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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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mein Interesse an dem Ring immer ein größeres war und sein würde als an ihm ... dass meine Loyalität in erster Linie meinem Vater gehörte und unserem Volk.
    Ich erzählte ihm die ganze Geschichte des Ringes - davon, dass er rechtmäßig meinem Vater gehörte ... doch von alldem wollte Sigurd nichts mehr wissen. Die Erkenntnis, bei all seiner Kraft nie etwas anderes gewesen zu sein als der kurzlebige Spielball höherer Mächte, war mehr, als zu verkraften er in der Lage war, und er schwor, den Ring in den Tiefen des Meeres zu versenken, wo ihn weder Odin noch mein Vater jemals wieder finden würden, wenn ich ihn nicht auf der Stelle tötete.«
    Svenya sah mehr, als sie es hörte, dass Hagen tief seufzte. Seine Kiefer waren fest aufeinandergepresst. Und dann erkannte sie, wie aus seinem gesunden Auge eine Träne über seine Wange lief und sich mit vereinzelten Tropfen Gischt vermischte.
    »Hätte er sich nicht, nach allem, was er hinter sich hatte ... was er erreicht hatte ... hätte er sich da nicht zufriedengeben können damit, die letzten Jahrzehnte seines Lebens irgendwo in Frieden und Ruhe zusammen mit seiner Familie zu verbringen? Ich hatte ihm gesagt, dass er all sein Gold behalten könnte ... dass es mir einzig um den Ring ging. Er hätte ein Leben führen können, von dem andere nur träumen ... reich, sorglos, gesund. Auch Odin hätte keinen Grund mehr gehabt, ihn zu piesacken, nachdem Sigurd den Ring wieder seinem rechtmäßigen Eigentümer übergeben hätte. Aber wahrscheinlich war er einfach zu besonders, als dass er überhaupt dazu m der Lage gewesen wäre, ein normales Leben zu führen.
    So starb denn der Letzte der Völsungen durch meine Hand ... in meinen Armen ... in einem Wald hier auf Burgundaholmr.« Hagen deutete auf die Insel zurück, die inzwischen weit hinter ihnen lag.
    »Ich nahm den Schatz und den Ring an mich und brachte beides zurück nach Elbenthal. Das Schwert Balmung übergab mein Vater Brynhild, auf dass sie es hüte, und ich selbst versteckte Gram, die Klinge, die Odin geschmiedet und zerbrochen und Regin wieder zusammengefügt hatte. Zusammen mit den anderen drei waren die Klingen der Notfallplan meines Vaters, um, wenn nötig, mit ihrer Magie ein zweites Tor in die Schattenwelten zu öffnen.«
    Aber für einen Moment lang dachte Svenya überhaupt nicht an die Schwerter und an ihre Mission. Sie fragte sich, wie schrecklich es wohl für Hagen gewesen sein mochte, Schicksal gespielt haben zu müssen für einen Verfluchten ... was dadurch, ähnlich wie in Sigurd, in ihm zerbrochen sein musste ... und natürlich auch, ob es mit ihr das Gleiche war ... denn sosehr sie es sich auch wünschte, sie waren einander unter beinahe den gleichen Umständen begegnet... sie war verflucht, und er überbrachte ihr ihr Schicksal ... aber anders als Sigurd hatte sie es angenommen ... wenn auch unter ihren Bedingungen. Und anders als bei Sigurd hatte Hagen ihr gegenüber von Anfang an mit offenen Karten gespielt... zumindest im Rahmen des Möglichen. Weder hatte er sie über seine Identität im Unklaren gelassen, noch über die Tatsache, dass er sie damals eher getötet hätte, als sie in die Hände des Feindes fallen zu lassen. Kein doppelter Boden - alle Karten auf dem Tisch. Nun ja, fast alle. Ihre eigene Identität war das große Fragezeichen ... wie für Sigurd zu Beginn. Und vielleicht lag auch in seiner Geschichte, der Legende des Drachentöters und seiner Herkunft, einer der Gründe verborgen, warum sie so gut damit leben konnte, ihre eigenen Ursprünge nicht zu kennen ... oder sich zumindest damit arrangiert hatte: Sie wollte nichts wissen, was die Dinge, die waren - und die gut waren, wie sie waren -ändern würde. Sie liebte ihr neues Zuhause ... und den rätselhaften Mann an ihrer Seite ... ihre Freunde ... ja, selbst ihre Aufgabe als Hüterin. Schon lange und auch oft, ehe Hagen ihr die Geschichte
    Sigurds und auch die von Freyr und Alba erzählt hatte, hatte sie gespürt, dass das Ergründen der ganzen Wahrheit ihrer Herkunft durchaus nicht nur den Fluch als Gefahr barg ... dass da vielleicht noch etwas war, das möglicherweise gar nichts zu tun hatte mit Magie oder Zauberkraft ... und dass sie, wenn sie es herausfand, weit mehr riskieren würde als nur ihre Unsterblichkeit, ihre jetzige Aufgabe und ihren Wohlstand. Und damit begriff sie etwas noch sehr viel Entscheidenderes: Wenn es so war und Hagen davon wusste, dann hatte er triftige Gründe für sein Schweigen ... so wie für alles

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