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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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gestrandet war. Dazu zählten zwar ebenfalls zahlreiche Frauen - aber sie alle waren Kriegerinnen, und Svenya wusste vom Beispiel Yrrs, dass deren Prioritäten oft eher pragmatischer als künstlerischer Natur waren. Außerdem bewegten die Dunkelelben sich wesentlich intensiver in der Welt an der Oberfläche unter den Menschen als die Lichtelben und holten sich die Schönheit, die hier unten fehlte, dort ... obwohl: Vielleicht war es genau umgekehrt - vielleicht bewegten sie sich so viel mehr als Alberichs Leute dort oben, weil es hier unten so karg war und spartanisch.
    Auf jeden Fall sorgte die düstere Umgebung mit den niedrigen Decken und den engen, labyrinthartigen Gängen bei Svenya für ein Gefühl der Beklemmung. Es war, als würde es ihr den Brustkasten zuschnüren und ihr das Atmen erschweren. Zwischendrin wurde ihr sogar ein wenig schwindelig. Sie schüttelte die Schwäche ab - sie musste hier raus!
    Lau’Ley spähte um die Ecke und sah, wie Svenya sich schüttelte - die Tinktur hatte also bereits angefangen zu wirken. Sie schickte ein Stoßgebet zu den alten Göttern: Lasst sie hier raus und weit genug von der Festung entfernt sein, ehe das Gift seine volle Wirkung entfaltet!

24
    Wargo gab Brodhir ein Zeichen, sich wieder nach unten zurückzuziehen. Er wusste, woher das zischende Züngeln und das Geräusch großer über den Boden gleitender Schuppen stammten: Laurin hatte eine Nadhr hier unten platziert - eine der Riesenschlangen Schwarzalfheims. Nadhr waren um einiges kleiner als ihre Vettern, die Wyrm, und auch nicht ganz so flink, weil ihnen die Beine fehlten - aber hier unten in den engen Tunneln machte sie das nicht weniger gefährlich.
    Wargo fluchte leise in sich hinein, während Brodhir und er durch den Rückzug einen großen Teil des gutgemachten Weges wieder verloren, aber sich einer Nadhr auf so engem Raum entgegenzustellen, wäre Selbstmord. Ihr Gift war absolut tödlich, und mit ihren Kiefern, aber vor allem ihrem muskelbepackten Leib, konnte sie die stärkste Rüstung knacken. Die einzige Chance, die Wargo sah, war, das Biest ganz nach unten in die Höhle mit der Quelle zu locken und es dort auszutricksen, dann an ihm vorbei zurück in den Spiraltunnel zu laufen und es abzuhängen. Nadhr waren nahezu blind und orientierten sich hauptsächlich mit dem Geruchssinn ihrer langen, gespaltenen Zunge.
    »Hier müssen sich unsere Wege trennen«, sagte Wargo zu seinem Wolf, als sie die untere Höhle erreichten. »Du lockst die Nadhr von hier weg, und ich schlage einen Haken zurück.«
    Brodhir runzelte die fellige Stirn. Offenbar gefiel ihm der Plan, Wargo alleine zurückzulassen, ganz und gar nicht.
    Wargo kraulte ihn hinter den Ohren. »Ich sehe keine andere Möglichkeit, Bruder. Sobald sie die Verfolgung aufgibt, begibst du dich auf dem schnellsten Weg zurück nach Elbenthal.«
    Der Wolf stieß ein unwilliges Raunen hervor.
    »Hast du etwa eine bessere Idee?«, fragte Wargo. »Wir sind nur zwei. Im Kampf haben wir eine viel zu geringe Chance.«
    Brodhir ließ den großen Kopf hängen.
    Das Züngeln und das Gleiten des großen Schlangenkörpers waren inzwischen gefährlich nahe.
    Brodhir hob den Blick wieder und nickte.
    »Danke«, sagte Wargo und deutete zum Ausgang der Höhle. Brodhir trottete los und blieb dort stehen. Wargo selbst schaute sich um, lief dann ein Stück des Weges, den auch der Wolf genommen hatte, und sprang in die Höhe. Er erwischte den Stalaktiten, der dort von der hohen Decke hing, mit seinen Vorderklauen und hangelte sich daran empor.
    Keinen Moment zu früh!
    Die Nadhr kam aus dem Tunnel gekrochen. Ihre schuppige Haut war so weißblass wie ihre blinden Augen. Ein Zeichen dafür, dass sie seit Jahrhunderten das Licht der Sonne nicht mehr gesehen hatte. Wargo ging hinter dem gewaltigen Tropfstein in Deckung und sah, wie die riesige Schlange sich zur Hälfte aufrichtete wie eine Kobra und mit ihrer langen Zunge züngelte, um die Spur ihrer Beute aufzunehmen. Dabei drehte sie den Kopf hin und her wie ein Radarpeilgerät.
    Brodhir stieß ein lautes Knurren aus, um sie schneller auf sich aufmerksam zu machen und damit zu vermeiden, dass die Nadhr vielleicht doch die Witterung Wargos erhaschte. Sie war durchaus groß genug, den Tropfstein zu erreichen, um sich dann ebenfalls daran hochzuziehen. Doch die Taktik des Wolfes funktionierte, und die Schlange fauchte in seine Richtung. Anders als herkömmliche Schlangen haben Nadhr nicht nur zwei Fangzähne, sondern acht -vier an jeder

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