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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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schlimmer als Sandro ergehen, denn Sandro hatte seine - glücklicherweise beendete - Misere mit verschuldet, wohingegen Ried ohne eigenes Zutun beiseitegedrängt worden war, nur weil er arm war. So etwas Übles passierte andauernd und überall, rechtfertigte allerdings in keiner Weise eine Gewalttat! Aber der Zorn auf Gisbert, Franco - und Johannes? - wurde verständlich.
    »Ich gehe jetzt zu Rosina«, sagte Sandro. »Ich habe einige Fragen an sie, und als Visitator Seiner Heiligkeit gibt es niemanden, der mir das verwehren kann. Übrigens - wen ich als Begleitung mitnehme, ist meine Sache.«
    Es dauerte einen Moment, bis Ried begriffen hatte, was Sandro damit sagen wollte. Er sprang auf und war für die Dauer eines Lidschlags der glücklichste Mensch der Welt.

15
    Es waren abgezehrte und zugleich widerstandsfähige Gesichter, in die Sandro blickte. Rosinas Familie kam ihm wie eine Ansammlung von Lebensmüden vor, die durch Gewohnheit am Sterben gehindert wurden. Der Vater war narbig und zerschunden, die Mutter blind und abgenutzt, die Großmutter debil und furchterregend mit ihrem unvermittelten Gelächter. Dagegen stand Rosinas und Francos Jugend. Schön sahen sie aus neben
dem Elend, aber wer genauer hinsah, entdeckte bereits minimale Anzeichen des Verfalls, so wie ein einziges gelbes Blatt unter Tausenden am Baum vom Herbst kündet. Die gefühllosen Augen Francos gaben die Rohheit seines Charakters preis, der, wie jeder schlechte Charakter, mit der Zeit immer sichtbarer würde. Und was Rosina anging, so trug sie ihre Haare zwar verwegen und schön, doch waren sie ein bisschen fettig, weil Seife teuer war. Auch die Haare ihrer Mutter und ihrer Großmutter waren fettig, und Rosina war in dieser Hinsicht - und vielleicht nicht nur in dieser - ihre künftige Erbin.
    Zu viert - Sandro, Tilman, Rosina und Franco - gingen sie in einen kleinen Nebenraum, der sich als Schlafzimmer Francos und Rosinas herausstellte. Zwei Betten und eine diagonal durch das Zimmer gespannte Leine mit daran herunterhängenden Kleidungsstücken nahmen fast den ganzen Platz ein. Trotz der Enge bot das Zimmer eine gewisse Gemütlichkeit. Hier im Erdgeschoss war es nicht zu heiß, durch die halb geschlossenen Fensterläden fielen schmale Streifen Sonnenlicht schräg herein und zauberten gelbe Punkte an die verfallene Wand, und Rosinas Parfüm - zweifellos ein Geschenk Gisberts - verströmte den Duft von Rosen und Nelken. Franco stellte sich, die Arme vor der Brust verschränkt, in eine Ecke und erhob keinen Einspruch, als Tilman Ried sich neben Rosina auf ihr Bett setzte. Obwohl die Blicke Sandros und Francos auf Ried ruhten, scheute er sich nicht, Rosinas Hände zu ergreifen und ihr tief in die Augen zu sehen. Er brachte zwar vor Ergriffenheit kein Wort heraus, aber genau das sprach für sich selbst. Rosina lächelte ihn mild an. Auch sie schien glücklich über diese unverhoffte Begegnung zu sein.
    Damit die beiden Turteltauben eine Weile für sich hatten, wandte Sandro sich zunächst an Franco.
    »Ich hörte, du hast etwas dagegen, dass deine Schwester und Tilman sich treffen«, sagte Sandro und stellte sich so nahe vor
Franco auf, dass seine Soutane Francos verschränkte Arme berührte, was diesen dazu veranlasste, die dominante Pose aufzugeben. Sandro kannte sich ein wenig mit halbstarken Römern aus und schätzte Franco nicht als unmittelbar gefährlich ein - die Betonung lag auf unmittelbar. Franco würde nicht anfangen zu schreien, zu drohen, mit einem Messer herumzufuchteln oder dergleichen, er würde sich auf überhaupt keinen Streit mit Sandro einlassen. Untereinander durchaus streitbar und gewaltbereit, habgierig und misstrauisch, hielten sich die Ragazzi zurück, sobald ein Offizieller eintraf, sei es ein Steuereintreiber, ein Polizist, ein Geistlicher - oder, wie in Sandros Fall, ein geistlicher Polizist. Bloß keinen Ärger mit den Behörden, das war die Devise. Das hieß allerdings noch lange nicht, dass er an Respekt erstickte.
    »Das ist eine Familienangelegenheit«, erwiderte er, wohl wissend, dass er Sandro zwar Rede und Antwort zu stehen hatte, ihm aber immer noch vier Fünftel der Wahrheit vorenthalten konnte. Einer wie Franco würde niemals und niemandem die ganze Wahrheit erzählen.
    »Das ist wahr«, stimmte Sandro zu. »Trifft es zu, dass Tilman Ried hier war, um Rosina zu sehen, du ihn jedoch daran gehindert hast?«
    »Ich sagte, das ist eine Familien …«
    »Ich möchte von dir nur wissen, wann das passierte.«
    Die

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