich habe Newman draußen im Auto sitzen sehen. Er hat mir schon alles erzählt. Als er Nield ablöste, sagte der ihm, er hätte Big Ben aus einem kleinen Hotel in der Nähe kommen sehen, um sich mit Hassan zu treffen. Sie haben mitten in der Nacht einen Spaziergang gemacht. Nield hat Newman erzählt, Big Ben wäre einer dieser Ganoven, die er im Chateau d’Avignon gesehen hat. Hassan scheint ihm Anweisungen erteilt zu haben. Sieht ganz so aus, als wäre ich gerade rechtzeitig für eine kleine Ballerei gekommen.«
»Ich bestelle Ihnen Kaffee.«
»Tee wäre mir lieber. Aber in der Zwischenzeit werfe ich schon mal die anderen aus den Federn. Wo sind ihre Zimmer?«
Tweed setzte sich an den Schreibtisch, schrieb Namen und Zimmernummern auf einen Zettel und gab ihn Marler. Dann deutete er mit dem Kopf auf Marlers Umhängebeutel, den er an die Wand gelehnt hatte.
»Was haben Sie denn da alles drin?«
»Maschinenpistolen, Handgranaten, Rauchbomben, Faustfeuerwaffen und jede Menge Munition. Wir sind also bestens gerüstet, um mit Big Ben und dem Pack, mit dem er anrücken wird, fertig zu werden.«
»Hört sich ja an, als rechnen Sie mit einer Neuauflage des Golfkriegs.«
»Jedenfalls sind wir bestens vorbereitet. Übrigens, Newman hatte noch ein paar interessante Neuigkeiten. Bevor er schlafen ging, sah er kurz hintereinander zwei Taxis vor dem Hotel halten. Er meinte, die zwei Frauen, die darin vorfuhren, hätten sich sehen lassen können. Im ersten kam eine Blondine an, die zufällig Karin Berg heißt.
Und wenig später fuhr eine spektakuläre Rothaarige namens Simone Carnot vor. Bob findet Hassan unersättlich.«
»Wirklich sehr interessant. Die Lage scheint sich langsam zuzuspitzen.«
»Ich bin gleich wieder zurück. Hoffentlich ist bis dahin auch meine Tasse Tee da.«
Tweed duschte und zog sich an. Als Marler zurückkam und seinen Umhängebeutel grinsend auf den Boden stellte, fiel dieser schlaff in sich zusammen. Tweed bestand darauf, daß er erst einmal etwas Tee trank.
»Jetzt fühle ich mich schon besser«, begann Marler nach zwei Tassen. »Und wie sie sich gefreut haben, von mir geweckt zu werden. Al e außer Paula. Sie war bereits auf, frisch und munter. Ich habe sie zu überreden versucht, eine Maschinenpistole zu nehmen, aber sie wollte bloß eine 32er Browning.«
»Ihre Lieblingswaffe. Was war mit Newman und Nield?«
»Sind wie ich schwer bewaffnet. Ich habe mir gleich bei meiner Ankunft im Hotel selbst ein Zimmer genommen. Allerdings nicht, weil ich ein Bett zum Schlafen haben wollte. Ich brauchte nur was, um meine Sachen unterzustellen. Ist noch Tee da?«
»Ich habe eine extra große Kanne bestellt. Bedienen Sie sich.«
Gerade als Marler nach der Kanne griff, klopfte
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