Der Schwarze Papst
einem Hauptmann, der das Collegium durchsucht, die Brüder verhört, um sich schlägt … Dass das den Ehrwürdigen aufregt, ist ja wohl nicht überraschend. Bruder Königsteiner wird von mir etwas zu hören bekommen - wenngleich ich ihn ein kleines bisschen verstehen kann. Es ist wahrlich nicht einfach, all diese Pressalien über sich ergehen zu lassen. Denkt mal darüber nach.«
Sandro nickte. Nachdenklich und gefasst entgegnete er: »Um wie viel schwerer und qualvoller war es für Giovanna, lebendig zu verbrennen. Denkt Ihr mal darüber nach.«
Durés Kinnlade klappte nach unten auf, und Sandro wandte sich nach einer kurzen höflichen Verbeugung ab und verließ den Raum.
16
Sandro warf die Tür des »Hauptquartiers« - wie Forli das Sterbezimmer des Johannes genannt hatte - gerade so fest hinter sich zu, dass das Collegium nicht in sich zusammenstürzte. Forli und Angelo saßen beisammen und sahen ihn verwundert an.
»Ist das alles, was Ihr könnt, Forli, Mönche verprügeln?«
»Ist das eine rhetorische Frage oder wie immer das heißt?«
»Nein, ist es nicht.«
»So, aha. Dann kann ich noch Kartenspiele gewinnen, bin gut im Wettfurzen, eine Hure hat mir mitten in der Nacht mal gesagt, dass ich hervorragend …«
»Halt, es war doch eine rhetorische Frage«, unterbrach Sandro.
»Dacht ich’s mir doch. Er hatte es verdient, Carissimi. Hat eine widerliche, respektlose Bemerkung über Giovannas Tod gemacht. Ich möchte die Bemerkung hier wirklich nicht wiederholen, aber glaubt mir, wenn Ihr an meiner Stelle gewesen wärt, hätte er außer der blutigen Nase noch zwei ausgeschlagene Zähne gehabt - oder nein, falsch, Ihr hättet eine blutige Nase und zwei ausgeschlagene Zähne gehabt, denn mit Euren Mückenschlägen wärt Ihr bei diesem großen Kerl nicht weit gekommen.«
Sandro stieß einen gedehnten Seufzer aus, mit dem zugleich die restliche Wut verrauchte. Er setzte sich zwischen Forli und Angelo an den Tisch.
»Ich kann es Euch nachfühlen, Forli«, sagte Sandro. »Aber wenn wir jedem, der in diesen Tagen eine beleidigende Bemerkung macht, die Nase zertrümmern, geht dem Magister bald das Verbandszeug aus.«
»Schon gut, ich hab’s verstanden«, antwortete Forli und blickte auf seine Hände.
»Die Gemüter sind erregt«, fügte Sandro hinzu. »Zwei Tote, einer vergiftet, eine verbrannt, Verdächtigungen, Verhöre, der Pater General zusammengebrochen …«
»Ich sagte, ich hab’s verstanden.«
Sandro ließ die Sache auf sich beruhen. Auf eine seltsame Art war Forli ein guter Kerl, und wer weiß, wenn Königsteiners Bemerkung wirklich so widerlich gewesen war, hätte Sandro wohl auch zugeschlagen - bezüglich der Wirkung seiner Schläge war er allerdings anderer Meinung als Forli.
»Können wir jetzt wieder über den Fall sprechen?«, fragte Forli.
»Ich bitte darum.«
»Sowohl Angelo als auch ich haben Neuigkeiten. Du zuerst, Angelo.«
Angelo berichtete. Mit seinen leuchtenden Augen sah er aus
wie jemand, der auf eine zerbrechliche Kostbarkeit hatte aufpassen müssen und seine Aufgabe bravourös gemeistert hatte.
»Ich bin, wie Ihr, Exzellenz, es mir aufgetragen habt, Bruder Rodrigues gefolgt. Obwohl er sich mehrfach umgedreht hat, hat er mich nicht bemerkt, da bin ich ganz sicher. Jede Straßenecke, jeden Karren und jedes Fass habe ich als Deckung genommen. Übrigens trug er etwas bei sich, einen Beutel, den er wie ein Wandersmann über die Schulter geschlagen hatte. Was sich darin befand, konnte ich nicht erkennen. Sein Weg führte ihn zu einem Haus in der Via Pace. Vor dem Haus saß eine Hausmeisterin, die einen Teig knetete. Er wechselte ein paar Worte mit ihr - es war unübersehbar, dass sie sich kannten, weil sie so unbefangen plauderten. Dann ging er ins Haus, ein Mietshaus wie so viele, aber in einem guten Zustand und mit gut situierten Leuten, die darin wohnen. Ich wartete eine Weile und sah mehrere anständig gekleidete Herren herauskommen und hineingehen. Ob sie etwas mit Bruder Rodrigues zu tun haben, war für mich nicht zu erkennen, aber ich glaube es eher nicht, denn einige befanden sich in Begleitung ihrer Frauen, manche auch in der ihrer Kinder. Sie sahen wie Kaufleute aus, und tatsächlich befindet sich das Viertel der Handelskontore gleich nebenan. Alles in allem eine gute Adresse.«
Angelo trank einen Schluck Wasser, wobei er mit einer Geste zu verstehen gab, dass er noch nicht am Ende sei.
»Und jetzt kommt’s«, fuhr er aufgeregt fort. »Nach einer Weile, in der ich
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