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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Schwüre aus, wozu auch gehörte, dass seine Stimme erstickt war von Tränen, die er zurückhielt.
    Aber wieder hielt er plötzlich inne. Was tat er denn da? Er hatte die Kontrolle verloren! Das musste aufhören. Sofort! So schnell, wie er sie verloren hatte, gewann er sie zurück. Und die erste Frage, die ihm einfiel, lautete: Warum? Warum hatte Massa vorgehabt, ihn umzubringen? Darauf gab es nur zwei Antworten: Entweder hatte Massa aus eigenem Antrieb gehandelt, möglicherweise, weil er in Bedrängnis geraten war und jede Spur zu Milo verwischen wollte. Oder Massa hatte auf Anweisung gehandelt, und dafür kam nur einer in Frage.
    Zu dumm, dass Milo dieses miese Schwein zu seinen Füßen nicht mehr ausquetschen konnte. Denn je nachdem, welche Annahme zuträfe, müsste er handeln.
    Wie jeder römische Ragazzo der Armenviertel, der es geschafft hatte, älter als zwanzig Jahre zu werden, haderte Milo nicht lange mit dem Schicksal, gab nichts verloren, schob Zweifel beiseite und traf blitzschnell Entscheidungen. Es war etwas zu tun - also musste es getan werden. Jetzt gleich. Zunächst durfte die mit Blutergüssen übersäte Leiche nicht in der Nähe des Teatro gefunden werden. Leicht gesagt, aber schwerer Körper. Nur der Tiber kam in Frage, der in etwa vierzig Schritt Entfernung träge dahinströmte.
    Es war eine Herkulesaufgabe. Massa war zu schwer, um ihn zu tragen, oder besser gesagt, zu schwer, um ihn hochzuhieven. Also musste Milo ihn quer über die vom Mond erhellte Uferstraße ziehen, was nicht nur bedeutete, sich mit der Leiche gleichsam auf eine Bühne zu begeben, sondern was auch laute Geräusche verursachte. Doch er hatte keine Wahl, wenn er Massa verschwinden lassen wollte.

    Glücklicherweise konnte er sich auf seine Römer verlassen. Zwei finstere Gestalten, die sich näherten, bogen ab, als sie sahen, was vor sich ging. Und eine junge Frau, die am offenen Fenster betete, hatte es mit einem Mal sehr eilig, bekreuzigte sich und schloss den Fensterladen. Milo spürte, dass ihm keine Gefahr drohte.
    Langsam glitt der Leichnam ins Wasser. Milo schob ihn noch ein Stück weiter hinein, damit er möglichst in die Nähe der Flussmitte geriet und weit fortgetragen würde. Ein letzter Stoß und dann: Addio, Laurenzio Massa.
    Im Teatro , wo das lautstarke Geschäft der Liebe in vollem Gang war, ging Milo sofort in sein Zimmer im obersten Stock. Hier fand er zu sich selbst, da zwei Morde an einem einzigen Tag auch für ihn nicht leicht zu verkraften waren, vor allem, wenn eines der Opfer der Kammerherr Seiner Heiligkeit war. Aber genau genommen: Was war denn Schlimmes passiert? Wenn Massa auf eigene Faust gehandelt hatte, würde niemand Milo mit seinem Verschwinden in Zusammenhang bringen. Und wenn Massa auf Befehl gehandelt hatte, würde einzig der Papst Verdacht schöpfen. Doch was konnte der schon tun? Offiziell gab es keinen Todesengel, und der Sohn einer wohlhabenden Hurenhausbesitzerin hatte keinen Grund, den Kammerherrn von Julius III. zu töten. Auch ein Papst durfte es sich nicht erlauben, willkürliche Verhaftungen vornehmen und Anklagen erheben zu lassen - deswegen hatte Julius sich ja stets eines Todesengels bedient. Um ihn, Milo, loszuwerden, musste Julius schon einen anderen Mörder beauftragen, was nicht so einfach wäre, denn Päpste konnten sich ja nicht einfach eine Auswahl von Mördern zur Audienz bestellen. Massa hatte den ganzen Dreck, die ganze Gülle für Julius erledigt, und einem Nachfolger würde Julius so schnell nicht vertrauen.
    So übel sah die Sache demnach gar nicht aus. Im Gegenteil -
es wäre zu überlegen, ob er nicht noch Gewinn herausschlagen könnte. Ein kühler Kopf und das Herz in der Hand: Auf diese Weise war schon so manche verloren geglaubte Schlacht in einen Sieg verwandelt worden.

Dritter Tag

14
    Einer warmen Nacht folgte ein heißer Morgen. Schon die ersten Sonnenstrahlen waren verhasst, und sogar Sandro, der Römer, fand diese frühe Hitze ungewöhnlich und schwer erträglich, als er mit Angelo die kühlen Säle des Vatikans verließ. Eigentlich hätte er sich unter diesen Bedingungen unwohl fühlen müssen, denn er hatte sich in der Eile nicht waschen können, seine Haut fühlte sich klebrig an, er hatte kaum ein Auge zugemacht, nichts gegessen, kein Wasser getrunken, und ein harter Tag stand ihm bevor. Doch er fühlte sich wie neu erschaffen, wie am Tag zwei nach der Genesis, wie Adam nach der ersten Nacht mit Eva - zwar ließ sich nicht mit Sicherheit sagen, wie

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