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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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sehr ausführliche Antwort, fand Sandro, vor allem, wenn man berücksichtigte, dass Sandro sich nicht nach dem Aufenthalt des Pater Generals erkundigt hatte.
    »Ich danke Euch«, sagte Sandro.
     
    Antonia war umringt von Huren. Sie saß auf einem Schemel, hielt eine Lage Papier und einen Kohlestift in Händen und versuchte, sich zu konzentrieren. Das erwies sich aus mehreren Gründen als schwierig. Die schweren, aphrodisischen Düfte einiger Huren vermengten sich mit Stallgerüchen von anderen zu einem im wahrsten Wortsinn atemberaubenden Gemisch. Antonia hatte alle Huren, die von dem ominösen Fremden über Carlotta befragt worden waren, im Teatro , dem Freudenhaus
von Milos Mutter, versammelt, um eine möglichst genaue Beschreibung des Mannes zu erhalten. Da sich die hygienischen und auch alle anderen Bedingungen in den Häusern jedoch sehr voneinander unterschieden, waren die unterschiedlichsten Frauen zusammengekommen - solche, die reichlich Toilettenartikel benutzten, und solche, die keinerlei Toilettenartikel benutzten; solche mit und solche ohne Manieren; solche mit ge übter Ausdrucksweise und solche, für die Lautstärke ein Ersatz für Wörter war. Es ging drunter und drüber. Zeichnete Antonia eine Nase nach der Beschreibung der einen Hure, rief die andere, die Nase sei zu lang. Die Nächste meinte, der Augenabstand stimme nicht, und eine weitere hatte etwas an den Wangenknochen auszusetzen. Es kam mehrmals zum Streit. Die Zwischenrufe und das ständige Hin und Her erschöpften Antonia, die zudem keinen Fortschritt erkennen konnte. Einig waren sich alle nur darin, dass der Fremde zwischen fünfunddreißig und vierzig Jahre alt war und einen kurzen, dunklen Oberlippen- und Kinnbart trug. Außerdem war er schlank und groß. Diese Beschreibung traf gewiss auf ein Zehntel der männlichen Bevölkerung Roms zu.
    Immerhin beteiligten sich alle Frauen eifrig. Es war ein Leichtes für Antonia gewesen, sie zu dieser Versammlung zu bewegen, jede hatte sofort zugestimmt und auch die Zustimmung der jeweiligen Vorsteherin problemlos erhalten, obwohl zu dieser Stunde bereits die ersten Kunden erwartet wurden. Und Milos Mutter, Signora A, hatte ihr Zimmer im Teatro als Versammlungsort zur Verfügung gestellt.
    Das alles war nicht selbstverständlich, es war sogar gefährlich. Denn wenn sich am Ende der Ermittlungen herausstellen sollte, dass der Auftrag für Carlottas Ermordung von einer einflussreichen Person erteilt worden war, könnte jede Einzelne der Frauen - und auch die Hurenhäuser, in denen sie arbeite - ten - Schwierigkeiten bekommen. Auszuschließen war das nicht.
Wer eine Frau töten ließ, konnte sicher auch ein paar weitere umbringen oder verschwinden lassen.
    Jedes Jahr wurde ein halbes Dutzend Huren auf diese Weise »bestraft«. Die Motive waren vielfältig. Manche Auftraggeber waren zuvor von der Hure erpresst worden, andere rächten sich für irgendetwas, und wieder andere entledigten sich vorsorglich einer bezahlten Frau, um zu verhindern, dass sie eine gravierende Schwäche des Mannes herumerzählen konnte. Auch kam es vor, dass eine Hure sich weigerte, etwas zu tun, was der Mann verlangte. Das verletzte die Ehre vieler Männer, die anderes gewohnt waren.
    Antonia hatte sich immer wieder gefragt, welcher dieser Gründe zu Carlottas Tod geführt hatte. Die beiden Frauen hatten sich im letzten Oktober in Trient kennengelernt, und Antonia war sich sicher, dass Carlotta seitdem mit keinem anderen Mann, außer mit Antonias Vater, zusammen gewesen war. Wenn sie etwas hätte herumerzählen wollen, hätte sie das neun Monate lang tun können. Das war also nicht der Grund. Antonia schloss aus, dass Carlotta jemanden erpresst hatte, dafür war sie nicht geldgierig genug gewesen. Und falls sie jemandes »Ehre« verletzt hätte, hätte derjenige sich sehr viel Zeit gelassen, die Schmach zu tilgen, wenn er sie erst viele Monate später bestrafte.
    Was blieb, war Rache.
    Aber wofür? Von wem? Welchem Reichen, Edelmann oder Prälaten hatte sie etwas derart Gravierendes angetan, dass er sich ihren Tod gewünscht hatte? Alle Huren von Rom, die Carlotta gekannt hatten, beschrieben sie als liebenswürdige, hilfsbereite Frau ohne Neid und Missgunst, wenngleich verschlossen, was ihre Vergangenheit anging - eine Charakterisierung, die Antonia teilte.
    Aus diesem Grund waren die Huren alle hier und stritten wegen des perfekten Porträts des fremden Mannes. Mit Carlotta
war eine der Besten umgebracht worden, und dass sie nun

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