Der schwarze Prinz
ihn nie wieder anlächeln würde - nicht einmal mehr kamerad- oder freundschaftlich.
Doch ebenso wenig, wie er Gefahr laufen wollte, nie wieder Yrrs Zuneigung zu spüren, konnte er akzeptieren, dass sie sich schlecht fühlte, nur weil er zum eigenen Schutz so abweisend war. Das würde früher oder später in genau der gleichen unerträglichen Konsequenz münden. Also nahm er sich vor, gleich ein wenig freundlicher zu ihr zu sein.
Zeitgleich mit Liff schaltete er die Maschine seines Helikopters ab und aktivierte die Aufzugsplattform, auf der sie gelandet waren. Sie sank hydraulisch gesteuert nach unten und gleich darauf schloss sich die Decke über ihnen. Die Besucher des Schlosses würden dieses Manöver nie zu Gesicht bekommen, weil alle Fenster, die zum Innen-hof zeigten, magisch manipuliert waren und einen gefakten Platz simulierten, mit wechselnden, an die Natur angepassten Jahres- und Tageszeiten und dem jeweiligen Wetter.
Der Aufzug fuhr bis in den Hangar hinab, und zwei Wartungstrupps kamen herbeigeeilt, um die Hubschrauber zu checken und auf dafür vorgesehenen Schienen zu ihren Stellplätzen zu bringen.
Raik stieg aus und nahm das mit seinem Mantel gepackte Päckchen mit Svenyas Schwert und ihrem Speer vom Rücksitz. Yrr, LifF und Reyja stiegen ebenfalls gerade aus. Er ging zu ihnen hinüber und bedeutete LifF und Reyja mit einem Nicken, ihn mit Yrr allein zu lassen. Die beiden Kriegerinnen gehorchten und gingen davon.
Raik trat zu Yrr heran. Er legte ihr die Hand an den Oberarm. »Yrr«, begann er. »Wegen vorhin ... und überhaupt...«
Mit einer harschen Geste wand Yrr sich aus seinem Griff und schaute ihn an, als sei er ein widerwärtiges Insekt, das sie am liebsten zertreten würde. »Wage es nie wieder, mich zu berühren«, zischte sie und folgte Liff und Reyja.
Raiks schlimmste Befürchtung war wahr geworden.
Nein, nicht die allerschlimmste , korrigierte er sich mit vor Herzschmerz mahlenden Kiefern. Wenigstens träumen darf ich noch von ihr.
43
Ostsee
Hier draußen auf offener See, den Blick über Skidhbladhnirs Bug hinweg nicht getrübt von modernen technischen Errungenschaften und Gebäuden, konnte Svenya sich noch sehr viel leichter in die Zeit zurückversetzen, von der Hagen berichtete.
»Nach unserer finalen Flucht hierher nach Midgard«, begann der Elbengeneral, »galt unsere erste Sorge natürlich der Sicherheit unserer Leute. Wir lebten in den Auen, die du heute als Dresden kennst, und wir brauchten unter den ständigen Attacken Laurins Jahrzehnte, sie einigermaßen zu befestigen. Unter anderem dauerte es so lange, weil hier auf der Erde die Magie sehr viel schwächer ist. Das Tor lag schon damals tief auf dem Boden der Höhlen, und auch es selbst musste gesichert werden. So entstand der Kern der Festung Elbenthal, der damals nur zum Schutz des Tores existierte und als Zuflucht vor Angriffen Laurins. Und auch als Schutz vor dem Vordringen der Römer, die damals versuchten, die Lande östlich von Gallien in ihren Besitz zu bringen, bis wir sie davon abhielten, noch weiter vorzudringen. Aber wenn wir uns nicht gerade verschanzen mussten, lebten wir an der Oberfläche. Es gab durchaus Kontakt zu den Menschen, aber in diesen Regionen lebten damals nur sehr wenige von ihnen. Erst als es mit den Jahrhunderten mehr und mehr wurden, zogen wir uns immer weiter in die unterirdische Festung zurück und bauten sie Schritt für Schritt aus.
Meine Begegnung mit Sigurd lag aber noch vor dieser Zeit. Als bekannt geworden war, dass auch Hreidmar und seine Söhne sich mit dem Ring und dem Schatz nach Midgard abgesetzt hatten, gab mein Vater mir den Auftrag, ihn zu suchen. So machte ich mich auf einen langen und mühevollen Weg. Wie bereits erwähnt: Es gab damals in diesen Regionen nur sehr weit voneinander verstreut Menschen, also gab es auch keine Nachrichten ... beziehungsweise sie reisten ausgesprochen langsam. Wenn also jemand Hreidmar begeg-nete und diese Begegnung überhaupt überlebte, so war noch lange nicht gewährleistet, dass man davon erfuhr. Und selbst der beste Jäger braucht Hinweise oder Fährten. So kreuzte ich
jahrzehntelang von Osten nach Westen, Süden und Norden, ohne auch nur eine Spur von Hreidmar oder seinen Söhnen zu entdecken. Ich ging ins Reich der Caesaren, weil ich hoffte, dass dort Neuigkeiten schneller und weiter reisten ... und tatsächlich stieß ich vereinzelt auf Nachrichten von Kämpfen gegen Drachen und Wyrm ... doch sooft ich ihnen auch nachging, so oft
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