Der schwarze Prinz
dass er doch nun zumindest die Rache für den Tod seines Vaters hatte ... und dass von dem Handelsabkommen doch auch er profitieren könne - wenn er Gjükis Tochter Gudrun heiraten würde. Das ist jedoch, wie schon erwähnt, eine ganz andere Geschichte - für hier sei so viel gesagt, dass Sigurd am Ende zustimmte ... und mir deshalb meine Belohnung schuldig blieb: den Ring meines Vaters. Er berief sich darauf, dass er mir den für den Thron versprochen hatte, und da er den Thron nicht bekam, sollte auch ich den Ring nicht bekommen.
Trotz all seiner Fehler war er mir in der Zeit, die ich ihn nun begleitete, sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte erkannt, dass es nicht seine waren - zumindest er sie nicht verschuldet hatte. Sigurd war lediglich das Ergebnis der Intrigen eines habgierigen Gottes und zweier nicht minder gieriger Monster - Fafnir und Regin. Und genau betrachtet war ja auch mein eigener Vater als Schöpfer des Fluches nicht unschuldig an seinem Los. So fasste ich den Entschluss, als Beschützer an seiner Seite zu bleiben, um ihm dabei zu helfen, sein Schicksal auch gegen Odin und die Unbill des Fluches zu meistern. So manchen Kampf focht ich an seiner Seite und half ihm, den Machtbereich der Burgunden auch auf dem Festland auszuweiten, und viele frohe und zufriedene Jahre gingen ins Land. Doch zugleich verstrickte Sigurd sich immer mehr in den Konsequenzen seiner früheren Taten. Er hatte - in dem Teil der Geschichte, den zu erzählen zu weit geführt hätte - die Walküre Brynhildr betrogen, einmal unabsichtlich und einmal in vollem Bewusstsein. Er hat nie aufgehört, mit seinem Gold zu prahlen und damit, dass er und nicht Gjükis Sohn Gunnar für den Erfolg der Königsfamilie verantwortlich zeichnete, und mehr als einmal gefordert, dass er an Gunnars statt zum Thronfolger ernannt wurde. Brynhild, die inzwischen mit Gunnar verheiratet war, und Gunnar planten seinen Tod - aus Rache, aber in der Hauptsache, um den Thron für Gunnar und ihre Kinder zu sichern. Ich erkannte die drohende Katastrophe und versuchte, Sigurd zu warnen. Doch er hielt sich für unbesiegbar und unternahm nichts. Nun war aber Brynhild ebenfalls eine Feindin des Odin und zudem eine alte Verbündete meines Vaters ... sie hatte obendrein das Recht auf ihrer Seite - sodass ich mich aus Loyalität heraus nicht gegen sie stellen durfte; zumal infrage steht, ob ich stark genug gewesen wäre, gegen sie anzutreten.
Ich beratschlagte mich mit meinem Vater - und er verriet mir, dass Brynhild mit ihrem Einverständnis gar das Werkzeug seines Fluches war. Da bat ich ihn um einen Gefallen. Ich fragte ihn, ob er den Fluch gegen Sigurd aufheben könne, wenn dieser den Ring freiwillig herausgab. Er sagte, der Preis sei hoch, aber möglich wäre es.
Also ging ich mit Sigurd in den Wald und bat ihn um den Ring. Ich sagte ihm, dass er damit den Fluch abwenden würde und zwischen ihm und seinem Schwager und seiner Schwägerin wieder alles zum Besten geriete. Doch er wollte mir nicht glauben. Obwohl ich so viele Jahre an seiner Seite gestanden und für ihn gekämpft hatte, hielt er mich für einen Verräter und einen Agenten Odins. Es half nichts, dass ich ihm - nun schon zum zweiten Mal - schwor, nicht in den Diensten des Asen zu stehen. Er zog sein Schwert und griff mich an. Wie schon Jahre zuvor besiegte ich ihn rasch und verlangte die Herausgabe des Ringes. Doch er gab sich nicht geschlagen -immer und immer wieder stand er auf und griff mich an. Er schrie, ich solle ihn töten, wenn ich den Ring wolle - auf dass der Fluch dann mich träfe. Ich erklärte ihm, dass der Fluch mir nicht galt -selbst wenn ich ihn töten würde. Und so erfuhr er, dass ich der Sohn Alberichs war. Nun klagte er mich an, dass unsere Freundschaft nur eine Lüge war und dass auch ich ihn nur benutzt hatte und sein Schicksal manipuliert - da half es nichts, dass ich ihm versicherte, stets nur versucht zu haben, ihn zu schützen ... und auch jetzt nichts weiter wollte, als dass er lebe. Doch er beschuldigte mich, dass es einzig der Ring sei, der mich interessierte - und er, der Mensch, mir völlig gleich.
Ich sah den Schmerz in seinen Augen und die Verzweiflung ... den Hass auf die Welt und seine Schöpfer ... vor allem aber den Hass auf mich - geboren aus enttäuschter Liebe und gebrochenem Vertrauen. Und sosehr mein Herz auch wünschte, es sei anders, so musste ich doch zugeben, dass sein Vorwurf nicht ungerecht war ... dass bei all meiner Zuneigung zu ihm und meinem Mitgefühl
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