Der schwarze Prinz
vorüber in die Dunkelheit.
So dicht er und Brodhir konnten, hielten sie sich bei der immer höher steil neben ihnen aufragenden Klippe der Rampe und kamen so schließlich an die rückwärtige Wand der Höhle, hinter der sich weit über ihnen die eigentliche Festung befand. Die Wand war zerklüftet, und Wargo wusste: Einige der tiefer führenden Spalten waren am Ende mit einem weiteren System kleinerer Höhlen verbunden. Eine von ihnen beherbergte eine Quelle, die früher einmal einen Teil der Wasserversorgung der Festung darüber gewährleistet hatte - ehe Laurin im Laufe der vergangenen Jahrhunderte aufwendige Zisternen- und Pumpensysteme entwickelt hatte, die die Leitungen der Burg bequemer von weiter oben speisten.
Kaum jemand kannte diese alte Quelle, und General Hagen und Wargo hatten in der Vergangenheit schon oft diskutiert, ob man sie für die Eroberung Aarhains oder ein Attentat auf Laurin nutzen konnte. Doch sie lag so tief in der Wand, dass es einem Trupp Angreifer unmöglich war, zu ihr zu gelangen, ohne von den Türmen der Rampe aus vernichtet zu werden. Und zu hoffen, dass es einem Einzelnen gelingen würde, Laurin in seiner eigenen Festung zu töten, war Utopie. Aber jemanden aus den Kerkern zu befreien, lag durchaus im Bereich des Möglichen.
Immer wieder in die Dunkelheit lauschend, ob hier unten nicht vielleicht doch Wachen postiert waren, schlich Wargo sich durch die Gänge, bis er schließlich die Höhle mit der Quelle erreichte. Von hier aus führte ein schmaler, spiralförmiger Tunnel in die Höhe - gerade breit genug für einen Mann.
Wargo und sein Wolf betraten den Stollen und machten sich an den Aufstieg. Nach etwa drei Minuten hatten sie die Hälfte des steilen Weges hinter sich gebracht.
Da hörte Wargo das Züngeln - und das Geräusch riesiger über den nackten Stein gleitender Schuppen...
22
Elbenthal
»Ich hätte sie nie alleine losziehen lassen dürfen!« General Hagen stand mit König Alberich auf dem südlichsten der neun Außentürme Elbenthals. Die Verteidigungsposten auf den Mauern waren verdoppelt worden; die Krieger und Kriegerinnen in höchster Alarmbereitschaft. Die Luft wimmelte von Spähern auf ihren Fleymys.
»Svenya ist unsere Hüterin, nicht wir ihre Hüter«, erwiderte Alberich. »Deine Aufgabe war hier, und dem Bericht Yrrs zufolge hättest du allein ihr nicht helfen können.«
»Aber jetzt kann und werde ich ihr helfen.«
»Wie?«
»Da Laurin sie hat, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass das alles nur ein Ablenkungsmanöver war, um uns hier anzugreifen. Ich ziehe mit der Armee nach Aarhain!«
»Und dann? Keine Armee der Welt kann Aarhain ohne Artillerie einnehmen.«
»Dann bringe ich Kanonen.«
»Wie stellst du sicher, dass du mit denen nicht Svenya triffst?«, fragte der König ruhig. »Mein Sohn, fasse dich. Du bist der beste Feldherr, den diese und andere Welten je gesehen haben. Lass nicht zu, dass deine Gefühle dir den Blick trüben. Wargo ist unterwegs. Wenn jemand sie alleine dort herausholen kann, dann er.«
»Und ich soll tatenlos hier herumstehen?!«
»Nein. Sobald Yrr aus Vineta zurück ist, machst du dich zusammen mit ihr, ihren Kriegerinnen und Raik auf den Weg, Gram zu holen, ehe Laurin das Versteck des Schwertes mithilfe des Ortungszaubers ausfindig machen kann. Unsere Mission ist noch immer dieselbe: Wir dürfen nicht zulassen, dass er alle fünf Klingen an sich bringt und ein zweites Tor nach Alfheim oder gar nach Schwarzalfheim direkt öffnet.«
Hagens Blick blieb nach Südwesten gerichtet. So als könne er mit seinem verbliebenen gesunden Auge über die Entfernung hinweg und durch Felsmassive hindurch direkt nach Aarhain schauen.
»Ich soll also wieder die Pflicht vor meine Gefühle stellen?«, fragte er leise.
»Nein, mein Sohn, nur die Logik«, antwortete Alberich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wenn du Gram Laurin überlässt, seid ihr beide verloren, du und Svenya.«
Hagen schloss das Auge und seufzte tief. »Ich würde an ihrer Seite sterben.«
»Und wem, außer den Barden, die euch dafür Heldenlieder spielen würden, wäre damit gedient, sag?«
»Meiner Seele, Vater. Meiner Seele wäre damit gedient. Sie würde endlich Frieden finden. Ein für alle Mal.«
»Dein Herz mag auf der Suche nach vielem sein, Hagen, aber nicht nach Frieden. Ganz bestimmt nicht. Zumindest nicht nach dem Frieden, den nur der Tod bringt. Du bist die Verkörperung des Kampfes und des Lebens.«
»Aber nur, weil ich mich noch nie
Weitere Kostenlose Bücher