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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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lassen, fast verrückt machte und es ihm ein Leichtes gewesen wäre, nicht von Antonias Seite zu weichen, bis er sie zu ihrer Wohnung gebracht hätte, gab er seiner Müdigkeit - und dem Wunsch, allein zu sein - nach. Im Übrigen war es auch viel klüger, den nächsten Schritt in Ruhe zu überdenken, um nicht erneut zu scheitern.
    »Ich versorge Sandros Wunden«, sagte Antonia.
    »Wie du willst.«
    Er verabschiedete sich - jedoch nicht, ohne sich von Anto - nia einen intensiven Kuss zu nehmen. War ihr dieser Kuss peinlich? Milo jedenfalls kostete die Verlegenheit, in die er sie vor Sandro brachte, in vollen Zügen aus und Carissimis mühsam verborgene Eifersucht ebenfalls.
    Unter freiem Himmel verflog der kleine Triumph schnell. Und da er mit jedem Schritt eine größere Distanz zwischen sich und das Liebespaar brachte, wuchs seine Wut über den Rückzug, der zwar vernünftig gewesen war, aber auch etwas Schändliches hatte. Mit Antonia hatte das nichts mehr zu tun. Er hörte auf, sie zu hassen. Aber Carissimi …
    Als er die Tiberbrücke überquerte, blieb er plötzlich stehen. Er lauschte. Rom war wieder in seinem nächtlichen Wahnsinn gefangen. Auf der einen Seite feierte das Trastevere, auf der anderen Seite Milos einziges Zuhause, das Teatro , die Sünde. Die Brücke war immer eine Insel für ihn gewesen, ein Ort zum Luftholen. Hier war er auch Antonia zum ersten Mal nahegekommen. Der Gedanke an sie zerriss ihm fast das Herz. Was sie jetzt wohl gerade machte mit ihm , dem anderen, der eigentlich hätte tot sein sollen? Das Gefühl von Eifersucht war er nicht gewöhnt, und es irritierte ihn.

    Schließlich ging er weiter. Nur noch ein paar Schritte zum Teatro , nur noch um eine Ecke biegen …

13
    Nikolaus Königsteiners Kopf erinnerte Forli an eine Kanonenkugel, die eben vom Schmied gefertigt worden war und noch Spuren von der Glut aufwies. Der Mönch hatte sich geweigert, Platz zu nehmen, und stand, die Arme vor der Brust verschränkt, breitbeinig wie ein Tempelwächter in einer Ecke seines Zimmers. Forli, bei dem provokante Posen stets die Wirkung erzielten, die sie beabsichtigten, stand in ähnlicher Haltung in der Ecke gegenüber. Zwischen ihnen erstreckte sich ein Raum, der mit einem seltsamen Sammelsurium von Dingen angefüllt war: eine große Sanduhr, Zeichnungen von fremdartigen Menschen mit Kopfschmuck, ein halbes Dutzend Karten, auf denen riesige Ozeane kleine Länder umschlossen, und Namen von Inseln, von denen Forli noch nie gehört hatte, muschelförmige Holzschnitzereien, die zu nichts anderem als zu Spucknäpfen taugten, und schließlich jede Menge schwerer Bücher. All das befand sich in einer Unordnung, die Forli einem Gelehrten wie Magister Duré zugetraut hätte und vielleicht noch diesem pickligen Portugiesen, der immer so verklärt dreinblickte. Dieser Königsteiner dagegen hatte entschieden etwas von einem Feldherrn an sich, und solche Leute schätzen normalerweise Übersicht und Ordnung. Aber vielleicht gehörte Königsteiner ja zu den Genies, die auch in der Unordnung die Übersicht behalten.
    »Die Stunde Eures Erscheinens ist unerhört, Hauptmann. Um diese Zeit arbeite ich nämlich noch.«
    »Ich auch«, erwiderte Forli trocken. »Deswegen bin ich hier.«
Königsteiner war einen Moment sprachlos, dann sagte er: »Kommt morgen wieder.«
    Forli lachte in der Art, wie er es auch machte, wenn ein Spielkamerad ihn zu überlisten versuchte. »Ihr scheißt Euch in die Hose, was? Gebt zu, es wäre Euch lieber, von Carissimi befragt zu werden.«
    »Wieso? Weil er Jesuit ist?«
    »Weil er anständig und verbindlich im Ton ist. Wie weit beides bei mir reicht, wisst Ihr ja schon. Mein Anstand endet ungefähr dort, wo ich es mir verkneife, Euch auf die Größe einer Wachtel zu reduzieren.«
    »Das ist lächerlich. Ich habe keine Angst vor Euch. Aber ich verbitte mir Drohungen.« Er schritt entschlossen zur Tür und öffnete sie. »Und nun raus. Bevor ich mich beim Stadtkommandanten über Euch beschwere.«
    Forli stieß die Tür wieder zu und packte Königsteiner am Kragen. »Mit dem Stadtkommandanten besaufe ich mich jeden Dienstag in der Taverne. Und mit dem Papst stelle ich mich auch gut. Der Einzige, bei dem Ihr Euch über mich beschweren könnt, ist Gott, und ob der noch ein Ohr für Euch hat, sei dahingestellt.«
    Er stieß Königsteiner zurück. »Kommen wir zur Sache, Pfaffe. Wisst Ihr, was das hier ist?«
    Königsteiner strich sein Gewand wieder glatt und schnaubte entrüstet. Dabei beließ

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