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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Armarium nicht vergreift, das weiß selbst ich.«
    »Gut so, Forli. Hättet Ihr mich gestern, als ich den Auftrag zur Durchsuchung erteilte, gefragt, ob Ihr das Armarium öffnen sollt, hätte ich das erbost zurückgewiesen. Deswegen gibt es auch kaum ein besseres Versteck für einen Geldsack von der Größe eines Ziegeneuters.«
    »Es gehört schon eine gewaltige Portion Kaltschnäuzigkeit dazu, ein Armarium als Geldversteck zu missbrauchen. Und wer hätte wohl diese Kaltschnäuzigkeit?«
    Sandro ließ die an ihn gerichtete Frage unbeantwortet und wandte sich stattdessen an Angelo. »Ist dir irgendetwas an dem unbekannten Jesuiten aufgefallen?«
    Angelo überlegte. »Seine Haut war braun wie die eines Sizilianers, aber ich glaube, er war Spanier oder Portugiese.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Die Hausmeisterin schien ihn nicht gut zu verstehen, sie musste mehrmals nachfragen, wenn er etwas sagte.«
    »Vielleicht war sie schwerhörig?«, wandte Forli ein.
    »Das kann nicht sein, denn als sie sich mit Bruder Rodrigues unterhielt, hatte sie keinerlei Probleme, ihn zu verstehen. Ich glaube, der Jesuit kam von der Iberischen Halbinsel und sprach nur schlechtes Italienisch.«
    Sandro nickte ihm anerkennend zu. »Du bist ein guter Beobachter, Angelo. Das hilft uns sehr weiter.«

    Angelo wuchs einen Fingerbreit und lächelte.
    »So weit, so gut«, sagte Forli. »Das hört sich ja alles ganz nett an, und was Angelo angeht, stimme ich Euch zu, Carissimi, aber wir wissen trotzdem weniger, als es den Anschein hat. Warum sollte Johannes von Donaustauf Rodrigues ein Vermögen geben? Wieso trägt Rodrigues es in ein Haus, übergibt es einem iberischen Jesuiten, geht anschließend verdrießlich weg? Und warum sollte Rodrigues den edlen Spender umbringen?«
    Die Fragen blieben unbeantwortet. Stille kehrte ein.
    Nach einer Weile schlug Forli auf den Tisch und sagte: »Jetzt hätte ich beinahe vergessen, von meinen Neuigkeiten zu berichten. Ihr werdet staunen, Carissimi. Erinnert Ihr Euch, dass der dicke Birnbaum Euch vom Streit zwischen Königsteiner und Johannes von Donaustauf erzählte? Tja, wie sich herausstellte, wurde der Streit in Gegenwart von Gisbert ausgetragen. Königsteiner traf die beiden in der Kapelle an und stellte Johannes zur Rede, weil dieser offenbar von China träumte, statt von der Gegenreformation, die Königsteiner am Herzen liegt.« Forli steigerte sich mehr und mehr in seinen Bericht hinein, sodass er wie ein Junge wirkte, der den Eltern von einem Abenteuer berichtete. »Als ich das hörte, dachte ich plötzlich, dass, wenn Birnbaum den Streit belauscht hatte, er zwangsläu fig auch das Gespräch zwischen Johannes und Gisbert belauscht hatte, das die beiden führten, bevor Königsteiner sie unterbrochen hatte.«
    »Nicht zwangsläufig, Forli.«
    »Was?«
    »Nicht zwangsläufig bekam er ein Gespräch zwischen den Brüdern mit. Er könnte erst hinzugekommen sein, nachdem Königsteiner die Kapelle betreten hatte. Dann hätte er von der Pforte aus gelauscht.«
    »Oh, der Oberschlau mal wieder! Denkt Ihr, das hätte ich
nicht bedacht? Ich habe geblufft und Birnbaum vorhin zur Rede gestellt. Und - nun ratet mal! Er hat es zugegeben. Er hatte in einer Nische der Kapelle gebetet, als Gisbert und Johannes hereingekommen waren. Sie bemerkten ihn nicht. Offensichtlich hatte Johannes seinen jüngeren Bruder um dieses Gespräch gebeten, weil er ihm etwas Bedeutendes mitzuteilen hatte, und zwar nicht mehr und nicht weniger, als dass er ihn enterbt. Ja, Ihr habt richtig gehört, Carissimi. Er kündigte an, das Stammschloss der Familie sowie alle festen Güter zu verkaufen. Offenbar hatte er viel bares Geld nötig, mehr als er besaß. Der Streit wurde so laut, dass Birnbaum gar nicht mehr anders konnte, als zuzuhören.«
    »Wieso hat er die Episode verschwiegen?«
    »Er wollte nicht, dass Gisbert Schwierigkeiten bekommt. Tja, Carissimi, sieht also so aus, als hätte Johannes sich innerhalb einer Stunde gleich zwei Feinde gemacht. Was sagt Ihr jetzt?«
    »Nicht schlecht, Forli. Ihr macht Euch.«
    »Seid bloß nicht so großkotzig. Ich war schon immer ein heller Kopf, Ihr habt Euch bloß vorgedrängt. Da wir gerade vom Kopf reden: Die Beule auf Eurem tonsurierten Schädel steht Euch gut. Neueste Jesuitenmode?«
    »Haha.«
    »Ich merke schon, Ihr wollt nicht darüber reden - ebenso wenig wie über andere Ereignisse, die möglicherweise letzte Nacht vorgefallen sind.« Forli zog die Augenbrauen auf eine anzügliche Art hoch. Es

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