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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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jener finsteren Entschlossenheit, die ihn dazu gebracht hatte, jemanden umbringen zu wollen.
    Sandro spähte vorsichtig über den oberen Rand des Verschlags hinweg. Gisbert war gegangen, Rosina befand sich wieder im Haus. Jetzt erst nahm Sandro die Hand vom Mund des jungen Mannes.
    Wieder vergingen mehrere Atemzüge, in denen sie sich nur anblickten, ohne etwas zu sagen, ohne sich zu bewegen. Schließlich öffnete Sandro wortlos die Pulverkammer der Arkebuse, leerte sie und klopfte die Öffnung des Laufs in die hohle Hand, um die Kugel zu entfernen. Er stellte fest, dass Ried die Waffe lediglich mit zwei Schrotkügelchen geladen hatte, was bedeutete, dass der Schuss auf keinen Fall tödlich gewesen wäre. Aber mit Schrotkugeln konnte man jemandem ein halbes Ohr wegschie- ßen, eine Sehne durchtrennen, entzündliche Fleischwunden verursachen … Er umklammerte den Lauf der Waffe und schmetterte den Griff mehrere Male gegen die Wand, bis die Arkebuse auseinanderbrach.
    »He!«, rief Ried.
    Sandro fand, dass »He« irgendwie nicht das passende Wort war, wenn man gerade dabei ertappt worden war, wie man einen Menschen niederschießen wollte.
    Das schien auch Ried zu begreifen, denn er ließ seinem »He« nichts folgen. Er lehnte sich, Sandros Blick meidend, gegen den Verschlag, winkelte die Beine an und stützte die Arme auf die Knie.
    Es sah aus, als wolle Ried für immer in dieser Position bleiben, also setzte Sandro sich in der gleichen Haltung neben ihn. Zwar stank der Verschlag wie eine Seuche, und Sandro hatte
das Gefühl, eine Flüssigkeit sickere von unten in seine Soutane ein, doch er blieb, wo er war, und wartete darauf, dass Tilman Ried etwas sagte. Denn dieser zog es vor, seine Scham hinter jugendlichem Trotz zu verbergen, und da war es besser, sich zurückzuhalten, um etwas zu erreichen.
    »Warum sitzen wir hier herum?«, fragte Tilman nach einer Weile.
    »Für dich kann ich nicht sprechen«, antwortete Sandro. »Ich sitze hier, weil du hier sitzt.«
    »Ihr wollt wohl auf gut Freund mit mir machen?«
    »Natürlich, mit Heckenschützen schließe ich bevorzugt Freundschaft.«
    Es verging einige Zeit.
    »Ich habe Euch nichts zu sagen - Ihr wisst schon - über das da eben.«
    »Nun, dann sagst du über das da eben eben nichts .«
    Es verging einige Zeit. Ein Hahn krähte.
    »Gebt Euch keine Mühe.«
    »Sehe ich aus, als mühe ich mich ab?«
    Es verging einige Zeit. Zwei Spatzen stritten um einen Krumen.
    »Es ist nicht so, wie es scheint, wisst Ihr?«
    »Nein, weiß ich nicht. Was ist nicht so?«
    »Ich bin nicht eifersüchtig.«
    »Erkläre mir das.«
    Es verging einige Zeit. Eine Ziege warf einen gleichmütigen Blick auf sie.
    »Sie liebt ihn nicht. Deswegen kann ich auch nicht eifersüchtig sein. So einfach ist das.«
    »Liebt sie dich?«
    »Ja.«
    »Dann ist es wirklich einfach. Sie schickt ihn zum Teufel und bietet ihr Schlüsselbein künftig dir statt ihm dar.«

    »Redet nicht so über sie.«
    »Ich berichte nur, was ich gesehen habe.«
    »Das war nicht real.«
    »Du meinst, es war eine Luftspiegelung?«
    »Ich habe schon gehört, dass Ihr die Leute mit provokanten Fragen ärgert. Aber ich lasse mich nicht provozieren.«
    »Daran sind Zweifel erlaubt, angesichts der Tatsache, dass du, gäbe es mich nicht, in diesem Moment ein gesuchter Attentäter wärst.«
    Eine Greisin hängte Wäsche ab, kümmerte sich nicht um Sandro und Tilman, gerade so, als seien sie zwei zusätzliche Ziegen im Hof.
    »Sie tut nur so, als liebe sie ihn.«
    »Weshalb?«
    »Weil ihr Bruder es so will.«
    »Franco.«
    Tilman sah ihn verwirrt an. Die Fragen, woher Sandro den Namen von Rosinas Bruder kannte, woher er überhaupt etwas über Rosina wusste, lagen ihm auf der Zunge, dann aber fiel ihm ein, dass er sich vorgenommen hatte, den Trotzigen zu mimen, und er starrte wieder vor sich hin.
    »Ja«, sagte Ried. »Franco.«
    »Was verspricht Rosinas Bruder sich davon?«
    »Was er sich verspricht? Geld, was denn sonst? Gisbert kauft Rosina schöne Sachen, und er steckt ihr was zu, nicht wenig übrigens. Man muss ihn doch bloß ansehen … Wie er sich heute herausgeputzt hat. Ich bin ihm gefolgt, als er das Collegium verließ. Er ist zu einem Schneider gegangen und kam mit diesem nagelneuen Kleid heraus. Er sieht aus wie ein … wie ein …«
    »Ein Pfau.«
    »Was ist denn das?«
    »Ein prächtiger Vogel.«

    »Einen Stieglitz, meint Ihr?«
    »Nein, das ist aber nicht wichtig. Gisbert sieht wohlhabend aus, das wolltest du gewiss

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