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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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gefahren ... ein Stromstoß, der durch sie hinweg in Loga hineinraste und ihn von ihr fort schmetterte. Der Gargoyle röhrte auf vor Schmerz, krachte mit Wucht gegen die Wand und sackte bewusstlos zu Boden.
    Hagen ließ die Chance der Ablenkung nicht ungenutzt. Er sprang nach vorne und schlug zu.
    Die Göttin aber reagierte schneller, als er erwartet hatte, wehrte mit der Klinge seine Axt zur Seite ab und schlug im Rückwärtsschwung in Richtung seines Kopfes. Gerade noch rechtzeitig brachte er den Schild dazwischen und fing den Schlag ab. Die Wucht aber und die Kraft dahinter waren so groß, dass er drei Schritte seitwärts taumelte.
    Yrr-Hel sprang nach, aber Hagen hatte sich schon wieder gefangen und hechtete ihr entgegen - die Axt mit Schwung nach oben reißend und sie zum Ausweichen zwingend.
    »Huhu«, machte die Göttin. »Nicht schlecht.«
    Hagen fand seinen Takt, ging mit einer Serie von mörderischen Schlägen zum Angriff über, und Svenya wollte laut aufschreien, um ihn davon abzuhalten. Doch ebenso wenig, wie sie sich bewegen konnte, konnte sie auch nur einen einzigen Laut von sich geben. Der Ton erstickte in ihrer Kehle. Aber sie durfte nicht zulassen, dass Hagen seine eigene Tochter tötete, nur um Hel auszuschalten! Auf gar keinen Fall. Außerdem war Svenya sicher, dass Hel sich gleich darauf einen neuen Körper nehmen würde. Yrrs Tod wäre also nicht nur fatal - er wäre auch völlig sinnlos.
    Doch Hagen schlug zu ... und zu ... und zu ... während die Göttin nur mit knapper Not auswich und so gut es ging seine Hiebe mit dem Schwert parierte.
    Das Duell zwischen Hagen und Yrr tatenlos mit ansehen zu müssen, war grausam, noch gespenstischer aber fand Svenya, dass Yrr-Hel dabei die ganze Zeit amüsiert schmunzelte - wie jemand, der wirklich nichts zu verlieren hat.
    Svenya zwang sich dennoch zur Konzentration, um den Zauber zu weben, mit dem sie ihren Panzer aufblähen konnte, und damit vielleicht die lähmende Blase von innen heraus zu sprengen - wie sie es in Vineta mit der tödlichen Umarmung Lau’Leys getan hatte.
     
    Ki-za Me-Lam
    Su-ub nag ama-argi
    Mud usu sen.
     
    Den Takt dazu fand sie im stählernen Krachen der Axt Hagens, den die Göttin immer weiter zurücktrieb.
    Warum zur Hölle setzt sie ihre Blitze nicht ein ?, wunderte sich Svenya, während sie spürte, dass ihr Panzer zu wachsen begann,
    und sie sich allmählich in dem Spielraum, den er dadurch in der Blase schaffte, schon ein klein wenig wieder bewegen konnte.
    Da tat Yrr-Hel noch etwas viel Seltsameres: Sie ließ das Schwert sinken und stellte sich dem nächsten Schlag Hagens ganz absichtlich vollkommen schutzlos in den Weg.
    Hagen schrie auf und riss seinen Körper gerade noch herum ... sodass sein Hieb im allerletzten Moment an Yrr-Hel vorbeiging und Funken stiebend in den Felsboden krachte.
    »Hah!«, lachte die Göttin triumphierend auf. »Dachte ich es mir doch: Du kämpfst nur zum Schein. Du wolltest mich lediglich glauben lassen, dass du deine eigene Tochter kaltblütig töten würdest, nur damit ich ihren Körper verlasse.« Sie kickte mit dem rechten Bein nach vorne, erwischte Hagen am Brustpanzer und schleuderte ihn weit nach hinten.
    Svenya war verwirrt... und erleichtert... darüber, dass Hagen nie vorgehabt hatte, Yrr wirklich zu verletzen. Und sie war sauer auf sich selbst. Sauer darüber, dass sie auch nur einen Moment lang geglaubt hatte, er würde es tun. Und auch ein wenig traurig ... weil Hagens Vergangenheit - und auch ein Teil ihrer gemeinsamen - Anlass dazu gab, ihm solche Härte entgegen seiner eigentlichen, inneren Gefühle zuzutrauen.
    Der Elbengeneral wollte sich gerade wieder auf die Füße rappeln, als Yrr-Hel anlief und noch einmal zutrat. Wieder wurde er durch die Luft geschleudert, als wöge er nichts. Die Göttin setzte nach und trat ein drittes Mal zu. In ihrem zweifarbigen Gesicht leuchtete sadistische Freude. Freude am Quälen.
    Svenya musste sich zusammenreißen, um sich wieder darauf zu konzentrieren, ihren Panzer zu dehnen. Das war der einzige Weg, Hagen, der schon kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren, zu retten. Es lief bereits Blut aus seinen Mundwinkeln - das ließ auf erste innere Verletzungen schließen.
    Von unter seinem kraftlos flatternden Lid heraus schaute er von da, wo er lag, zu Svenya herüber, und Svenya glaubte, in diesem Blick etwas Flehendes zu entdecken - da verstand sie, dass er ihre Hilfe nicht nur brauchte, sondern auch suchte. Dass er nicht dazu in der Lage

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