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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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ausdrücken.«
    »Er hatte schon vorher mehr Geld als ich. Jetzt, wo Johannes tot ist, ist er reich, und solange er Rosina Geschenke macht, verlangt Franco, dass sie mich nicht sehen darf.«
    »Wenn es sich tatsächlich so verhält, wie du sagst, wäre es da nicht naheliegender, Franco zu erschießen? Nicht, dass ich dich auf Ideen bringen will. Ich frage ja nur.«
    »Rosina hängt an ihrem Bruder, und ich könnte nie etwas tun, das Rosina schadet. Franco nimmt Gisbert aus, und der arme Tropf merkt nichts.«
    »Verstehe ich das richtig: Du wolltest Gisbert nicht aus Eifersucht mit Schrot durchsieben - denn Rosina liebt ihn ja nicht -, sondern um ihm einen Gefallen zu tun?«
    Tilman zog eine Grimasse, die so viel sagte wie: Ihr drückt das ziemlich blöde aus.
    »Ich wollte ihn ja nur verletzen - erschrecken. Eigentlich war ich mir bis zum Schluss nicht sicher, ob ich überhaupt abdrücke. Es war ja nur, weil - ich musste doch irgendetwas tun. Die Arkebuse habe ich mir erst gekauft, nachdem ich Gisbert vom Schneider habe kommen sehen. Mein letztes Geld habe ich dafür ausgegeben.« Er besah sich die Reste der Waffe. Scham und Trotz waren weg, jetzt kam die Reue. »Na gut, es war ein Fehler. Und wenn es Euch glücklich macht: Ich war eifersüchtig. Bin eifersüchtig. Rosina liebt Gisbert nicht, dabei bleibe ich, aber was hilft mir das?« Ried warf einen Seitenblick auf Sandros Soutane. »Ihr versteht das nicht, Ihr seid ein Mönch.«
    Es entbehrte nicht einer gewissen Komik, dass ein siebzehnjähriger Junge ihm etwas über die Liebe beizubringen versuchte, doch Sandro nahm die Rolle an und spielte mit.
    »Ja, ein Mönch ist wirklich ein armes Schwein. Wenn ich daran denke, was mir entgeht …«

    »So ist es«, stimmte Tilman ein. »Wenn ich an die erste Begegnung mit Rosina denke - ein solcher Augenblick ist dreißig Jahre Leben wert. Der Blitz schlug ein. Ich war benommen und zugleich bis in die Fingerspitzen gespannt. Was rede ich von Fingerspitzen. Ich war gespannt bis in …«
    »Ich kann es mir denken«, unterbrach Sandro und erntete Tilmans anerkennendes Kopfnicken. »Stell dir vor, Mönche tun nicht nur so, als lebten sie. Sie leben tatsächlich.«
    »Jedenfalls stand Rosina da, einfach nur so, inmitten der Nacht. Es war hier im Hof. Ich hatte zusammen mit Gisbert die Köchin Giovanna nach Hause gebracht, und da stand Rosina, einfach nur so, inmitten …«
    »Das sagtest du bereits.«
    »Diesen Augenblick kann man nicht oft genug beschreiben.«
    »O doch.«
    »Dann überspringe ich den Teil, wo unsere Blicke sich trafen, wie wir uns gleich gefielen, unsere ersten Worte zueinander, wie wir dann lachten …«
    »Du hattest vor, diesen Teil zu überspringen.«
    »Ja, und dann hat sie mich - haben wir uns geküsst.«
    »So schnell?«
    »Was heißt schnell? Wir kannten uns fast eine halbe Stunde.« Tilman Rieds Stimme wurde unsicher und brüchig. »Ist das - war dieser Kuss zu früh gewesen?«
    »Ich antworte mit einer Gegenfrage: Gab es schon viele Frauen in deinem Leben, die du innerhalb der ersten halben Stunde geküsst hast?«
    »Rosina ist die Erste, mit der ich jemals - die ich je - die Erste überhaupt. Und es wird auch nie eine andere Frau für mich geben.«
    »Was war mit Gisbert?«
    Bei der Erwähnung dieses Namens stürzte Tilman Ried aus der siebten Wolke zu Boden. »Hä?«

    »Nun, du sagtest, dass Gisbert und du Giovanna gemeinsam nach Hause brachtet - was mir übrigens bereits von Giovanna erzählt worden war. Also, wo hielt Gisbert sich auf, während du Rosina inmitten der Nacht stehend antrafst, bei dir der Blitz einschlug und so weiter?«
    »Er war dabei«, räumte Ried knapp ein.
    »Und sah zu, wie ihr euch küsstet?«
    »Ja.«
    »Küsste sie ihn auch?«
    »Nein. Er küsste sie .«
    »Wenn man mal die Feinheiten beiseitelässt: Rosinas Lippen berührten sowohl deine wie auch seine Lippen.«
    »Das ist wirklich sehr simpel formuliert.«
    »Entschuldigung, ich bin ein simpler Mensch.«
    »Mich hat sie ganz anders als ihn geküsst, und überhaupt, das war ja nur am ersten Abend. Als wir uns wiedersahen, wurde deutlich, dass sie sich für mich entschieden hatte. Und hätte Johannes sich nicht eingemischt …«
    »Moment, was hat Johannes damit zu tun?«
    »Ich habe gesehen, wie Johannes Franco Geld gegeben hat.«
    »Wann und wo?«
    Tilman Ried fing an, eine Ziege zu streicheln, die sich ihnen genähert hatte. »Das war vor ungefähr einer Woche. In der Nähe des Collegiums, an der Piazza San

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