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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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gezwungenermaßen mitziehen.
    Der Abend war sehr mild. Milo ging barfüßig über das Pflaster, das die Tageswärme gespeichert hatte; seine ohnehin nur dreiviertellangen Fischerhosen hatte er hochgeschlagen. Einen vertrockneten Halm, der aus der Mauerritze eines Hauses hervorstand, zupfte er ab, schob ihn der Länge nach zwischen die Zähne und kaute auf ihm herum.
    Er wartete, bis eine Streife der Stadtwache und ein Passant vorübergegangen waren, und sagte dann: »Lello, es gibt Ärger.«
    Hätte er Lello gesagt, dass er vorhabe, ihm die Kehle durchzuschneiden, hätte dieser nicht wehleidiger aussehen können.
    »Oh, Milo. Und ich dachte, du hast eine Arbeit für mich, Milo. Ärger. Welchen Ärger denn? Milo, ich brauche Geld. Meine Cousinen, verstehst du? Sie fressen mir die Haare vom Kopf.«
    Und du knetest sie dafür Nacht für Nacht durch, dachte Milo. Genau deshalb hatte er vor zwei Monaten auf Lello zurückgegriffen, um im Auftrag von Massa und dem Papst etwas über die Hure Carlotta zu erfahren. Lello ging nie zu den Huren. Er hatte ja seine Cousinen, und das schon seit etlichen Jahren. Im Gegensatz zu Milo kannte man ihn in den Hurenhäusern nicht.
    »Hör zu, Lello, man ist dabei, dich zu suchen. Es hat mit der Arbeit zu tun, die du für mich erledigt hast: Carlotta, du erinnerst dich?«
    »Ja, Milo, natürlich erinnere ich mich. Was heißt suchen? Wer? Wieso?«
    »Immer mit der Ruhe, alter Knabe. Ein paar Huren haben ein Bild von dir zeichnen lassen, ich habe es gerade eben gesehen, und ich muss sagen, es sieht dir verteufelt ähnlich.«

    »Verstehe.« Lello rieb sich das Kinn, aber während eine solche Geste bei jedem anderen intelligent wirkte, sah sie bei ihm dümmlich aus. »Aber, Milo, ich habe doch überhaupt nichts Schlimmes getan. Ich habe nur harmlose Fragen nach der Vergangenheit dieser Carlotta gestellt, und außerdem war ich nicht gerade erfolgreich. Das wenige, das ich erfahren habe …« Lello zuckte mit den Schultern. »Niemand kann mich dafür bestrafen.«
    Milo lehnte sich entspannt an eine Mauer, während Lello vor ihm von einem Bein auf das andere trat.
    Milo ließ ihn nicht aus dem Blick. »Carlotta ist tot, wusstest du das nicht?«
    »Nein. Tot? Damit habe ich nichts … Ich meine, ich habe nur Fragen gestellt, und wenn sie tot ist, was …«
    »Ermordet.«
    Lello öffnete den Mund so weit, als wolle er einen Schrei ausstoßen, aber alles, was heraus kam, war: »Oh.«
    Milo sah ihm an, dass er begriffen hatte, dass Milo der Mörder war. Er spuckte den Halm aus, sodass er vor Lellos Füßen landete. »Ja, Lello, so ist das. Und du bist daran beteiligt, ob du willst oder nicht. Du verstehst doch sicher, Lello, dass ich nicht zulassen kann, dass mir jemand über dich auf die Spur kommt.«
    Lello trat einen Schritt zurück, dann noch einen. Die Nacht senkte sich zwischen sie.
    »Milo! Du willst doch damit nicht sagen … Du kannst doch nicht … Ich - ich werde niemandem etwas verraten.«
    »Natürlich nicht.«
    »Ich meine, du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Das weiß ich doch.«
    »Ich - ich werde eine Weile aus Rom fortgehen, wie wäre das?«
    »Wenn du das möchtest.«

    »Niemand findet mich.«
    »Gut möglich.«
    »Und die Huren, die vergessen so etwas schnell, du kennst sie ja, du weißt, dass sie anderes im Kopf haben, als Männer zu jagen.« Lello lachte nervös auf. »Na ja, jedenfalls jagen sie sie nicht, um sie zu bestrafen.«
    »Wie recht du hast. Es schadet allerdings nicht, sicherzugehen. Das begreifst du doch, oder?«
    Lello hatte inzwischen vier, fünf Schritte zwischen sich und Milo gebracht, und nun wich er zwei weitere zurück. Kaum, dass sie einander noch sahen.
    Lello wandte sich um und begann zu laufen, aber er war ein schlechter Läufer. Milo hatte ihn im Nu eingeholt und presste ihn gegen eine Wand.
    »Warum rennst du denn weg, Lello?«
    »Tu mir nichts, Milo, ich bitte dich. Tu mir nichts.« Lello fing an, zu weinen.
    »Was ist denn nur, Lello? Warum sollte ich dir etwas tun?«
    »Weil - weil du nicht willst, dass man dir auf die Spur kommt.«
    »Das stimmt. Aber deswegen würde ich dir doch niemals etwas tun. Sieh doch, ich bin noch nicht einmal bewaffnet.« Milo breitete seine Arme aus.
    »Ich weiß, dass du immer ein Messer am Gurt trägst. Man sieht es nur nicht, weil dein Hemd darüberhängt.«
    Milo lachte leise. »Du bist nicht dumm, Lello, das muss ich dir lassen. Ja, ich habe ein Messer. Aber ich werde es heute nicht

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