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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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kritisiert.«
    »Weil du nicht ausreichend gefestigt bist. Du bist zu jung, zu unerfahren, und die Exerzitien wurden damals noch unzureichend durchgeführt.«
    »Die Schüler sind beträchtlich jünger als ich, ehrwürdiger Pater General. Gerade erst dem Kindesalter entwachsen. Und doch stand es ihnen frei, sich zwei Wochen lang in dem Rom des Lichts und der Schatten zu tummeln?«
    »Das Collegium Germanicum ist eine Schule von Jesuiten, nicht für Jesuiten, Bruder Carissimi. Die Schüler werden nach
ihrem Abschluss in ihr Land zurückkehren und dort mit ihrem erworbenen Wissen die unterschiedlichsten Positionen besetzen. Sie werden heiraten, Kinder haben, angesehene Leute werden, den Glauben der römischen Kirche in ihren weltlichen Ämtern verteidigen. Es ist nicht unsere Absicht, sie zu Mitbrüdern zu machen. Sie sind lediglich Soldaten des Glaubens.«
    »Dennoch ist …«
    »Die Schüler können die Schönheit unserer Lehre erst dann voll ermessen, wenn sie den Lärm und Gestank der Welt kennenlernen. Wir geben ihnen weder Bier noch Wein zu trinken, sodass sie sich im Zustand größter Nüchternheit den Herausforderungen stellen. Unser Orden gibt ihnen das Rüstzeug, doch das Leben müssen sie selbst bestreiten.«
    Das Gesicht des Pater Generals war unbewegt, seine Stimme gelassen, und doch lag eine diffuse Anspannung in der Luft. Sandro hatte gehört, dass Ignatius von Loyola niemals einen Gesprächspartner unterbrach, was auch immer zur Diskussion stand. Wenn das stimmte, war heute ein besonderer Tag.
    Sandro hielt es für besser, einen Moment zu schweigen und dann das Thema zu wechseln. »Kommen wir zu den Verdäch …« Er korrigierte sich unter dem Blick des Generals. »Den Mitbrüdern. Gibt es neben denen, die heute beim Abendmahl waren, noch andere Hausbewohner?«
    »Nein, das sind alle.«
    »Zwei von ihnen sind Deutsche: der Dicke und der mit dem energischen Blick, der die Messe gehalten hat.«
    Ignatius nickte. »Bruder Königsteiner- der mit dem energischen Blick, wie du ihn nennst - lehrt Latein, Griechisch, Theologie und Heilkunde. Er ist einer der besten Lehrer, die ich kenne.«
    »Und einer der Bewerber um den Rektorenposten.«
    Ignatius schwieg zunächst und faltete die Hände. »Woher hast du diese Information, Bruder Carissimi?«

    »Keine Sorge, Pater General, niemand hat mir etwas über Bruder Königsteiners mögliche Berufung erzählt. Ich habe die Information durch Beobachtung erhalten. Der andere Bewerber ist Luis de Soto, wie ich von Seiner Heiligkeit hörte, und als Ihr vorhin eine Entscheidung bezüglich des künftigen Rektors angekündigt habt, fiel mir auf, dass beide einen Blick tauschten.«
    Falls Sandro auf eine lobende Erwähnung seiner Beobachtungsgabe gehofft hatte, wurde er enttäuscht.
    Ignatius zögerte eine Antwort hinaus. Schließlich sagte er: »Ja, in der Tat sind diese beiden Mitbrüder ernst zu nehmende Bewerber. Mehr möchte ich nicht dazu sagen, weil es, wie ich finde, für dich nicht von Wichtigkeit sein kann, Bruder.«
    Sandro war da anderer Meinung, aber er hatte die Möglichkeit, sich das, was er wissen musste, von den Bewerbern selbst erzählen zu lassen. Er freute sich schon jetzt darauf, Luis zu befragen, den großen de Soto, den Meisterrhetoriker, der jeden täuschen konnte, nur ihn nicht mehr.
    »Und der andere Deutsche ist Bruder Birnbaum, nicht wahr?« Jetzt, da Sandro an Birnbaum dachte, sah er im Geiste einen schmatzenden Mund und eine Schale Rettichsalat vor sich.
    »Ja«, bestätigte Ignatius. »Bruder Birnbaum ist genau genommen kein Lehrer. Er wird ein wenig Rechnen und Buchhaltung unterrichten, denn er war früher für die Haushaltsführung eines jesuitischen Hauses in Innsbruck verantwortlich, aber hauptsächlich wird er hausmeisterliche Tätigkeiten ausüben. Seine wichtigste Bestimmung jedoch ist eine andere. Ich finde es wichtig, dass die Schüler einen Ansprechpartner in diesem Haus finden, jemanden außerhalb der Lehrerschaft, der ihre Muttersprache spricht und ein anheimelndes Wesen hat. So einer ist Bruder Birnbaum. Einfach ausgedrückt, er soll ein Freund sein.«
    »Und Giovanna eine Mutter.«

    »Du kennst sie also schon. Ja, du beschreibst ihre Funktion trefflich, Bruder Carissimi. Sie hat in der Vergangenheit am Collegium Romanum gekocht, und nun wechselt sie ins Germanicum. Sie ist eine gute Seele - und eine gute Köchin. Bruder Birnbaum wird künftig sonntags deutsche Gerichte kochen, damit unsere Schüler ihre Heimat nicht allzu sehr

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