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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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schnell, aber deutlich leiser. Dahinter befand sich der Einzige, der nicht Jesuit war, sah man einmal von Angelo, den Schülern und hochgestellten Gästen ab. Er trug ein weltliches, eher altmodisches Gewand und einen langen, grauen Bart, und er betrachtete fast die ganze Zeit über die Hände auf seinem Schoß, nur unterbrochen von gelegentlichen Seitenblicken auf Ignatius. Da er den Platz neben dem Pater General einnahm, musste er, der kein Jesuit war, für Ignatius von besonderer Wichtigkeit sein. Aber auch bei der Wahl, wer an seiner anderen Seite sitzen sollte, hatte Ignatius eine ungewöhnliche Entscheidung getroffen. Weder einem der anwesenden Prälaten
war dieser Vorzug zuteilgeworden, noch Luis, dem nach Ignatius in Italien bekanntesten Jesuiten, sondern dessen jungem Assistenten Miguel Rodrigues. Luis saß rechts von Miguel, es folgten die drei Schüler und schließlich, am unteren Endes des Ovals, die geladenen Prälaten.
    Gerade als Sandros Blick auf seinen ehemaligen Freund und Meister Luis de Soto fiel, erwähnte Ignatius den Rektorenposten, und in diesem Moment sah Luis auf und suchte etwas auf Sandros Seite der Sitzreihe. Sandro beugte sich leicht vor, um zu erkennen, wen oder was Luis betrachtete, und tatsächlich sah er, dass der Jesuit mit dem großen Kopf und strengen Habitus Luis’ Blick erwiderte. Umgehend hatte dieser Mitbruder seine volle Sympathie, da es sich offensichtlich um einen Konkurrenten von Luis handelte. Es schien, als seien die Würfel noch nicht gefallen.
    Die erfreulich kurze Ansprache war beendet, Ignatius schätzte das Wesentliche. Der dicke Mitbruder neben Sandro stand auf und gab einem der Schüler ein Zeichen. Gemeinsam gingen sie durch eine Seitentür aus dem Saal und kehrten nach wenigen Augenblicken mit schweren Töpfen zurück, wobei sie von einer schon etwas älteren, korpulenten, aber rüstigen Frau unterstützt wurden, die den schwersten aller Töpfe trug. Der Vorgang wiederholte sich noch ein paar Mal, bevor alle Gerichte auf der Tafel standen. Die Mischung der Speisen war ungewöhnlich, so als hätten zwei konkurrierende Köche aus verschiedenen Ländern einen Wettstreit ausgefochten. Viele Speisen waren Sandro bekannt: Kaninchen in Öl und Wein, Fischsuppe, ausgebackenes Gemüse, gedämpfte Kalbsnieren, Flusskrebse … Ein Festmahl, in seiner Üppigkeit gänzlich unjesuitisch, aber in Anbetracht des besonderen Tages offenbar von Ignatius von Loyola geduldet. Für Sandro fremd waren das Fleischgeschnetzelte mit gegartem Dörrobst, die gekochten Schweinefüße sowie das nach Bier schmeckende Hühnerklein.
Dazu gab es bereits vorportionierte Platten mit Brot, Salz, Käse, ein paar Kirschen, einen mit Rahm vermischten Rettichsalat sowie Wasser und Wein.
    Es kam nicht zu einer Unterhaltung, an der sich alle beteiligt hätten, stattdessen wurden die Gespräche leise geführt. Der Pater General redete mit Miguel Rodrigues, der Stimmkräftige mit dem Gelehrten und der Dicke mit sich selbst. Er lobte das Essen, während er es in unaufhörlicher und geradezu Achtung gebietender Folge in sich hineinschaufelte, wobei er den Schweinefuß - wie Sandro meinte - ohne ein einziges Mal zu atmen verspeiste. Als er sah, dass Sandro seinen Schweinefuß von sich schob, fragte er, ob er ihn nehmen dürfe. Sein starker Dialekt wies ihn als Nicht-Italiener aus. Vermutlich kam er aus dem Reich, was in einer Schule für Deutsche nicht überraschte.
    »Ist gut«, sagte er schmatzend, halb an den Schweinefuß und halb an Sandro gewandt.
    Vorsichtshalber fühlte Sandro sich angesprochen. »Ja, mal etwas anderes. Etwas Vergleichbares habe ich noch nie gegessen.«
    »Und der Rettich.« Der Dicke deutete auf den Salat. »Ausgezeichnet.« Dann machte er sich darüber her. »Mit Kümmel«, sagte er, »eine Delikatesse. Das hier« - er pickte etwas auf und hielt es Sandro hin - »ist Kümmel. Gut«, sagte er. »Kümmel ist gut. Delikatesse. Gut. Sehr gut.«
    Er redete mit Sandro wie mit einem Vogel, dem man das Sprechen beizubringen versucht.
    Sandro nickte freundlich und tauschte einen kurzen Blick mit Angelo, woraufhin der dicke Mitbruder sich bemüßigt fühlte, auch Angelo gegenüber die Vorzüge des Kümmels mit Gesten und dem oft wiederholten Wort »gut« zu preisen.
    Glücklicherweise erlöste der Pater General Sandro und Angelo aus dieser unerquicklichen Konversation, als er einen Schüler ansprach, woraufhin der Dicke augenblicklich seinen Kümmel vergaß.

    »Johannes. Johannes von

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