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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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wirklich. Wahrscheinlich wären Sie noch besser in Ihrem Beruf, wenn Sie sich manchmal etwas von einer Frau verwöhnen ließen.«
    »Soll das heißen, Sie wollen sich persönlich dazu anbieten, mir beruflich etwas auf die Sprünge zu helfen?«
    »Das bleibt ganz Ihnen überlassen.«
    »Wenn ich mich auf so was einlassen würde – und ich bitte, das ›Wenn‹ zu beachten –, dann vermutlich mit jemandem wie Ihnen. Ich weiß nämlich eine geistreiche Unterhaltung sehr zu schätzen.«
    »Finden Sie, daß das mit mir nicht möglich ist?«
    Lag es am Wein? Er spürte ganz deutlich die Nervosität hinter ihrer heiteren Fassade.
    So weit war sie noch nie gegangen. Es hörte sich wirklich so an, als meinte sie es ernst.
    »Lassen Sie es mich mal überdenken«, antwortete er ausweichend. »Im Moment habe ich mir, metaphorisch gesprochen, den Teller ziemlich vollgeladen.«
    »Aber Sie haben ihn doch gerade, genau wie ich, leergegessen. So gut habe ich übrigens schon lange nicht mehr gespeist.«
    Sie tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab. Ihr Glas war leer. Sie hatte fast die ganze Flasche allein getrunken, was sonst nicht ihre Art war. Als Tweed vorschlug, noch eine Flasche zu bestellen, hatte sie nichts dagegen einzuwenden.
    »Nehmen Sie doch noch einen Nachtisch«, schlug Tweed vor.
    »Ja, sehr gerne. Aber es stört Sie doch hoffentlich nicht, wenn ich erst noch eine Zigarette rauche?«
    »Der Abend ist noch jung.«
    »Sie haben sich nicht verändert. Sie schenken mir scheinbar Ihre volle Aufmerksamkeit – das mögen Frauen. Sie haben meine Kleider, mein Äußeres bewundert, und doch würde ich jede Wette eingehen, daß Sie jeden anderen Gast hier auf der Terrasse genauestens beschreiben könnten.«
    »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen doch nicht meine ganze Aufmerksamkeit geschenkt habe.«
    »Mir tut es nicht leid. Schließlich müßte ich sonst annehmen, daß Sie nachgelassen haben. Wenn überhaupt etwas, scheinen Sie noch mehr auf Draht als je zuvor, soweit das überhaupt möglich ist.«
    »Mit Schmeicheleien kommen Sie Ihrem Ziel bestimmt näher«, sagte Tweed lächelnd.
    »Nichts Geringeres hatte ich gehofft.«
    Sie strahlte förmlich, ihre Augen ließen keinen Moment von den seinen. Auf ihrem blonden Haar, auf dem sich der Schein der Lichter brach, lag ein seidiger Glanz.
    Einerseits fühlte sich Tweed wohler, als er sich seit langem gefühlt hatte, andererseits weigerte sich die warnende Stimme in seinem Innern beharrlich zu verstummen.
    Wurde er paranoid? fragte er sich. Er tat diesen Gedanken rasch wieder ab. Wenn man so anfing, befand man sich auf dem besten Weg zur Selbstzufriedenheit. Genau das bleute er jedem neuen Anwärter immer wieder ein. Langsam trank er ein ganzes Glas Wasser – um der Wirkung vorzubeugen, die der Wein auf ihn haben könnte.
    Ein paar Tische weiter saß eine besonders feuchtfröhliche Runde. Ein Mann stand auf, stolperte und mußte sich am Tisch festhalten, um nicht hinzufallen. Ein Mädchen, das neben ihm saß, stieß gegen sein Bein, und er fiel fast der Länge nach hin. Sie brach in schrilles Gelächter aus. Die Leute gerieten langsam in Fahrt. Der Mann gelangte zu der Überzeugung, sein Ausflug auf die Toilette konnte noch eine Weile warten. Er sank auf seinen Stuhl zurück und griff nach dem Weinglas.
    An einem anderen Tisch begannen die Gäste, ein französisches Lied zu singen, und die Leute an den angrenzenden Tischen fielen mit ein. Das Ganze artete rasch in wüstes Gegröle aus. Man prostete sich mit erhobenen Weingläsern überschwenglich zu.
    »Langsam kommt richtig Stimmung auf«, sagte Karin Berg, die sich umgedreht hatte, um das Geschehen zu beobachten.
    »Ich hoffe nur, diese Leute fahren hinterher mit dem Taxi nach Hause«, bemerkte Tweed freundlich.
    Doch dann fiel ihm ein, daß sie wohl kaum fürchten mußten, von der Polizei kontrolliert zu werden. Die meisten von Becks Leuten würden immer noch das Kongreßhaus nach der Bombe durchsuchen – es sei denn, sie hatten sie inzwischen gefunden. Die übrigen Beamten befanden sich wahrscheinlich noch an der Unfallstelle außerhalb Zürichs, um sich um die Opfer der Massenkarambolage zu kümmern.
    Eigenartig, dachte er. Hier ist alles so friedlich und heiter, und nicht weit von hier entfernt herrscht das blanke Chaos. Was für eine seltsame Mischung die Welt doch war.
    »Ich weiß nicht, ob ich noch einen Nachtisch schaffe«, erklärte Karin Berg. »Das Essen war sehr reichlich. Vielleicht wäre im Moment ein starker

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