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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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handelte es sich bei den Bestien nicht um Fafnir. Also suchte ich weiter; ich war in Sibirien und am Schwarzen Meer, in Indien und China, in der Sahara und in den Dschungeln Afrikas. Doch nirgends auch nur eine Spur. Aber gerade als ich nach Elbenthal zurückkehrte, um Bericht zu erstatten und eine kleine Weile von den Mühsalen meiner Reisen zu ruhen, erreichten mich Gerüchte über einen Drachentöter.
    Nicht mehr daran glauben wollend, dass es sich diesmal um den richtigen Drachen handelte, ging ich dem Gerede dennoch nach. Und so erfuhr ich von Sigurd und seiner Tat - und nicht nur, dass er Faf-nir und Regin getötet haben sollte, sondern dass die beiden Söhne zuvor noch ihren eigenen Vater, Hreidmar, ermordet hatten. Auch von Gold war die Rede und von einem Ring, und mir wurde klar, dass dieser Sigurd ein rechter Prahlhans sein musste, wenn nicht nur Nachrichten von seinen Taten, sondern auch von dem Gold so schnell und so weit in Umlauf kamen - denn der kluge Mann, so hatte And-vari viele Zehntausende Jahre früher schmerzlich am eigenen Leib erfahren müssen, hält seinen Reichtum geheim, wenn er nicht will, dass Neid und Gier geboren und Freunde zu Feinden werden.
    Ich fasste die Menge an Nachrichten zusammen, und aus der Summe aller Informationen und dem Alter der Nachrichten selbst schlussfolgerte ich den Ort, an dem der Kampf zwischen Sigurd und Fafnir stattgefunden haben musste, und suchte ihn auf. Er war tatsächlich so entlegen, dass dort kaum je ein Mensch hinkam, aber schon bald fand ich die Anzeichen dafür, dass hier einmal ein Drache gelebt hatte: verbranntes Gestein, verdorrtes Geäst und einen von harten Schuppen geschliffenen Pfad. Am Ende entdeckte ich schließlich auch die Kadaver der beiden Hreidmarssöhne - oder vielmehr nur noch die von Aasfressern und Ungeziefer abgenagten und von der Sonne gebleichten Knochen. Von hier aus war es für mich ein Leichtes, die Höhle zu finden, in der der Drache gehaust hatte. Doch von dem Schatz gab es keine Spur. Die Höhle war leer. Aber um ganz sicher sein zu können, ging ich tiefer in das Labyrinth hinein - es war ja nicht auszuschließen, dass Sigurd den Ring vielleicht übersehen und liegen gelassen haben mochte. Und wenn ich ihn hier doch noch fand, sollte er den Rest des Schatzes ruhig behalten.
    So kam es, dass ich Oegis begegnete. Wir werden wohl nie erfahren, mit welchem Wesen Fafnir ihn gezeugt hat, aber es muss sehr mächtig gewesen sein. Denn obwohl noch ganz jung, war Oegis damals schon stärker als sein Vater. Doch ich greife vor.
    Immer weiter drang ich in die Tiefen der Höhle - auf der Suche nach dem Ring; und da ich vereinzelt tatsächlich vergessene Schmuckstücke fand, gab ich nicht auf und setzte meinen Weg fort. Mehr als eine Meile hatte ich inzwischen in dem Labyrinth zurückgelegt, als ich vor mir ein leises Schnauben hörte. Ich war verwundert, woher es wohl stammen mochte; schließlich hatte ich das Skelett Fafnirs ja mit eigenen Augen gesehen. Ich fragte mich, ob es vielleicht Hreidmar sein mochte - vielleicht waren die Geschichten, dass Fafnir und Regin ihn ermordet hatten, ja gelogen. Jetzt musste ich vorsichtig sein - denn Hreidmars Stärke war groß, und es war ungewiss, ob ich ihr gewachsen sein würde. Eigentlich wäre es klüger gewesen, umzukehren und Verstärkung zu holen, aber wie gesagt: Ich wusste damals nicht, ob der Ring sich nicht vielleicht noch in der Höhle befand, und es stand zu befürchten, dass, wenn ich die Höhle nun verließ, ihr jetziger Bewohner und der Ring in der Zeit, die ich brauchen würde, um mit Verstärkung zurückzukehren, für immer verschwanden.
    So zückte ich meine Waffen und schlich weiter. Schließlich kam ich in den untersten Teil der Höhle - und dort sah ich ihn zum ersten Mal: Oegis. Er lag schlafend auf einem winzigen Haufen Gold inmitten eines halben Dutzends zerschlagener Dracheneier und der Skelette kleiner Drachen. Er hatte seine eigene Geschwisterbrut getötet und gefressen.
    Du musst dir vorstellen, er war damals, als ich ihn fand, nicht sehr viel größer als ein Pferd. Kein großer Gegner, glaubte ich. Und bekämpfen musste ich ihn, um das wenige Gold, das er sich aus dem, was Sigurd vergessen oder einfach liegen gelassen hatte, zusammengehäuft hatte, daraufhin untersuchen zu können, ob sich der Andvaranaut darunter befand. Wir wissen inzwischen, dass ich seine Macht falsch eingeschätzt habe - diese Fehleinschätzung kostete mich ein Auge. Mein Vater hätte es damals

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