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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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stellte fest, daß er eine Menge Wein getrunken hatte. Sie schenkte ihm nach. Er bestellte eine neue Flasche. Auch sie selbst begann kräftig zu trinken – sie wußte, sie konnte jeden Mann unter den Tisch trinken. Alkohol konnte ihre wichtigste Waffe sein.
    »Sie haben aber eine große Aktentasche«, bemerkte Kane. »Lauter Papiere«, antwortete sie rasch. »Ich brauche sie für meinen Job.«
    »Was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin Assistentin eines Schweizer Bankiers«, improvisierte sie und dachte dabei an Anton.
    »Dann sprechen Sie also fließend Französisch?« »Es geht so. Cheers!«
    Sie hob ihr Glas und trank es zur Hälfte leer, um seine gefährlichen Fragen abzuwehren. Er lächelte. Christopher Kane lächelte viel.
    »Sie sprechen fließend Französisch«, wiederholte er.
»Peutetre?«
    Sie hatte keine Ahnung, was er gesagt hatte. Um ihn aus der Fassung zu bringen, konterte sie mit einem abrupten Stimmungsumschwung. Ihr warmes Lächeln verflog, und statt dessen starrte sie ihn wütend an.
    »Ich muß diese blöde Sprache den ganzen Tag sprechen«, legte sie los. »Sie steht mir bis hier. Sprechen Sie also gefälligst Englisch mit mir, oder das war das letzte Wort, das ich mit Ihnen gewechselt habe.«
    Bisher hatte das immer funktioniert. Ihre abrupten Stimmungsumschwünge faszinierten die Männer. Aus Angst, der Abend könnte hier und nicht woanders enden, taten sie dann immer ihr Bestes, sie bei Laune zu halten.
    »Können Sie nicht noch etwas lauter sprechen?« bemerkte Kane. »Dann kann man Sie auch noch am anderen Rhoneufer hören.«
    Er trank mehr Wein, und sie beeilte sich, ihm nachzuschenken. Er schien durch den Alkohol in keinster Weise beeinträchtigt. Tina kam aus dem Staunen nicht heraus.
    Wieviel vertrug dieser Kerl eigentlich noch?
    Am Ende des Essens hatte Kane ein ordentliches Quantum von dem hervorragenden Wein getrunken. Blinzelnd fuhr er sich mit der Hand über die hohe Stirn. Als er, scheinbar Halt suchend, seinen Stuhl näher an den Tisch heranzog, nahm sie dies zufrieden zur Kenntnis. Nach dem Kaffee, zu dem sie einen Cognac getrunken hatten, sah sie ihn mit einem ganz bestimmten Blick an.
    »War um trinken wir den Rest Wein nicht in Ihrem Zimmer?«
    »Gute… Idee.«
    Inzwischen schien ihm das Sprechen Mühe zu bereiten. Als er zahlte, fummelte er umständlich mit den Geldscheinen in seiner Brieftasche herum und gab dem Kellner ein viel zu hohes Trinkgeld.
    In dem Taxi, das sie in seine Wohnung brachte, drückte sie mit der linken Hand ihre Aktentasche an sich, die rechte ließ sie auf seinem Knie ruhen. Im Gegenzug legte er den Arm um ihre schlanke Taille und lehnte sich an sie.
    Seine Wohnung befand sich in einem Altbau nicht weit von der Rhone. Er mußte sich am Geländer festhalten, als er vor Tina die Treppe hinaufwankte. Da er Mühe hatte, den Schlüssel ins Schloß zu bekommen, nahm sie ihn ihm behutsam ab und schloß die Tür selbst auf. Er hielt die Hand auf, und sie ließ den Schlüssel hineinfallen.
    »Was für eine zauberhafte Wohnung«, schwärmte sie. »Und so schön eingerichtet. Das sind alles Antiquitäten, oder nicht? Und was für ein toller Schreibtisch. Aber jetzt setz dich erst mal in deinen bequemen Drehstuhl. Ich habe einen Stadtplan in meiner Aktentasche. Kannst du auf diesen Berg am anderen Ufer des Sees fahren?«
    »Wenn… du… nach Frankreich… möchtest.«
    »Zu gern. Vielleicht kannst du mich ja mal mitnehmen.«
    »Gute… Idee.«
    »Wo ist das Schlafzimmer?«
    »Die… Tür da.«
    »Willst du es mir denn nicht zeigen?« »Wozu ist der Stadtplan?«
    Sie hatte den Stadtplan von Genf und Umgebung auf seinem Schreibtisch ausgebreitet, als er in den Sessel gesunken war. An der gegenüberliegenden Wand hingen mehrere Bilder. In einem der Rahmen befand sich jedoch ein Spiegel, der beim flüchtigen Hinsehen nicht auffiel.
    Tina stand mit der Aktentasche, aus der sie den Stadtplan genommen hatte, hinter ihm und steckte nun wieder die Hand hinein. Kane hatte im Spiegel alles beobachtet. Er drehte sich mit dem Stuhl herum, sprang hoch, und ehe sie wußte, wie ihr geschah, war er neben ihr. Er packte sie an der Hand, mit der sie nach der Luger gegriffen hatte, und drehte ihr mit aller Kraft das Handgelenk um. Sie schrie laut auf, ließ die Waffe fallen und trat ihm gegen das Schienbein. Als er sie darauf losließ, rannte sie auf den Gang hinaus und die Treppe hinunter. Kane, der plötzlich wieder vollkommen nüchtern war, stürzte ihr hinterher, stolperte über

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