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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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gab nur eine Möglichkeit, wie er von Antonia und Sandro erfahren haben konnte.
    »Angelo, hast du dich gut mit dem Hauptmann unterhalten, bevor ich hier ankam?«
    »Hört schon auf, Carissimi.« Forli nahm Angelo in Schutz. »Der Junge und ich verstehen uns gut, und vielleicht hat er vor, unter mir eine Polizeikarriere zu machen, anstatt ewig Eure Sandalen zu wienern.«

    Sandro warf Angelo einen wohlwollenden Blick zu, um ihm zu zeigen, dass er nichts dagegen hatte, wenn Angelo ein wenig aus dem Nähkästchen plauderte. Sie gehörten alle irgendwie zusammen - Forli, Angelo, Antonia, Sandro -, da war es nur normal, dass man übereinander sprach. Bis vor kurzem hatte auch Carlotta noch dazu gehört. Vielleicht, dachte Sandro, war es ein Fehler gewesen, Forli nicht gleich in die Ermittlungen wegen ihres Todes mit einzubeziehen, weil er und Carlotta nicht gerade dicke Freunde gewesen waren. Die Beule hätte er sich dann vermutlich erspart, und Lello Volone wäre bereits einem Verhör unterzogen worden.
    »Nun gut«, sagte Sandro. »Dann tun wir jetzt einfach so, als wären wir drei Polizisten.«
    Ausgehend von der Theorie, dass Johannes das Gift zwischen der fünften und sechsten Nachmittagsstunde zu sich genommen hatte, sprachen sie die Möglichkeiten durch. Tilman Ried hatte sich im kapitolinischen Viertel mit Rosinas Bruder Franco geschlagen. Er hätte, auch wenn das seltsam gewesen wäre, unmittelbar nach der Schlägerei ins Collegium laufen und Johannes noch während der bewussten Stunde irgendwie vergiften können. Zeitlich war das gerade noch im Bereich des Machbaren, und da Tilman davon ausgegangen war, dass Johannes seinen Bruder Gisbert im Werben um Rosinas Gunst unterstützte, war auch ein - zugegeben schwaches - Motiv vorhanden.
    Magister Duré hatte den Ehrwürdigen zu Signora A ins Teatro begleitet. Sie waren erst unmittelbar vor Beginn der Messe zurückgekommen und sogleich in die Kapelle gegangen. Es hätte demnach keine Möglichkeit für Duré bestanden, das Gift zu verabreichen.
    »Und was«, fragte Forli, »wenn er Johannes unter einem Vorwand aufgetragen hätte, eine - sagen wir - Medizin einzunehmen, und zwar zu exakt der Stunde, von der wir reden?«

    »Dann wäre er schön dumm gewesen«, antwortete Sandro. »Oder zumindest waghalsig. Denn wie hätte er wissen können, ob Johannes bei der Einnahme seiner Medizin allein sein würde? Johannes hätte sich in Gesellschaft von beinahe jedem im Collegium befinden können.«
    »Schon wahr, aber Ihr sagtet, Duré habe zu vertuschen versucht, dass es bei Johannes’ Tod nicht mit rechten Dingen zuging. Wäre ihm das gelungen, dann …«
    »Es wäre ihm keinesfalls gelungen, jedenfalls nicht, wenn er den Mord tatsächlich auf die von Euch beschriebene Weise durchgeführt hätte, Forli. Stellt Euch vor, Ihr beobachtet, wie jemand seine Medizin nimmt - und zwei Stunden später sinkt derjenige unter Krämpfen zusammen und stirbt eines elenden Todes.«
    Sie wurden sich einig, dass Johannes’ Ermordung ein höchst dummdreistes, um nicht zu sagen, halsbrecherisches Spiel für den Magister gewesen wäre. Zudem war kein Motiv ersichtlich.
    Über Gisberts Motiv brauchte man nicht lange zu reden. Er konnte noch so sehr beteuern, dass er sich für das Vermögen seines älteren Bruders nicht interessiert hatte - Tatsache war, dass er, statt enterbter Gutsbesitzer zu werden, zu einem schwerreichen Mann geworden war, dem alle Möglichkeiten offenstanden, eingeschlossen einer Ehe mit Rosina. Betrachtete man Gisberts Gelegenheiten, seinen Bruder zu vergiften, sah es hingegen trübe aus. Er hatte sich in der fraglichen Zeit bei Birnbaum in der Küche befunden. Setzte man voraus, dass Birnbaum die Wahrheit sagte, wäre es Gisbert unmöglich gewesen, die Tat zu begehen.
    Umgekehrt galt für Birnbaum das Gleiche. Dazu kam, dass er keinen erkennbaren Vorteil von dessen Tod hatte.
    Ob Königsteiners fanatische Liebe für die Gegenreformation sowie sein Zorn über Johannes’ Gleichgültigkeit dieser gegenüber
ausreichten, um ihn umzubringen, war zweifelhaft. Wer einen Menschen vergiftete, handelte nicht spontan, sondern aus einer Überlegung heraus, und ein toter Johannes nützte Königsteiners Hoffnungen ebenso wenig wie ein Johannes, der in China missionierte. All das sprach gegen ihn als Täter. Und mehr noch: Zwischen der fünften und sechsten Stunde hatte er sich in der Sakristei befunden, um die Messe vorzubereiten. Die Fenster der Sakristei ließen sich nicht öffnen,

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