Der Schwarze Orden
sehr treffend beschrieben, wie es im Burgenland ist. Es ist dort flach, vollkommen eben. Sozusagen ein riesiges Schachbrett. Wir müssen uns also sehr genau überlegen, welche Züge wir mit unseren Figuren machen.«
»Das Problem wird sein«, bemerkte Marler, »daß wir keine Rückendeckung haben.«
»Richtig, aber das gilt für beide Seiten. Auch der Feind wird keine Rückendeckung haben. Wir haben drei Fahrzeuge. Das erste nehmen Newman, Paula und ich. Das zweite Nield, das dritte Sie.«
»Wir fahren im Konvoi? Ein besseres Ziel könnten wir dem Feind kaum bieten.«
»Nein, nicht im Konvoi. Die drei Autos werden in einigem Abstand fahren. Nield bildet die Vorhut. Irgendwann – die Wahl des genauen Zeitpunkts überlasse ich Ihnen, Marler – überholen Sie Nield, und Nield läßt sich hinter mich zurückfallen, so daß ich weiter in der Mitte bin.«
Tweed benutzte einen Gehstock, den jemand in seinem Zimmer vergessen hatte, als Zeigestab. Paula fand, er sah aus wie ein General bei der Planung der großen Entscheidungsschlacht. Er war so konzentriert, daß die Luft im Raum zu knistern schien.
»Ich sehe, Sie haben zwei Handys auf den Schreibtisch gelegt«, bemerkte Tweed.
»Ich weiß, Sie mögen die Dinger nicht, weil sie nicht abhörsicher sind. Aber in diesem Fall können wir wohl schwerlich auf sie verzichten.«
»Ganz meiner Meinung. Hassan bekommt den Codenamen Argus. Sie werden sicher versuchen, uns unterwegs in einen Hinterhalt zu locken«, fuhr Tweed fort.
»Vermutlich, wenn wir uns Hassans Hauptquartier nähern, diesem seltsamen Haus in der Slowakei.«
»Möglicherweise werden sie uns sogar mehr als nur einen Hinterhalt legen.«
»Wie bei jeder Schlacht läßt sich das selbstverständlich noch nicht voraussagen. Unser Ziel ist jedenfalls das Haus auf dem Tafelberg. Ist Nield noch draußen im Auto?«
»Ja.«
»Bitten Sie Newman, ihn ein paar Minuten abzulösen, und schicken Sie ihn zu mir.«
Als Nield ankam, erklärte ihm Tweed seinen Plan, und nachdem er wieder auf seinen Beobachtungsposten im Auto zurückgekehrt war, setzte er auch Newman noch einmal alles auseinander. Newman hörte aufmerksam zu, bevor er sich dazu äußerte.
»Einverstanden. Allerdings sind wir nur zu fünft. Wir könnten Butler gut gebrauchen.«
»Oh, ich habe dafür gesorgt, daß wir nötigenfalls sofort mit Butler Verbindung aufnehmen können«, sagte Tweed. »Kriminalhauptmeister Windlin wohnt hier im Hotel. Ich habe ihm die Telefonnummer des Chateau d’Avignon gegeben. Wenn es so weit ist, soll er Butler eine verschlüsselte Nachricht übermitteln. Ich kann Windlin mit dem Handy erreichen – Harry möchte ich nämlich nicht mit dem Handy aus dem Burgenland anrufen.«
»Sie scheinen an alles gedacht zu haben«, sagte Paula.
»Was mir Sorgen macht, ist, daß ich vielleicht doch etwas übersehen haben könnte…«
Wenige Minuten später hatten alle ihre Positionen eingenommen. Nield wartete vor dem Hotel im Auto. Newman, Paula und Marler, dessen Beutel wieder prallvoll war, saßen in Tweeds Zimmer. Da Newman bereits alle Rechnungen bezahlt hatte, konnten sie jeden Moment abreisen. Tweed fand, es wäre langsam Zeit, sich bei Monica zu melden.
»Ich wollte Sie gerade anrufen«, meldete sie sich. »Weitere Neuigkeiten von unseren Auslandskontakten. Der Fünften US-Flotte, die sich im Indischen Ozean auf Kurs nach Norden befindet, hat sich ein zweiter Flugzeugträgerverband angeschlossen. Wir sind inzwischen auch in der Region vertreten. Ein britisches Atom-U-Boot ist im fraglichen Gebiet aufgetaucht. Es hat zum Schein eine Lenkrakete in Richtung Antarktis abgefeuert. Feindliche Flugzeuge, die dort patrouilliert sind, müssen sie gesehen haben.«
»Stand irgendwas davon in der Zeitung?«
»Ja. Ein kurzer Hinweis auf ein Gerücht in der
International Herald Tribüne.
Darin heißt es außerdem, daß britische Flugzeuge gesehen wurden, die von unserem Luftwaffenstützpunkt in Akrotiri auf Zypern in Richtung Osten gestartet sind. Diese Meldung wird sicher auch bald in der internationalen Presse auftauchen.«
»Das ist ja hochinteressant. Der Westen wacht also doch noch auf – wie immer erst fünf vor zwölf. Möglicherweise bin ich in den nächsten Stunden schwer zu erreichen. Ich rufe Sie an, wenn sich eine Gelegenheit bietet.«
»Was ist da eigentlich los?« fragte Paula, als er ihr davon erzählte.
»Auf ein bestimmtes Staatsoberhaupt wird verstärkt Druck ausgeübt.«
»Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten
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