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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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gesprungen ist. Sie hat es nicht verdient, dass ihr Mörder einfach so davonkommt. Damit verrät man ihr ganzes Leben, ihren Kampf …«
    »Ach, hör doch auf«, murrte die Alte, ohne ihn anzusehen. »Ihr seid doch alle gleich, ihr Pfaffen. So verlogen … Verrat. Kampf. Hat es nicht verdient. Floskeln sind das, alles Floskeln. Die Bettlerin da unten, die Bettlerin mit dem Kind, die du von den Wachen hast abführen lassen, die du vom Platz vertrieben hast, die hat ihr Schicksal auch nicht verdient. Scher dich weg, sage ich.«
    Carissimi seufzte. »Gut, ich werde gehen, wider besseres Wissen, denn ich glaube, Ihr habt etwas gesehen. Aber ich gehe nicht, ohne eines richtiggestellt zu haben. Die Bettlerin habe ich in das Jesuitenhospital bringen lassen, wo man ihr Leben und das Leben des Kindes retten kann. Sie hatte vorher vergeblich versucht, dorthin zu gelangen. Lebt wohl.«
    Carissimi verließ das Zimmer, und Milo folgte ihm. Gerade, als er dabei war, die Tür wieder in die Angeln zu heben, rief die Frau: »Komm zurück. Komm wieder her. Nun mach schon.«
    Sie kehrten in das Zimmer zurück.
    Die Alte zog ein reuevolles Gesicht, aber nur sehr kurz, dann stellte sich die Schroffheit wieder ein.
    »Ich habe gesehen, wie die Frau aus dem Fenster stürzte, ein paar Wochen ist das her, ich weiß nicht genau. Ein Tag ist wie der andere. Sie hat nicht geschrien, doch selbst wenn …
Der Platz war leer, niemand hätte sie gehört. Überhaupt: Was bringt so ein Schrei? Er ändert ja nichts.«
    Ihre Finger klopften nervös auf das Fensterbrett. »Weil sie nicht geschrien hat, habe ich geglaubt, dass sie ihren Tod wollte, dass sie darauf vorbereitet war, so wie ich einmal darauf vorbereitet sein werde … Aber in der Nacht träumte ich von ihr, ich sah ihren Sturz, und in der Nacht darauf wieder und wieder. Und wenn ich dann aufwachte und mich an den Augenblick erinnerte, als ich sie in die Tiefe fallen sah, ich meine den wirklichen Sturz, nicht den im Traum, dann glaubte ich plötzlich eine zweite Gestalt zu bemerken, einen im Dunkel des Zimmers verborgenen Schatten.«
    »Einen Mann?«
    »Hör doch zu, Pfaffe, ich sage dir, ich sah einen Schatten. Er stand einen Schritt hinter dem Fenster, von mir aus betrachtet. Vielleicht der Teufel selbst … Was weiß ich!«
    »Aber Ihr habt ganz sicher jemanden gesehen?«
    »Wenn ich’s doch sage.«
    »Wieso habt Ihr das nicht gemeldet?«
    »Bist du verrückt? Weißt du, was sie mit einem machen, der drei Tage später ankommt und sagt, er habe einen Schatten gesehen? Sie holen dich aus deiner Wohnung, dann fragen sie dich aus. Wenn du an einen Halunken gerätst, dessen Sohn oder Neffe gerade eine günstige Wohnung sucht, dann sperrt er dich wegen Irreführung für ein paar Wochen in ein Verlies, und wenn du rauskommst, ist deine Bleibe weg. Oder er übergibt dich einem geistlichen Gericht, das dich maßregelt, weil du behauptet hast, den Teufel gesehen zu haben. Die drehen sich alles hin, wie sie’s brauchen. Ich habe nichts gesehen, und dabei bleibt es. Dir sage ich es, weil du der Bettlerin geholfen hast, und dem da sage ich es …«
    Milo sah sich mit einem Mal ihrem Blick ausgesetzt, einem Blick aus alten, aber scharfen Augen. Einen Moment lang kam
es ihm vor, als sehe sie in ihn hinein, als erkenne sie in ihm jenen Schatten im Dunkel von Carlottas Zimmer.
    Er riss sich zusammen und hielt ihrem Blick stand, auch wenn er sie am liebsten gepackt und über das Fensterbrett gestoßen hätte, jenem Tod entgegen, der schon mit offenen Armen grinsend auf sie wartete.
    »Der da passt nicht zu dir«, sagte sie zu Carissimi. »Dem sind Bettlerinnen egal. Ich sage dir, der ist kalt wie Eisen im Winter.«
    Carissimi konnte sich ein befriedigtes Schmunzeln nicht verkneifen, aber er war natürlich viel zu höflich, um einem Dritten gegenüber seine Befriedigung einzugestehen.
    »Ich versichere Euch«, sagte Carissimi zu der Alten, »dass auch mein Begleiter ein liebendes Herz hat.«
    Die Alte murrte: »Ein liebendes Herz mag er haben, eine Seele hat er nicht. Und ohne die wird auch die Liebe egoistisch.«
    Eine Weile schwiegen sie, dann sagte Carissimi: »Ich danke Euch für die Offenheit und …«
    »Schon gut, schon gut. Und jetzt raus. Dass Ihr mir aber ja die Tür wieder einhängt. Und dass du es dir nicht einfallen lässt, noch einmal herzukommen.«
    »Vielleicht ein kurzer Besuch - irgendwann?«
    »Nein. Verschwinde. Nun mach schon. Geh. Na, wird’s bald.« Ihre Hand schlug auf das

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