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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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die Aktentasche, die sie fallen gelassen hatte, und verlor das Gleichgewicht. Hätte ihm das Geländer nicht im letzten Moment noch einen Halt geboten, hätte er sich ohne weiteres auf den Steinstufen das Genick brechen können. Die Eingangstür des Hauses fiel zu. Er kam gerade noch rechtzeitig unten an, um zu sehen, wie Tina in einem Durchgang verschwand. Er lief nach draußen zu seinem Wagen.
    Kane kannte Genf wie seine Westentasche und fuhr zu der Straße, in die der Durchgang mündete, in dem Tina Langley verschwunden war. Da sein Wagen fast direkt vor dem Haus gestanden hatte, bog er rechtzeitig um die Ecke, um Tina in einen am Straßenrand geparkten Renault steigen zu sehen.
    Sie schien nicht zu ahnen, daß sie verfolgt wurde. Er sollte sich nicht täuschen. Tina war einer Panik nahe. Sie startete den Leih wagen, den sie mit den falschen Papieren, die Hassan ihr auf den Namen Lisa Vane besorgt hatte, gemietet hatte. Sie fuhr in Richtung Pont du Rhone los, dieselbe Strecke, die Anton mit ihr gefahren war.
    Kane folgte ihr ohne Mühe. Selbst einmal ein hervorragender Rennfahrer, gelangte er rasch zu der Überzeugung, daß Lisa sehr gut Auto fuhr. Den Grenzübergang nach Frankreich passierte er, ohne angehalten zu werden.
    Etwa eine halbe Stunde später, auf dem Kamm des Mont Saleve, bog Tina auf den Parkplatz des Chateau d’Avignon. Sie hatte gerade mit ihrem Koffer das Hotel betreten, als Kane langsam daran vorbeifuhr, um dann auf der Westflanke des Bergzugs nach Genf zurückzukehren.
    »Ich sollte vielleicht besser Tweed anrufen«, murmelte er. »Mein kleines Abenteuer wird ihn sicher amüsieren.«

18
    Am Abend ging Tweed ins Kongreßhaus, um sich Arnos Lodges Rede anzuhören. Der Saal war gedrängt voll, als Lodge ans Rednerpult trat. Hinter Tweed saß Marler.
    Newman stand im Gang hinter den Sitzreihen neben einem von Becks Zivilbeamten.
    »Der Westen ist dekadent geworden…« tönte Lodge.
    »Entweder Sie führen ein anständiges Leben, oder Sie frönen dem Laster. Ein Zwischending gibt es nicht.
    Die ehedem verläßlichen Beziehungen zwischen Männern und Frauen sind instabil geworden. Bestimmte Frauen haben amerikanische Gepflogenheiten übernommen. Sie sind dominant und aggressiv geworden, und die Männer lassen sich unterdrücken, ins Abseits drängen – in der Politik, in der Wirtschaft.
    Wenn die Männer erst einmal kein Zutrauen mehr zu sich selbst haben, versinkt die Gesellschaft im Chaos!
    Das Römische Reich zerfiel, als es dekadent wurde, als es seine Energien in wüsten Orgien vergeudete. Der Westen ist auf demselben niedrigen Niveau angelangt.
    Schmutzige Filme, schmutziges Fernsehen, schmutzige Bücher, schmutziges Verhalten zwischen den Geschlechtern…
    Das verweichlichte, nur noch seinen Orgien huldigende Rom wurde von stärkeren Kräften aus dem Osten besiegt, es ging an seiner eigenen Dekadenz zugrunde. Dem Westen droht das gleiche Schicksal!
    Im Osten gibt es heute diszipliniertere Religionen, diszipliniertere Gesellschaftsformen und damit auch stärkere Staatsformen. Der Westen ist führerlos, seine sogenannten Führer sind lächerliche Marionetten, deren einziges Interesse dem eigenen Machterhalt gilt.
    Sie haben den Westen praktisch wehrlos gemacht. Wir haben ein Machtvakuum, moralisch wie militärisch.
    Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist die solide Grundlage einer stabilen Gesellschaftsform. Doch mittlerweile beginnt sich die immer stärker werdende Dominanz eines bestimmten Frauentyps abzuzeichnen. Wenn sich daran nicht bald etwas ändert, ist der Westen dem Untergang geweiht – dann wird er vom Osten überrollt.
    Setzen Sie unsere Pseudo-Führer ab, ersetzen Sie sie durch wahrhaft tatkräftige Männer mit einer gesunden Einstellung!«
    »Eine äußerst kontroverse Ansicht«, bemerkte Newman, als er mit Tweed den Saal verließ. »Selbst wenn man nicht seiner Meinung ist, für einen Strategen ist er ein ausgezeichneter Redner.«
    »Er bekam nicht umsonst stehende Ovationen«, entgegnete Tweed. »Wen haben wir denn da?«
    Willie war an ihrer Seite aufgetaucht. Sie wurden von der zum Ausgang drängenden Menge mitgerissen. Willie, dessen Gesicht noch röter war als sonst, tippte Tweed am Arm an.
    »Arnos versteht es weiß Gott, die Zuhörer mitzureißen. Die Leute waren völlig aus dem Häuschen. Sie lagen ihm zu Füßen.«
    »Wo kommen Sie denn so plötzlich her?« fragte Tweed. »Immer noch in Zürich?«
    »Ich bin vom Dolder Grand ins Gotthard umgezogen. Um mich dort

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