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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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vermissen, aber an den anderen Tagen wird Giovanna Herrin der Küche sein.«
    Sandro nickte. »Ich verstehe. Bliebe noch Miguel Rodrigues. Ehrlich gesagt, hat es mich erstaunt, dass Ihr den jüngsten Lehrer - der zudem nur der Assistent de Sotos ist - an Eurer Seite habt sitzen lassen.«
    »Das ist leicht erklärt, Bruder. Miguel Rodrigues ist der Neffe meines alten Weggefährten Simon Rodrigues, des Provinzials von Coimbra.«
    Coimbra. Dieser Name hatte innerhalb der Societas Jesu einen besonderen, einen exotischen Klang. Die portugiesische Stadt war nicht nur eine der ersten Niederlassungen der Jesuiten gewesen, sondern ihr unterstanden auch alle überseeischen Provinzen: Indien, die Neue Welt, China, alle jesuitischen Enklaven unter ferner Sonne, in denen mancherorts nur fünf, andernorts fünfundzwanzig Mitbrüder ein Haus im Wald oder am Strand oder in Barackendörfern bezogen. Gelegentlich gelangten sie auch an Fürstenhöfe, wo sie das Wort Christi verkündeten und als Botschafter des Papstes fungierten. Coimbra war ein Knotenpunkt. Die Provinz war zwar ebenso arm wie die übrigen Jesuitenprovinzen, denn die Schätze aus der Neuen Welt und die Handelsgüter aus Indien strömten ausnahmslos in die Truhen der Könige und Kaiser. Aber in Coimbra wurden die Exkursionen in entlegene Gegenden koordiniert, neue Provinzen geplant, Briefe an den chinesischen Kaiser und indische Großkönige verfasst, kurz, wurde Geschichte und Zukunft geschrieben.
    Allerdings gab es auch immer wieder Gerüchte innerhalb
des Ordens, dass die Vorstellungen, die ein Ignatius von Loyola von der Societas Jesu hatte, in Coimbra nicht ganz so viel galten, und dass es dort eigene Bräuche gab. Irgendwie schien die Provinz wie ein kapriziöses Kind zu sein.
    »Simon Rodrigues«, sagte Loyola, »war einer von den sechs Gefährten, die gemeinsam mit mir den Orden aus der Taufe hoben, damals, am Tag unserer Gelübde auf dem Montmartre. Einige von ihnen sind nicht mehr am Leben, andere - ich muss es leider sagen - sind meinen Weg nicht mitgegangen. Simon ist mir ein Freund geblieben. Ich habe ihn viele Jahre nicht gesehen. Sein Neffe, der in den Dienst de Sotos und dieser Schule getreten ist, ist mir daher hochwillkommen. Der Platz an meiner Seite war als Tribut an Miguels Onkel, meinen treuesten Mitstreiter, gedacht.«
    Die Erklärung war absolut zufriedenstellend. Es stellte sich bloß die Frage, wie es dazu kam, dass ein junger Portugiese aus Coimbra sich in den Dienst eines Rhetorikers in Italien begab.
    Sandro dachte nach und schlug, wie er es häufig beim Nachdenken tat, die Beine übereinander. Für einen Moment vergaß er die Anwesenheit des Ordensgenerals; erst als dieser zu dem kleinen Fenster ging und auf die im nächtlichen Dunkel liegende Gasse blickte, wurde er sich bewusst, dass er schon wieder eine Regel verletzt hatte. Er seufzte in sich hinein und stellte seine Füße nebeneinander.
    »Hast du noch Fragen an mich, Bruder?«
    »Vorläufig nur eine, ehrwürdiger Pater General. Es geht um die letzten Stunden, die Zeit vor dem Tod des Schülers. Doktor Pinetto sagte, das Gift kann maximal zwei Stunden vor Beginn der Krämpfe verabreicht worden sein, keinesfalls früher. Die entscheidenden Stunden also, die ich so genau wie möglich rekonstruieren muss. Ich schätze, der Anfall kam ungefähr eine halbe Stunde nach Betreten des Speisesaals. Würdet Ihr mir beipflichten, ehrwürdiger Pater General?«

    »Wenn du es wünschst, Bruder.«
    Sandro lächelte, was er nicht hätte tun dürfen, also blickte er sofort wieder ernst.
    »Gut. Die Kapelle ist direkt gegenüber dem Collegium, der Weg in den Speisesaal hat kaum Zeit in Anspruch genommen. Die Heilige Messe dauerte - korrigiert mich, wenn nötig - eine Stunde. Bleibt also eine Stunde, von der ich noch nicht weiß, wo Johannes von Donaustauf sich aufhielt. Könnt Ihr mir hierbei helfen?«
    Ignatius von Loyola ging ein paar Schritte durch den Raum, wobei seine Bewegungen äußerst langsam waren, so als läge Baumharz auf dem Boden, das ihn bei jedem Schritt festhielt.
    »Ich hatte mich am Mittag in meinem Zimmer zur Ruhe gelegt, nachmittags ein paar Briefe diktiert und später, etwa um die vierte Stunde, zusammen mit Magister Duré einen Spaziergang gemacht, damit die Müdigkeit aus meinen Beinen verschwand. Als wir zurückkehrten, gingen wir nicht ins Haus, sondern direkt in die Kapelle. Kurz bevor die Messe begann, sah ich Johannes zum ersten Mal seit dem Mittag wieder.«
    Das war eine

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