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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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und wenn er die Kapelle durch die Pforte verlassen hätte, würde Miguel Rodrigues dies bemerkt haben. Dieser versank zwar bisweilen in seinen Gebeten - von denen jedoch auch ein Königsteiner nicht wissen konnte, wann sie endeten.
    »Für Miguel Rodrigues«, sagte Forli, »wäre es dagegen nicht ganz so schwierig gewesen, die Kapelle zu verlassen, über die Gasse ins Collegium zu huschen und Johannes irgendwie dazu zu bringen, etwas zu schlucken, das vergiftet war.«
    »Nicht schwierig, aber riskant«, gab Sandro zu bedenken. »Rodrigues hätte fürchten müssen, dass Königsteiner gerade dann aus der Sakristei in die Kapelle kam, wenn er im Collegium bei Johannes war. Dann wäre sein Alibi zunichte gewesen.«
    »Dafür hat er ein prächtiges Motiv, Carissimi. Angenommen, bei den zehntausend Dukaten handelte es sich um einen geheimen Kredit, dann wäre dieser geheime Kredit - für den es anscheinend kein Schriftstück gibt - mit Johannes’ Tod zu einem Geschenk geworden, von dem nur wir wissen, und das auch nur zufällig.«
    Angelo sagte: »Mich stört die ganze Zeit schon etwas an unserer Diskussion, und jetzt weiß ich endlich, was es ist: das Irgendwie.«
    »Irgendwie?«, fragten Sandro und Forli gleichzeitig.
    »Wir sagen immer, man habe Johannes irgendwie dazu gebracht, etwas zu schlucken, das vergiftet war. Wenn es sich
nicht um eine Arznei handelte und wenn das Gift sich nicht im Essen befand, was sonst könnte er denn zwischen der fünften Stunde und dem Anfall zu sich genommen haben? Ich meine, wie soll das denn gehen? Jemand kommt in sein Zimmer gehuscht und fordert ihn auf, dieses oder jenes zu essen oder zu trinken? Das hätte ihm merkwürdig vorkommen müssen. Also?«
    Angelo machte eine Pause und blickte in die Augen seiner Tischgenossen.
    »Also?«, echote Sandro, weil er ahnte, dass Angelos »Also« keine Frage war, sondern der Glockenschlag, mit dem er die Antwort einläutete. Sandro selbst mochte es zuweilen auch, Erkenntnisse zu feiern, und er gönnte Angelo seinen Triumph.
    Angelo sagte: »Ganz einfach - Johannes hat auf das, was er dann zu sich nahm, gewartet. Wir haben die Lösung die ganze Zeit vor der Nase.« Er streckte seinen Arm aus und zog einen der bauchigen Weinkrüge, die als Kerzenhalter dienten, näher zu sich heran. »Darauf hat er gewartet. Mir ist aufgefallen, dass in den anderen Zimmern des Collegiums keine Krüge herumstehen, doch hier sind es gleich vier. Johannes hat zwar Kerzen in die Öffnungen gesteckt, aber erst, als die Krüge ihre eigentliche Bestimmung eingebüßt hatten. Und die war, ihn mit Wein zu versorgen.«
    Sandro erinnerte sich, dass Loyola ihm gesagt hatte, die Schüler bekämen weder Bier noch Wein, und dass Gisbert angedeutet hatte, Johannes’ religiöses Erlebnis sei unter der Einwirkung von Wein erfolgt. Dafür sprach auch, dass Johannes zwar außerhalb des Collegiums Wein hätte trinken können, es aber schwierig für ihn gewesen wäre, diesen ins Collegium zu schmuggeln - ein bauchiger Krug unter dem Arm oder dem Gewand war allzu auffällig. Angelos schöne These hatte etwas für sich.
    »Da seht Ihr’s, Carissimi«, rief Forli stolz. »Der Junge ist seit
einem Tag Schüler eines Meisters, und schon trägt meine Erziehung Früchte. Eine Schande, dass Ihr ihn bisher Eure Brote habt belegen lassen.«
    Forlis Rede ging sogar Angelo zu weit, was Sandro seinem entschuldigenden Blick entnahm.
    Trotz allem Hin und Her und trotz mancherlei Erkenntnis, waren sie wieder am Anfang angekommen. Wenn Angelos These stimmte, hätte beinahe jeder aus dem Collegium der Überbringer des vergifteten Weines sein können - aber entweder hatten die in Frage kommenden Verdächtigen zu der fraglichen Stunde ein Alibi - Königsteiner, Duré, Rodrigues, Gisbert und Birnbaum -, oder sie hatten kein erkennbares Interesse daran, für Johannes den Weinlieferanten zu spielen - Tilman Ried, wiederum Königsteiner -, oder es wäre ihnen ebenso schwergefallen wie Johannes, Wein ins Collegium zu schmuggeln - wiederum Gisbert von Donaustauf und Ried.
    »Wir drehen uns im Kreis«, sprach Forli das Offensichtliche aus. »Angelo hat sich vorhin am ›Irgendwie‹ gestört, und ich störe mich am ›Sprechen-wir-den Namen-bloß-nicht-aus‹. Ich frage Euch, Carissimi: Wer ist kaltschnäuzig genug, um Geld im Armarium zu verstecken?«
    Sandro nickte. »Luis.«
    »Wer hat gestern, also am Tag nach Johannes’ Tod, die Messe gelesen?«
    »Das war Luis.«
    »Und ich füge hinzu: Heute Morgen hat

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