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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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war, seine eigene Tochter zu töten ... und dass dies Svenyas Schuld war ... weil sie sein Herz berührt und wiedererweckt hatte ... und ihn durch ihre eigenen Taten daran erinnerte, dass die Loyalität gegenüber den Menschen, die man liebt, mehr zählt als die gegenüber irgendeiner sogenannten übergeordneten Sache. Sein Blick verriet außerdem, dass er die Hoffnung hatte, ja vielleicht gar die Zuversicht, dass Svenya einen anderen Weg finden würde als den, Yrr zu töten. Trotz der irrsinnigen Gefahr, in der sie schwebten, durchströmte ein warmes Gefühl des Glücks Svenyas Herz - denn das eine war eine Schuld, die sie nur zu gerne auf sich nahm ... eine Verantwortung, die sie voller Stolz und Freude trug ... und das andere war ein Beweis seines Vertrauens. Das Glücksgefühl verstärkte ihre Kraft in einem plötzlichen Impuls um ein Vielfaches ... und die lähmende Blase, in der sie gefangen war, platzte.
    »Stopp!«, rief Svenya, während Yrr-Hel gerade im Begriff war, ein weiteres Mal zuzutreten.
    Die Göttin hielt inne und drehte sich zu ihr herum.
    »Du stellst meine Geduld wirklich auf eine harte Probe«, sagte sie und ging langsam, mit den geschmeidigen Schritten einer Raubkatze, auf Svenya zu.
    »Was willst du hier in Midgard, Hel?«, fragte Svenya, die sich zusammenreißen musste, um dem zweifarbigen Blick standzuhalten und nicht zurückzuweichen.
    »Nichts will ich hier, verdammt!«, knurrte die Göttin. »Nur weg. Zurück will ich. Und dazu brauche ich das Schwert.«
    Svenya wog Gram in ihrer linken Hand - die Klinge war ganz offenbar größer und schwerer als Skalliklyfja, fühlte sich aber leichter an ... um einiges leichter. Svenya konnte einen Teil der brachialen Magie spüren, die in ihr floss.
    Yrr-Hel blieb außerhalb der Reichweite des Schwertes stehen, und Svenya las Vorsicht in ihren Augen.
    »Du willst lediglich weg von hier?«, fragte Svenya misstrauisch.
    »Nach Hause.«
    »Ich kann nicht zulassen, dass du ein Tor von hier nach Hel baust«, sagte Svenya eisern.
    »Dann wirst du wohl versuchen müssen, mich davon abzuhalten«,
    antwortete die Göttin. »Aber wie? Wenn du, anders als Einauge, nicht zögerst, diesen Leib, den ich mir geliehen habe, zu vernichten, nehme ich mir vielleicht einfach deinen ... und dann will ich den sehen, der mich noch aufhält.«
    Svenya hätte beinahe gefragt, was an ihrem Körper so besonders war, aber sie merkte gerade noch rechtzeitig, dass sie damit eine Frage nach ihrer eigenen Identität stellen und dadurch den Fluch auf sich herabrufen und vollkommen hilflos sein würde. Stattdessen sagte sie: »Ich glaube nicht, dass du das kannst.«
    »Tust du nicht?«
    Svenya schüttelte den Kopf. »Wenn du meinen Körper übernehmen
    könntest, hättest du das schon gleich in Vineta getan, statt erst auf Yrr zu warten.«
    »Hm. Womöglich war er dort nur zu schwer verletzt«, gab die Göttin zu bedenken.
    »Womöglich«, räumte Svenya ein. »Aber ich glaube es trotzdem nicht. Das ist auch nicht relevant. Selbst wenn ich Yrr töte - wozu ich ebenso wenig in der Lage und bereit bin wie Hagen - würdest du Lau’Leys Körper übernehmen und danach den von Loga oder auch den Hagens. Doch vielleicht weiß ich eine andere Möglichkeit, wie du nach Hause zurückkehren kannst.«
    »Nein«, rief Hagen schwach und raffte sich schwerfällig auf.
    »Eine andere Möglichkeit?«, fragte die Göttin, und Svenya konnte an der Stimme hören, dass sie ihre Neugier geweckt hatte.
    »Ja«, sagte Svenya. »Es existiert bereits ein Tor. Von Midgard nach Alfheim. Und von Alfheim kommst du doch ganz bequem nach Hel, oder?«
    »Es gibt schon ein Tor?«, fragte die Göttin.
    »Ja. Du müsstest nicht erst ein neues zaubern.«
    »Wir können sie nicht nach Elbenthal lassen«, rief Hagen. »Sie würde es zerstören.«
    »Nicht, wenn wir ihr dazu keinen Grund geben«, sagte Svenya. »Das ist doch so, oder, Hel?«
    »Sie ist die Tochter Lokis«, gab Hagen knurrend zu bedenken.
    Die Göttin neigte den schwarz-weißen Kopf zur Seite. »Das Verhältnis zwischen meinem Vater und mir ist nicht gerade das beste. Ich will nur nach Hause. Wenn mich daran niemand hindert, muss niemand sterben.«
    »Dann lass uns einen Pakt schließen«, schlug Svenya vor. »Ich schwöre, dass ich dich zu dem bereits existierenden Tor bringe, wenn du mir dafür schwörst, niemanden mehr zu töten oder zu verletzen auf dem Weg dorthin oder hindurch.«
    »Hm«, machte die Göttin. »Das klingt nach einem fairen Handel.

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