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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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gescheut habe, dem Tod ins Auge zu blicken.«
    »Ein Angriff auf Aarhain wäre ein sinnloser Tod.«
    »Svenya würde wissen, dass ich bereit war, für sie zu sterben.«
    »Das weiß sie auch so. So, wie du weißt, dass sie keinen Wert darauf legt, dass einer für den anderen stirbt, sondern will, dass einer für den anderen lebt.«
    »Nimmt der Krieg zwischen Herz und Kopf denn nie ein Ende, Vater?«
    »Es ist kein Krieg. Vielmehr ein ewiger und wilder Tanz.«
    »Sind Euch die Dinge inzwischen so egal, dass Ihr darüber spottet?«
    »Frei von Spott sind meine Worte und mein Herz, Sohn. So wie auch Gleichmut nicht darin zu finden ist. Getrieben ganz allein vom Wunsch, dir deine Bürden zu erleichtern, ist, was ich sage, um dir zu helfen zu begrüßen, was du nicht bekämpfen kannst.«
    Hagen sah die Sehnsucht im Blick seines Vaters und neigte das Haupt. »Verzeiht, mein König.«
    »Ich bin es, der Verzeihung nötig hat, für all das Arg, das ich dir und den anderen zugefügt habe ... in den Jahrhunderten, die zurückliegen, und denen, die noch kommen werden.«
    »Ihr habt unser Volk gerettet.«
    »Habe ich das wirklich, oder habe ich nur seinen Untergang zu einem schleichenden, zu einem quälenden gemacht?«

23
Aarhain
    »Tega Andlit dyrglast.
    Opinberra dhin tryggr edhli.
    Dhin Magn lifnja
    Oegna allr Fjandi
    Enn Virdhingja af dhin Blodh.«
     
    Mehr als ein Dutzend Mal hatte Svenya versucht, ihre Rüstung zu beschwören. In jeden Winkel der kleinen Zelle hatte sie sich dafür gestellt, in der Hoffnung, dass die blockende Magie irgendwo eine Lücke aufwies. Aber nichts - ihr Gefängnis war sicher. Sie kochte vor Wut und ärgerte sich darüber, wie schlecht und langsam ihre Verletzungen verheilten. Ihre Rippen taten noch immer weh, und an einer ihrer Hände konnte sie gerade mal zwei Finger bewegen. Sie setzte sich auf das schmale Bett, um die blutigen Verbände zu lösen. Die Schnitte in ihren Handflächen waren tief, und das Gewebe hatte noch nicht einmal begonnen zu vernarben. Svenya fühlte, dass es noch Tage dauern konnte, bis sie verschwunden sein würden. Sorgfältig wickelte sie die schmalen Stoffstreifen wieder um ihre Hände und begann, das Bett zu untersuchen - ob sie davon vielleicht Teile abbauen könnte, die als Waffe zu benutzen wären; aber die Streben, Rohre und Stäbe waren sorgfältig miteinander verschweißt, und obwohl sie es mehrfach versuchte, in ihrem jetzigen Zustand war sie nicht dazu in der Lage, die Schweißnähte aufzubrechen. Auch der Nachttisch war massiv und fest im Boden verankert. Schließlich akzeptierte sie, dass es im Moment nichts gab, was sie tun konnte, und legte sich wieder auf die Matratze. Doch all ihre Versuche, trotz der Pein in ihrem Brustkorb gleichmäßig und tief zu atmen, schlugen fehl. Es wollten sich weder Ruhe noch Schlaf einstellen.
    Svenya überlegte gerade, wieder aufzustehen, als sie den Schlüssel im Schloss hörte. Sie kauerte sich in die hinterste Ecke ihres Bettes, um im Falle des Falles angreifen zu können. Doch als sie sah, wer es war, der da die Tür öifnete, ließ sie die Anspannung wieder von
    sich abfallen. Gegen den gewaltigen Jötunn hatte sie ohne Rüstung, Waffen und übernatürliche Kräfte nicht die Spur einer Chance. Er passte nicht einmal durch die Tür und schob ihr das Tablett mit einer Schüssel, einem Laib Brot und einem frischen Krug Wasser mit seinem muskelbepackten Arm über den Boden in die Zelle.
    »Hier«, knurrte er undeutlich. »Euer Essen.«
    Ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, zog er die Tür wieder zu. Svenya lauschte - doch sosehr sie ihr Gehör auch anstrengte, sie konnte nicht hören, dass abgeschlossen wurde.
    Vielleicht ist das die Chance!
    Sie holte das Tablett zu sich auf das Bett und untersuchte den Inhalt der Schale. Es war ein Eintopf aus Ziegenfleisch, Zwiebeln, Paprika und Kartoffeln. Weil er nicht mehr richtig heiß war, roch er ein wenig talgig, doch Svenya hatte in ihrem Leben auf der Straße schon wesentlich Schlimmeres gegessen - und sie wollte bei Kräften bleiben. Daher aß sie so lange von dem Gulasch und dem Brot, bis sie satt war, und kippte den Rest auf den Boden. Dann trank sie das Wasser direkt aus dem Krug. Es schmeckte ein wenig süßlich, war aber angenehm kühl und weckte ihre Geister. Auch den Rest des Wassers kippte sie aus. Dann nahm sie ihr Kopfkissen, öffnete die Knöpfe und zog den Bezug ab, um gleich darauf die Tonschale und den Krug hineinzulegen. Anschließend drehte sie den Rest des

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