Der Schwarze Orden
in aller Stille mit einem Kunden zu treffen. Habe einen größeren Abschluß getätigt. Jetzt ziehe ich wieder ins Dolder Grand.«
»Sie bleiben weiter in Zürich?«
»Meistens kann ich nicht einmal selbst sagen, was ich als nächstes tun werde. Ich bin eben der geborene Globetrotter. Was halten Sie davon? Wie wäre es, wenn wir uns morgen im Baur au Lac treffen. Ich lade Sie auf ein paar Drinks ein. Im Pavillon. Wäre Ihnen mittags recht?«
»Gern«, sagte Tweed.
»Und ich sage auch nicht nein«, erklärte Newman.
»Dann muß ich mal los, meine Herren. Telefonieren. Man kommt einfach nie zur Ruhe.«
»Wenigstens wurde kein Versuch unternommen, Arnos Lodge zu ermorden«, bemerkte Newman.
»Das dachte ich auch schon die ganze Zeit«, sagte Tweed. »Erinnert mich an diese Sherlock Holmes-Geschichte. Der Hund, der nachts nicht bellte. Etwas in der Richtung.«
Sie näherten sich Newmans Leihwagen, als sich eine größere Personengruppe durch die Menge drängte. An ihrer Spitze befand sich Beck, der sich nach allen Richtungen umsah. Direkt hinter ihm ging mit verärgerter Miene Arnos Lodge her. Er war umringt von mehreren Polizisten in Zivil.
Beck trat rasch auf Tweed zu und nahm ihn am Arm.
»Arnos Lodge wird in einem gepanzerten Polizeifahrzeug ins Baur au Lac zurückgebracht. Und Sie werden ihn begleiten. Sie beide sind Ziel eines Anschlags.«
»Ich kann allein ins Hotel zurückfahren«, erklärte Newman.
»Danke«, sagte Tweed, an Beck gewandt. »Ich nehme Ihr freundliches Angebot gern an.«
Es war eine gute Gelegenheit, mit Arnos zu sprechen. Die Tatsache, daß Willie weiter in Zürich bleiben wollte, hatte seine Neugier geweckt.
Arnos Lodge ließ sich auf den Rücksitz sinken.
»Was soll dieses blöde Theater?«
»Beck ist nur vorsichtig. Oder haben Sie schon vergessen, was Dumont passiert ist.
Übrigens ist Willie immer noch in Zürich. Er wohnt wieder im Dolder Grand. Für ihn ist nur das Beste gut genug.«
»Das können Sie laut sagen«, brummte Lodge, als der Wagen losfuhr. »Und dann noch seine Liebe zum Orient!«
»Wundert Sie das? Er hat ihm schließlich seinen Reichtum zu verdanken.«
»Das hatte ich damit eigentlich nicht gemeint. Haben Sie diese eigenartigen orientalischen Kunstwerke im Park seines Landsitzes in Shrimpton gesehen? Er hat mir alles gezeigt. Ich bekam davon allerdings eher eine Gänsehaut. Als würde man einen nahöstlichen Staat nach Dorset verpflanzen. Ausgerechnet. Komischer Kauz.
Aber wir kommen ganz gut miteinander aus.«
»War en Sie schon mal im Nahen Osten?«
»Ich bin viel gereist. Ich bin ein guter Zuhörer. Die Araber reden gern. Manchmal verraten sie dabei zuviel.«
»Meinen Sie damit militärische Geheimnisse? Strategische Pläne?«
»Ich meine strategische Pläne.«
Den Rest der Fahrt schwieg Lodge. Als sie im Baur au Lac ankamen, wünschte er Tweed eine gute Nacht und ging auf sein Zimmer. Tweed war absichtlich nicht auf Lodges Rede zu sprechen gekommen. Er wußte, daß er keine Lust gehabt hätte, sich darüber zu unterhalten.
Tweed amüsierte es keineswegs, als Christopher Kane ihn anrief und von seinem Erlebnis berichtete. Newman, der auf sein Zimmer gekommen war, entging nicht, wie sich seine Miene zusehends verfinsterte.
»Wie konnten Sie ein solches Risiko eingehen?«
»Ist doch alles gut gegangen. Und bei der Rückkehr in meine Wohnung habe ich mit einem Taschentuch – wegen der Fingerabdrücke, wissen Sie – die Aktentasche mit der Luger mitgenommen, die die mordlustige Dame auf der Treppe fallen ließ. Sie könnte einmal als wichtiges Beweisstück dienen, soviel werden Sie mir doch wohl zugute halten.«
»Das ist natürlich möglich«, gab ihm Tweed recht. »Ich werde Beck, den Chef der Schweizer Bundespolizei, bitten, sie von einem Kurier abholen zu lassen.«
»Ich kenne Beck. Wir haben schon zusammen Bridge gespielt. Sagen Sie ihm, er soll mich anrufen.«
»Können Sie diese Frau beschreiben? Diese Lisa Vane?«
Prompt beschrieb ihm darauf Kane in allen Einzelheiten, wie sie aussah und wie sie sprach und daß sie entgegen ihrer eigenen Darstellung kein Wort Französisch konnte.
»Sie sind der erste, der einen Anschlag des Schwarzen Ordens überlebt hat«, warnte Tweed.
»Ich bin in einigen Dingen der erste. Was ist der Schwarze Orden?«
Tweed erklärte es ihm in drastischer Ausführlichkeit. Er erinnerte ihn an den Mord an Norbert Engel in Wien, an die Tatsache, daß das Leben aller noch lebenden Mitglieder des
Institut
in Gefahr
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