Der schwarze Prinz
ausgearbeitet wie ein lang gezogener, leicht gebogener Schwanenhals als Heft, mit einem angelegten Schwanenflügel als Parierstange und einem Schwanenkopf als Knauf.
»Balmung«, sagte Alberich. »Ebenfalls aus meiner Schmiede. Es war Bestandteil meines Hortes, ehe Siegfried dessen nach der Ermordung Fafnirs habhaft wurde und es bevorzugt vor Gram führte. Diese Fünf Schwerter, Liebes, sind auch bekannt als die verfluchten Schwerter des Schicksals. Jedes für sich ist eine mächtige Waffe - noch mächtiger gar als Skalliklyfja oder Sal’Simlir. Tatsächlich ist ihre Macht so groß, dass sie, wenn richtig genutzt, ein Tor zwischen den Welten schaffen kann. Aus genau diesem Grund haben wir sie bewahrt und versteckt - um eine Möglichkeit zur Flucht offenzuhalten, falls wir das Albbrü-Tor, unseren letzten Weg nach Alfheim, verlieren sollten. Balmung wurde von der Walküre Brynhildr in Fulda bewacht, Durendal von Rolands letztem Paladin Oliver im St.-Veits-Dom in Prag und Eckesachs in den Katakomben unter dem Vatikan von Thidreks Schwertmeister Hildebrand...«
»Wurde?«, fragte Svenya.
Hagen nickte. »Sie sind gestohlen worden. Ihre Wächter tot. Irgendwie scheint Laurin an das Geheimnis ihrer Existenz und ihrer verborgenen Standorte gelangt zu sein und bringt jetzt eines nach dem anderen an sich, um, wie neulich schon auf dem Fichtelberg, zu versuchen, ein zweites Tor zu öffnen. Nur dass er diesmal dich für das Ritual nicht braucht, wenn er erst einmal alle fünf Schwerter hat.«
»Wo sind die anderen beiden?«, fragte Svenya.
»Wo Gram versteckt ist, weiß ganz allein ich«, antwortete Hagen. »Nicht einmal mein Vater kennt den Ort.«
»Und Mimung?«
»Genau das ist das Problem«, sagte Alberich. »Wir wissen nicht, wo Mimung ist. Es verschwand mit Wittich, als der in den Freitod ging.«
»Was ist geschehen?«
»Wittich, Wielands Sohn, war ein Waffenbruder Thidreks, sein treuester Freund«, sagte Alberich. »Jahrelang kämpften sie Seite an Seite ... aber schließlich haben ein Missgeschick und eine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände sie zu Feinden gemacht - und als Thidrek sich aufmachte, Wittich zu fordern, floh der lieber, als dem ehemaligen Freund in einem Kampf zu begegnen. Er hatte Thidrek schon einmal in einem freundschaftlichen Duell besiegt und fürchtete um Thidreks Leben, falls der ihn nun in ernsthafter Absicht angriff. Um also nicht Gefahr zu laufen, den eigenen, ihm ans Herz gewachsenen Waffenbruder in Notwehr erschlagen zu müssen, setzte er seinem eigenen Leben ein Ende, indem er sich von den Klippen ins Meer stürzte.«
»Wie hattet Ihr geplant, es zu finden, wenn Not am Mann wäre?«, fragte Svenya den König.
»Die Fünf Schwerter sind durch meine Magie verbunden«, erläuterte Alberich. »Wer vier von ihnen hat, kann damit einen Ortungszauber weben, um das fünfte zu finden. Der Plan war, genau dies zu tun, falls wir Mimung einmal finden müssen. Jetzt aber sind die Vorzeichen umgekehrt: Wenn Laurin Mimung findet, findet er auch Gram.«
»Also müssen wir Gram in Sicherheit bringen«, folgerte Svenya.
Hagen schüttelte den Kopf. »Das ist das Dilemma. Laurin hat mit Sicherheit all seine Spione auf uns angesetzt. Wenn wir uns aufmachen, Gram zu holen, besteht die Gefahr, dass es in seine Hände fällt und er damit Mimung findet. Wenn er ein zweites Tor öffnet, ist Midgard verloren. Du musst Mimung finden und hierher bringen - und zwar noch heute Nacht; nur dann sind wir und die Menschen sicher vor einem Überfall aus den Schattenwelten.«
»Und wie soll ich das Schwert finden, wenn niemand weiß, wo es ist?«
Die beiden Elbenfürsten schauten zu Boden ... und Svenya begriff sogleich, was sie ihr damit signalisieren wollten - oder vielmehr, wen.
5
Svenya materialisierte in der fußballplatzgroßen Halle in der Basis der Festung - nur wenige Meter entfernt von dem riesigen Tor aus Silber, Eisen und Titan, dessen Streben mit magischen Runen beschnitzt waren. Sie winkte der Wachmannschaft, die an der auf das Tor gerichteten Artillerie stand, sich zurückzuziehen, und während die Krieger sich beeilten, ihrem Befehl Folge zu leisten, konzentrierte sie sich auf das Beben unter ihren Fußsohlen.
Bumm!
Bumm!
Bumm!
Das Herz des Drachen hatte angefangen, schneller zu schlagen als sonst. Svenyas Anwesenheit regte ihn nach wie vor auf - sie wusste nur nicht, ob sie diesen Umstand gutheißen oder eher noch mehr auf der Hut sein sollte.
»Hallo, Namenlose«, drang seine tiefe
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